Weihnachten muss nicht harmonisch sein – ein gewaltiger Familienstreit lockert das Zusammenleben auf und lässt niemanden kalt: Ob schlechte Geschenke, die Alkoholprobleme des Onkels oder bewusste Verletzungen – Weihnachten ist nur ein Mal im Jahr, findet Carina Kriebernig.

Stuttgart - Weihnachten – die Zeit im Jahr, in der der Harmoniepegel in Familen besonders hoch angesetzt ist. Doch wie jeder vernünftige Mensch weiß, können lang gehegte Konflikte und Spannungen unter dem Weihnachtsbaum besonders schön explodieren. Für die maximale Eskalation braucht man nicht viel – hier sind Tipps, Geschenkvorschläge und Gesprächsthemen für den besten Familien- und Beziehungszoff in der ach so besinnlichen Zeit:

 

Ihr Onkel hat ein kleines Alkoholproblem und Ihre Großmutter eine Nazivergangenheit? Großartig! Sprechen Sie das heikle Thema am besten nach dem dritten Glas Wein an und lassen Sie nicht locker. Apropos Wein: Niemand ist symphatischer als ein Gast, der sich beim Weihnachtsmahl als Gastrokritiker outet und dem Koch Tipps gibt, wie die ungenießbare Gans das nächste Mal knuspriger werden kann. Besonders harmoniebedürftige Kinder sollten sich kurz vor dem karnivoren Weihnachtsessen mit einer Botschaft an die Gastgeber wenden: „Ich bin seit letzter Woche gluten-, eiweiß- und laktoseintolerant, vertrage keine Nüsse und lebe vegan. Danke für die Rücksichtnahme!“

„Mama, ich bin allergisch auf den Braten“

Besonders nett wird es an der Festtafel, wenn man sich in andere Beziehungen einmischt und klar Stellung bezieht – am besten verteidigt man seinen Partner nicht und steigt in schwelende Konflikte ein, als hätte man ein Therapeuten-Diplom. Auch großartig ist der Satz: „Was ich dir schon immer mal sagen wollte.“ Das Smartphone liegt natürlich ständig am Tisch – am besten stellt man alle Pushmitteilungen an und zockt, während die Kinder Blockflöte spielen, eine Runde Candy Crush.

O du fröhliche Bescherung! Schätzen sie die Geschenke am besten schon beim Auspacken auf ihren Wert und rechnen Sie laut und deutlich durch, wie viel ein Verkauf bei Ebay einbringen könnte. Geschenkte Kleidungsstücke werden natürlich gespendet – sollte es ausländerfeindliche Tendenzen in der Familie geben, wandern Geschenke natürlich in die nächste Asylunterkunft.

Helikoptereltern beschenkt man am besten mit buntem Plastikspielzeug, das den Tannenduft des Baums mit giftigem Schadstoffgeruch überdeckt und von Stiftung Warentest als gemeingefährlich eingestuft wurde. Made in Bullerbü? Nein, Made in Hell. Die Kinder werden es ihnen später danken.

Trennungskinder und Patchwork-Konstrukte haben diese hilfreichen Tipps natürlich nicht nötig – der Familienstreit kommt so gewiss wie der Brand der trockenen und windschiefen Nordmanntanne, die auch jedes Jahr teurer wird. Frohe Weihnachten!