Der VfB Stuttgart gastiert am Mittwoch bei der Borussia in Mönchengladbach. Der anfangs so erfolgreiche Trainer André Schubert steht dort mittlerweile unter kritischer Beobachtung.

Mönchengladbach - Für die meisten Menschen ist der eintönige Alltag des Winters kein besonders großes Vergnügen. Es ist kalt, grau, das Verlangen nach dem Frühjahr wird immer größer, und diese Sehnsucht nach Wärme teilt sicher auch André Schubert. Aber den gleichförmigen Alltag dieser Wochen weiß der Trainer von Borussia Mönchengladbach sehr zu schätzen. „Aufgrund der vielen Spiele mit Englischen Wochen hatten wir in der Hinrunde wenig echte Trainingsphasen“, sagt er, erst jetzt, wo der Club aus allen Pokalwettbewerben ausgeschieden ist, kann Schubert endlich in Ruhe an den Feinheiten seines Fußballs arbeiten. Und das ist auch dringend nötig. Denn sein großes Projekt am Niederrhein ist irgendwie ins Stocken geraten.

 

Zunächst hatte das Team unter Schubert, der im September den zurückgetretenen Erfolgstrainer Lucien Favre beerbte, ja sechsmal in Folge gewonnen. Zehnmal blieb die Mannschaft unbesiegt, erspielte in den goldenen Herbstwochen 26 Punkte, und Schubert erhielt einen Vertrag bis 2017. Dieser Saisonabschnitt endete mit einem imposanten 3:1-Sieg gegen den FC Bayern, Borussia Mönchengladbach war unter Schuberts Anleitung von Rang 18 auf Platz drei geklettert. In den acht Partien danach erspielten die Gladbacher dann aber nur noch insgesamt zehn Punkte und schieden aus der Champions League und dem DFB-Pokal aus.

Die Auswärtsbilanz ist mager

Die Mannschaft habe im Oktober und November „überperformt“, sagt Schubert, die sagenhafte Erfolgsserie dürfe nicht der Maßstab sein. Und dennoch ist der Glanz des 44-Jährigen ein wenig verblasst. Denn die Borussia hat bereits 40 Gegentreffer zugelassen, selbst Hoffenheim (36) und Hannover (38), die beiden Clubs von den direkten Abstiegsrängen, verfügen über eine stabilere Defensive. Und die Auswärtsbilanz ist ähnlich mager: Seit Oktober haben die Gladbacher nicht mehr jenseits des heimischen Borussia-Parks gewonnen. Aber nicht nur deshalb wird Schubert im Clubumfeld derzeit mit kritischem Blick beobachtet. Der alltägliche Umgang mit dem studierten Germanisten verläuft nicht immer konfliktfrei.

In Interviews kommt es immer wieder zu Kontroversen, die in einem ungewohnt kritischen Beitrag im Bezahlfernsehen gipfelten. Dort wurde Schubert als dünnhäutig und eigensinnig dargestellt. Die Entstehung dieses Beitrags sei „freundlich formuliert nicht ganz glücklich gewesen“, sagt Schubert dem „Express“. „Mehr Kommentar ist dieser Bericht nicht wert. Mit so etwas müssen wir leben, das gehört dazu.“

Schon beim FC St. Pauli hat es Probleme gegeben

Beim FC St. Pauli hatte Schubert zwischen 2011 und 2012 allerdings ähnliche Probleme – und zwar nicht nur mit Leuten aus dem Umfeld. Dort beschwerte sich der Mannschaftsrat beim damaligen Manager Helmut Schulte und beim Präsidium über Mängel in der Kommunikation sowie einen rüden Umgangston des Chefs. Schubert gibt zu, dass ihm damals Fehler passierten, versichert aber, dass er sich geändert habe. „Ich bin ruhiger und gelassener geworden, will Dinge nicht zu schnell überbewerten und mache mir das Leben auf diese Art leichter“, sagt er. Aber sein Missfallen, wenn er mit in seinen Augen dummen Fragen konfrontiert wird, ist immer noch deutlich spürbar. Die Herzen der Menschen hat dieser Mann noch nicht erobert.

Unbestritten sind allerdings seine Fachkenntnisse. Im Moment arbeitet er mit seiner Mannschaft an einer feineren Balance zwischen Offensive und Defensive. „Wir nehmen in manchen Situationen einen Tick zu viel Risiko“, sagt der Sportdirektor Max Eberl. „Wir sind eine fußballerisch gute Mannschaft, müssen aber lernen, manchmal einfacher zu spielen und nicht so risikobehaftet. Ein schmaler Grat.“

Dem VfB Stuttgart ist es auch schon so ergangen

Am Sonntag in Augsburg trugen die Gladbacher erneut viel zu einem wunderbaren Fußballnachmittag bei, sie spielten mutig und schnell, die Partie wogte hin und her, es war intensiv und spannend. Doch am Ende gewannen sie wieder nicht. Nach dem 1:0-Sieg gegen den 1. FC Köln vor zehn Tagen hofften die Anhänger, dass die Abwehr etwas stabiler geworden sei, nun ließen sie erneut zahllose Großchancen zu, mehrmals rettete in Augsburg der Pfosten. Nur zwei der jüngsten sieben Pflichtspiele hat das Team gewonnen, dieser Trend spricht nicht für den Trainer.

Teams mit brillanten Offensivfähigkeiten sind schon oft ins Mittelmaß oder gar in den Abstiegskampf abgestürzt – auch die Menschen beim VfB Stuttgart sind mit diesem Phänomen vertraut. Im Moment bereitet es den Gladbachern Kopfzerbrechen.