Täuscht US-Präsident Donald Trump seine eigenen Anhänger beim Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen? Ja, sagt der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan. Die Zukunft liege in den erneuerbaren Energien.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Langenburg - Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan wirft dem amerikanischen Präsidenten vor, seine Anhänger mit den Versprechungen rund um den Austritt aus dem Pariser Klimavertrag zu täuschen. Donald Trump „bedient Emotionen“ und erwecke den Eindruck, es könne eine Renaissance der Kohle-Industrie mit vielen Jobs geben, sagte Annan am Donnerstag bei einer Veranstaltung auf Schloss Langenburg bei Schwäbisch Hall. „Aber die Kohle kommt nicht zurück.“

 

Seine Sorge sei, dass die betroffenen Menschen „in zwei Jahren merken werden, dass sie getäuscht wurden“ und sich dann gegen die Regierenden auflehnen, erklärte Annan. Es würde ihn „nicht überraschen, wenn sie dann auf die Straße gehen“. Er sei aber zuversichtlich, dass viele US-Bundesstaaten weiter am Klimaschutz arbeiten und eine neue US-Administration die Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel wieder aufnehmen und sogar verstärken würden.

Wie müssen die Städte der Zukunft aussehen?

Annan hielt die Eröffnungsrede beim „Langenburg Forum“ – einer hochkarätig besetzten Konferenz zu nachhaltiger globaler Entwicklung, die vom früheren deutschen Außenminister Joschka Fischer und Philipp Fürst zu Hohenlohe Langenburg organisiert wird. Thema sind in diesem Jahr die „Städte der Zukunft“. Es seien diese Städte, „die wir in den Blick nehmen müssen, um die drängendsten Probleme unseres Planeten zu lösen“, sagte Annan. „Dies ist besonders wichtig, weil es die Städte sind, in denen Wohlstand geschaffen wird und wo gesellschaftlicher Fortschritt erdacht und erkämpft wird.“

Schon heute lebt die Hälfte der 7,5 Milliarden Menschen in Städten. Sie brauchen dafür nur zwei Prozent der Erdkugel, aber 75 Prozent der Energie. Der Drang in die Städte werde weitergehen – vor allem in den sich entwickelnden Ländern, betonte Annan. Darauf müsse die Politik heute reagieren und dafür sorgen, dass die „Städte der Zukunft um den Menschen gebaut werden und nicht um Autos“. Neue Technologien würden die Vision eröffnen, dass Städte künftig „grüne und saubere Räume“ werden, die nicht mehr mit fossiler, sondern mit erneuerbarer Energie versorgt würden.

Die Situation in Afrika sei dabei eine der größten Herausforderungen. „Dort wird die Urbanisierung in den nächsten Jahren sprunghaft steigen. Darauf ist die Infrastruktur der Städte nicht vorbereitet“, sagte Annan, der mit den Vereinten Nationen 2001 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Wenn es nicht gelinge, die Städte in den Entwicklungsländern im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu verändern, „dann werden die Flüchtlinge weiter kommen“ – gerade auch nach Europa. „Wir sitzen im selben Boot“, sagte Annan.

Videobotschaft von Prinz Charles

In einer Videobotschaft für die Konferenz warb Prinz Charles für den Einsatz digitaler Technologien zur Stadtentwicklung. „Damit könnten wir Städte so planen und gestalten, dass sie den Menschen ein lebenswertes Miteinander ermöglichen“, sagte der britische Thronfolger. „Da wir immer mehr eine städtische Spezies werden, könnte das nicht wichtiger sein.“