Je mehr Nullen, je mehr Probleme: in der Politik ebenso wie auf den neuen Sepa-Überweisungsträgern.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Der Ausbau der Kleinkindbetreuung ist dem Land wichtig – und richtig teuer. Dies zumindest geht aus einer Pressemitteilung hervor, die der Göppinger Grünen-Landtagsabgeordnete Jörg Matthias Fritz dieser Tage verschickt hat. Demnach sollte die Birenbacher „Rappelkiste“ mit 465 Millionen Euro, die Salacher „Sonnenblume“ mit 290 Millionen Euro und der katholische Kindergarten in Deggingen immerhin noch mit 200 Millionen Euro reich beschenkt werden. Weitere dreistellige Millionenbeträge wären in Schulsanierungen, Friedhofserweiterungen und einige weitere Projekte geflossen. Bis Fritz den Fauxpas bemerkt und die Zahlen in einer korrigierten Version um drei Nullen „erleichtert“ hat.

 

Doch nicht nur in der großen Politik ist das mit den Nullen so eine Sache, wie jeder von uns in den vergangenen Wochen bemerkt haben dürfte. Banken und Versicherungen, Behörden und Vereine – eben alle, die Geld von den Bürgern haben wollen, verschicken kryptische Schreiben, in denen sie über die Single Euro Payments Area, kurz Sepa, eine International Bank Account Number (Iban) und den Bank Identifier Code (BIC), informieren. Der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum wird im nächsten Jahr Wirklichkeit. Koste es, was es wolle. Alles in Sepa?

Mitnichten. Es gibt mit der Umstellung gewisse Probleme. Otto Normalüberweiser dürfen künftig eine 22-stellige Iban auf ihre Vordrucke pinseln. Die Kontonummer, wie auch immer sie lautet, muss zehn Stellen haben, womit, sagen wir mal bei einer seither sechsstelligen Ziffernfolge, die Nullen von oben ins Spiel kommen. Des Weiteren braucht es Bankleitzahl, Prüfziffer und Länderkennung: macht insgesamt 20 Zahlen und zwei Buchstaben.

Ist dies im Höchstfall lästig, stehen Firmen und Vereine vor anderen Schwierigkeiten. Sie müssen ihre Kunden beziehungsweise Mitglieder über die Änderungen offensichtlich informieren, was eine Menge Geld und noch mehr Zeit kostet. Im Stauferkreis soll es sogar Unternehmen geben, denen das zu aufwendig, zu blöd oder schlicht zu sepa ist und die deshalb wieder zur guten alten Vorkasse übergehen. Irgendwie wird die Kohle schon den richtigen Weg aufs Konto finden.

Clevere Vereinsmaier haben sich eine andere Lösung ausgedacht. Sie überweisen ihren sportelnden, singenden oder musizierenden Kameraden noch im alten Jahr einen einzigen Cent, also 0,01 Euro, womit diese über die Umstellung informiert sind und darüber hinaus gleich die richtige Sepa-Iban-BIC-Kombination vor sich liegen haben. Zudem ist eine Überweisung deutlich günstiger als das Porto für das Informationsschreiben, das eh keiner liest. Schon gar nicht, wenn viele Nullen drauf zu finden sind. Null ist schließlich nichts.