Was, wenn der Chef bei Facebook anklopft? Die Anfrage annehmen oder ablehnen? Das ist die Frage, die sich StZ-Autorin Ricarda Stiller stellt.    

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - Facebook ist gnadenlos. Es unterscheidet nicht zwischen Freund, Schwester und Kollegen. Facebook nennt sie alle Freunde. Wenn die Eltern beim Nachwuchs virtuell anklopfen, kann dies zu Wortgefechten zwischen Pubertierenden und Erziehungsberechtigten führen. Ausgang offen und irgendwie auch egal, das kann man untereinander ausmachen. Doch was, wenn der Chef eine Freundschaftsanfrage verschickt? Das bringt so manchen Angestellten in Gewissensnöte.

 

Mag sein, dass der ein oder andere mit dem Chef privat befreundet ist. Und wenn nicht? Dann, ja dann würde eine Mehrheit wohl ablehnen - sicher oder aber zumindest wahrscheinlich: In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa sagten das zumindest 56 Prozent aller Befragten. Von den Frauen versichern sogar 63 Prozent, dass sie ihren Vorgesetzten als Online-Freund abblitzen lassen würden. Sind Männer sanftmütiger? Oder gehen sie öfter mit dem Chef auf ein Bierchen aus? Trotzdem würden auch 50 Prozent von ihnen dem Chef einen Korb geben.

Aber in einer Umfrage ist das ja nur Theorie. Fragt der Chef dann wirklich an, muss man sich das noch mal genau überlegen. Die Freundschaftsanfrage des Chefs ganz sicher annehmen würden dennoch nur 19 Prozent. Man fühlt sich nicht gerade geehrt, eher schon genötigt. Da ist Einfühlungsvermögen gefragt, vor allem auf der Chefetage. Und zwar vor dem Klick "FreundIn hinzufügen". Und wenn alles nichts hilft, lässt sich mit personalisierten Einstellungen im Netzwerk immer noch klären, wie tief der Einblick ist, den man ins private Online-Leben gewährt.