Für Gleitschirmpiloten in der Region ist der Kleinheppacher Kopf im Rems-Murr-Kreis eine gute Adresse – mit launischen Bedingungen. Wir waren mit einem Experten unterwegs.

Korb - Der Aufwind ist nicht berauschend an diesem warmen Sommermorgen. Aber Andreas Koppenhöfer ist erfahren und couragiert genug, auch bei einem lauen Lüftchen mit seinem Gleitschirm abzuheben. Er steht auf der steil abfallenden Wiese unterhalb des Kleinheppacher Kopfes bei Korb (Rems-Murr-Kreis) und beobachtet den Luftsack neben dem Startplatz. Der baumelt schlapp an seiner Stange. Doch den nächsten, kaum spürbaren Hauch nutzt das Mitglied des Vereins „Die Remstäler“ für den Start. In wenigen Sekunden zieht er an den Leinen, bis die Kammern mit Luft gefüllt sind und der gelbe Schirm über ihm steht. Dann läuft er los, wenige Meter den Abhang hinab, ehe er abhebt, sich in den Sitzgurt schwingt und in einer weiten Schleife über die Weinberge hinweg in Richtung Tal schwebt.

 

Gerade einmal zweieinhalb Minuten in der Luft

Das dauert bei diesen eher fluguntauglichen Bedingungen nicht allzu lange. In gerade einmal zweieinhalb Minuten ist Andreas Koppenhöfer die 150 Höhenmeter von dem 420 Meter hohen Hausberg der Remstäler hinunter zum Landeplatz am Ortsrand von Korb geflogen. Bei ordentlicher Thermik – der beste Flugmonat am Kopf sei der Januar, erklärt Koppenhöfers Vereinskamerad Hans-Peter Klein – kann so ein Flug schon mal bis zu vier Stunden dauern und viele Kilometer weit führen. Dann kann einen der Schirm schon einmal vom Rems-Murr-Kreis bis nach Aalen oder an den Main und vom Hohenneuffen (Kreis Esslingen) bis an den Bodensee tragen, berichten Koppenhöfer und Klein von beachtlichen Streckenflügen einiger Vereinskameraden.

Daran ist an einem so wolkenlosen Hochsommertag freilich nicht zu denken. Abgesehen von zwischenzeitlich mageren fünf Metern Höhengewinn geht der Flug von Andreas Koppenhöfer stetig abwärts – und das sogar mit einem Sinkflug von 3,7 Metern pro Sekunde, wie der beim Gleitschirmfliegen vorgeschriebene Höhenmesser dokumentiert. „Das ist absaufen“, sagt der Pilot kurz und prägnant, um dann mit umso größerer Begeisterung von seinen Höhenflügen zu berichten. Beispielsweise über Tiefblicke auf den Stuttgarter Flughafen hinunter. Diese böten sich, wenn man sich bei Thermik mit dem Schirm fast 600 Meter über die Startplatzhöhe hinaufschrauben könne. Aber Vorsicht, mehr als eine Höhe von 1060 Metern darf man am Kleinheppacher Kopf nicht erreichen, weil ansonsten der Stuttgarter Luftraum verletzt würde. „Wenn wegen mir ein Flugzeug auch nur ausweichen müsste, kann ich einpacken“, erklärt Andreas Koppenhöfer und meint damit die sofortige Einziehung seines sogenannten Luftfahrerscheins als Konsequenz eines solchen Vergehens.

Beruflicher und privater Stress fällt ab

Das würde er nie riskieren, zu sehr liebt er diesen Sport. In der Luft falle jeglicher berufliche oder private Stress von ihm ab. Zudem empfinde er „das Gefühl, getragen zu sein, als wahnsinnig intensiv“, schwärmt Andreas Koppenhöfer. Dafür fahre er je nach Wetterlage an den Hohenneuffen oder ins Allgäu. Gleitschirmfliegen komme dem „Fliegen wie ein Vogel“ am nächsten, ist der Remstäler Pilot überzeugt und berichtet noch von einem großen fliegerischen Traum: „Vom Kleinheppacher Kopf zu meinem Geburtsort Burgholz im Welzheimer Wald zu fliegen.“

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