Die Stuttgarter Subkultur-Supergroup Mosquito Ego präsentiert am Donnerstag ihr Album "Glomb". Es ist ein irres Amalgam aus zehn Jahren Nordbahnhof-Szene - und mehr Pop, als man denkt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Schnapsideen sind bekanntlich oftmals die besten. Zumal wenn die Schnapsidee eine Subkultur-Supergroup ist. So geschehen bei Mosquito Ego, die am Donnerstagabend ihr erstes Album "Glomb" im Taut (gegenüber der Wagenhallen) präsentieren. Ohne dem einen tieferen dialektischen Sinn abzusprechen, ist es doch schonmal schön, Dialekt im Titel zu finden. Aber auch nur dort. An sich ist "Glomb" nämlich eine Platte, die überall entstehen könnte, wo Menschen mit Sinn für irre Sounds zusammenkommen:

 

Tim Kordik von Treibender Teppich Records, wo das Album herauskommt, hat mit seinem Pressetext schon Recht: "Das Grundgerüst bilden jedoch Bass, Gitarre und Schlagzeug, die mit stumpfen Riffs an den Noise Rock der 80er und frühen 90er erinnert." Für die Maultrommel, Rülpser, Geblubber und andere Klangspäße sorgt unter anderem Kordik selbst. 

Aufgenommen wurde das Album beim Wägele-Mastermind Moritz Finkbeiner. Und tatsächlich sind da von Lärmgitarren und Zerrgesang über Synthieflirren bis zu ausgesucht psychedelischen Momenten viele, viele Einflüsse aus zehn Jahren Konzertwaggon amalgamisiert. "Glomb" ist eine Collage, ein auf Albumlänge komprimierter Wiedergänger vieler Waggon-Momente, sozusagen das "Berlin, Alexanderplatz" der Nordbahnhof-Szene. 

Release am Donnerstag

In ihrer Selbstbeschreibung gibt sich die Band reichlich selbstironisch, was ihre Pop-Kompetenz angeht. Die sollte man dieser Platte aber so wie den allermeisten Stuttgarter Anti-Bands bitte auf keinen Fall absprechen. Wessen Gehör zumindest ein bisschen darin geschult ist, aus allerlei überdreht-übersteuert-ätzenden Klängen Struktur und Melodie herauszuhören, der kann viel entdecken - auch wenn er nicht so Subkultur ist wie die Mitglieder dieser Gruppe, darunter Reinhold Buhr (sonst u.a. Wolf Mountains und Kassettenlabel "Sunny Tapes") und Tobi Adam (u.a. Wüstenblues-Experte) oder die sonst an dieser Platte Beteiligten wie der Haus- und Hoffotograf der Szene, Markus Milcke. Außerdem: Wichtig ist auf'm Platz - wie das Ganze live rüberkommt, zeigt sich noch.

"Glomb" ist also ein schönes Zeitzeugnis der Nordbahnhof-Subkultur, die auch nach dem Ende des Kraftzentrums Wägele nicht von dort gewichen ist. Folgerichtig wurde die Platte nicht nur bei Finkbeiners daheim aufgenommen, sie wird auch bei Finkbeiners daheim vorgestellt: im Konzertcontainer Taut gegenüber der Wagenhallen. Beginn ist offiziell um 21 Uhr, tatsächlich aber natürlich und ganz bohème-mäßig viel später.


Mehr zum Pop in der Region Stuttgart gibt's bei kopfhoerer.fm - auch auf Facebook.