Die Telekom hat die ersten privaten Glasfaser-Internetanschlüsse freigeschaltet. In der Region Stuttgart profitiert nur Kornwestheim von dem neuen High-Speed-Internet. Anderswo muss man auf kleine Anbieter hoffen – oder eben langsamer surfen.

Stuttgart - Glasfaserleitungen bis ins Wohnzimmer versprechen ein besonders schnelles Internetvergnügen – nämlich Downloadraten von bis zu 25 Megabyte pro Sekunde. Ein Musikalbum mit hoher Tonqualität könnte damit in weniger als fünf Sekunden heruntergeladen werden. Solch hohe Geschwindigkeiten sind nun in Kornwestheim und Rastatt möglich. Diese Städte zählen zu den zwölf Pilotkommunen, wo die Telekom seit Anfang 2011 ihr Glasfasernetz ausgebaut hat.

 

„Der Datenhunger in Deutschland wächst“, sagt ein Telekom-Sprecher. Ein Datenhunger, dem die Infrastruktur auf lange Sicht nicht mehr gewachsen sei. Deshalb baut die Telekom das Glasfasernetz aus – parallel zu anderen Anbietern, die ebenfalls mit schnellem Internet um neue Kunden werben. So erweitert Netcologne in Köln und Aachen sein Glasfasernetz beständig; in München sind die dortigen Stadtwerke in Sachen Glasfaser aktiv. Darüber hinaus gibt es weitere kleinere Netzbetreiber wie etwa kommunale Stadtwerke.

In Großstädten ist das Netz noch nicht so ausgereizt

Vergangene Woche wurden in Baden-Württemberg die ersten Glasfaser-Anschlüsse der Telekom freigeschaltet. Man konzentriere sich zunächst auf mittelgroße Städte wie Kornwestheim, Offenburg und Rastatt, weil dort die technische Infrastruktur übersichtlicher sei, so der Telekom-Sprecher. In Großstädten wie Stuttgart sei das Netz, das derzeit mit VDSL-Technologie Downloadraten bis zu sechs Megabyte pro Sekunde hergibt, noch nicht so stark ausgereizt wie in kleineren Kommunen.

Ein weiterer Grund, warum Großstädte zunächst weitgehend außen vor sind: Das Verlegen von Glasfasernetzen ist aufwendig, die Netz- und Infrastruktur häufig zersplittert und der Ausbau mit erheblichen Belastungen für die Bürger verbunden. In Kornwestheim waren beispielsweise Gehwege und Straßen monatelang aufgerissen. Immerhin habe man die Bauarbeiten mit ohnehin notwendigen Gehwegsanierungen verknüpft, berichtet der Erste Bürgermeister Dietmar Allgaier. Zudem sei schnelles Internet ein Standortvorteil und werte Immobilien auf.

Die Anbieter sind beim Ausbau zurückhaltend

Die Telekom geht wie auch die anderen Anbieter beim Ausbau des Glasfasernetzes zurückhaltend vor. In den jeweiligen Ausbaugebieten müssen achtzig Prozent aller Haushalte dem Verlegen eines Glasfaseranschlusses zustimmen. Dafür muss ein vier Zentimeter dickes Loch gebohrt und die Glasfaserkabel bis in die Wohnung gelegt werden. Die Netzanbieter leisten diesen Einbau in der Einführungsphase meist kostenlos; wer im Nachhinein einen Anschluss beantragt, muss für die Baukosten selbst aufkommen. Die Telekom verlangt von Ausbau-Gemeinden wie Kornwestheim, dass diese bei der Vermarktung mithelfen.

Nicht alle Wohnungen, in denen ein Glasfaser-Anschluss liegt, nutzen die neue Technologie auch. In Kornwestheim haben laut dem zuständigen Telekom-Mitarbeiter Dietmar Gärtner von den 7650 angeschlossenen Wohneinheiten derzeit 650 einen Vertrag für einen entsprechenden Datentarif unterschrieben. Deutschlandweit liegt die Zahl der Anschlüsse laut dem Telekom-Sprecher bei 170.000; die Zahl der tatsächlichen Nutzer wollte der Sprecher nicht nennen. Die neuen Anschlüsse können ab 54,95 Euro monatlich genutzt werden; für die höchste Geschwindigkeit wird ein Aufschlag von fünf Euro fällig.

Glasfaser-Internet gibt es nun neben Kornwestheim, Offenburg und Rastatt in Brühl / Baden, Neu-Isenburg, Ingolstadt, Potsdam, Hannover, Braunschweig, Hennigsdorf und Mettmann. Die Telekom will den Netzausbau nun in Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein vorantreiben. Die im Bundesverband Glasfaseranschluss zusammengeschlossenen Netzunternehmen wollen laut Verbandsangaben bis 2015 rund 1,8 Millionen Haushalte in Deutschland mit Glasfaseranschlüssen versorgen. Zu der Frage, ob es für Stuttgart Pläne zum Ausbau des Glasfasernetzes gebe, wollte sich der Telekom-Sprecher nicht äußern.