Die sympathische Öko-Partei arbeitet einen Kommunikations-Fauxpas gewohnt nachhaltig, basisdemokratisch und im Stile von Steinbrück und Gabriel in aller Öffentlichkeit auf. Eine Glosse.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Politik, da sollten wir uns nichts vormachen, lebt mehr von der Außenwirkung als von den Inhalten – also ganz ähnlich wie Supermarktjoghurt, Bruno Labbadia und Castingshows. Das hat auch die ehemalige ökologische Splitterpartei Die Grünen begriffen, die längst an den wichtigsten Schaltzentralen der Welt angekommen ist. Wenn die Kreisgeschäftsstelle der genannten Partei zu einem Ortstermin mit Volker Beck einlädt, um mit dem parlamentarischen Geschäftsführer öffentlich über Ehegattensplitting und Gleichstellung zu diskutieren, dann darf die elektronische Einladung schon mal eine größere Außenwirkung haben.

 

Die Mail der Kreisgeschäftsstelle war nämlich nicht nur pfiffig formuliert, sondern – typisch für die Grünen – auch sehr nachhaltig, ging sie doch aus Versehen an einen sichtbaren Presseverteiler, bestehend aus circa 937 Kollegen, und nicht wie sonst in solchen Fällen, an verborgene Empfänger. Bei diesem Verteiler handelt es sich um eine Steilvorlage für Existenzgründer: Wer sich schon immer mit einer politischen PR-Agentur selbstständig machen wollte, hat endlich eine hübsche Datenbank für die berufliche Neuausrichtung.

Die Grünen wären aber nicht die Grünen, würden sie diesen Fauxpas nicht gewohnt basisdemokratisch in aller Öffentlichkeit austragen. Kreisvorstand Philipp Franke, die schwäbische Antwort auf Julian Assange, weist die Parteifreundin mit Mail-Schwäche in einem ausgeklügelten Dreipunkteplan auf die künftige Vermeidung eines Mail-Leaks hin. Die elektronische Nachricht endet mit dem tiefenphilosophischen Satz: „Bitte die Dinge nochmals genau anschauen, vor allem, wenn sie nach außen gehen!“ Nicht nötig zu erwähnen, dass auch Frankes Mail nach außen ging – wieder an den gesamten Mail-Verteiler.