Vier Kiffer auf dem Trockenen versuchen einen Dealer abzuzocken. Der Plan ist so infantil, dass das Quartett unweigerlich vor dem Jugendschöffengericht landet.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Zwei junge Welzheimer Kiffer haben am Abend des 22. Februar ein Problem: sie haben weder Marihuana noch Geld, um sich welches zu kaufen. Während sie im sozialen Netzwerk Facebook chatten, kommt ihnen schließlich die zündende Idee: Ein Überfall auf den örtlichen Dealer soll die Misere beenden. Doch das Vorhaben scheitert grandios, und diese Woche sind sie nun zusammen mit zwei Komplizen vom Jugendschöffengericht Waiblingen wegen versuchten Raubes verurteilt worden. Dabei sind die vier jungen Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren noch einmal glimpflich davon gekommen.

 

„Der Plan ist geil, komm zum Bahnhof!“

Der Plan sah vor, dem in der Gegend als Drogenbeschaffer bekannten Mann das Cannabis aus der Hand zu reißen, wenn der Ahnungslose an der Haustür das Geschäft abwickeln wollte. Zur Unterstützung sollten noch zwei Kumpels mitkommen, um maximalen Eindruck beim Opfer zu erreichen, sodass dieses erst gar nicht daran denkt, sich zu wehren. „Ein Albaner und drei Türken sind kein Spaß mehr“, schrieb einer der Täter vor dem Coup im Internet – eine Botschaft, welche die Polizei während ihrer Ermittlungen ohne große Mühe ausfindig machen konnte. „Der Fisch kann ja nichts machen“, meinte der andere und informierte den dritten im Bunde: „Der Plan ist geil. Komm zum Bahnhof!“

Dort angekommen, treffen sie den Vierten, der mit seiner Freundin spazieren geht. Dieser bittet sich aus, noch schnell eine Jogginghose anziehen zu dürfen. „Wir mussten ja rennen“, erklärt der 19-Jährige dem Gericht, warum er sich umgezogen hat. Außerdem nimmt er einen Bowling-Kegel zum Drohen und zwei Motorrad-Sturmhauben als Maskierung mit. Vier Täter treten dann den Weg nach Breitenfürst zur Wohnung des Dealers an, doch nur zwei von ihnen sind vermummt. Der 21-Jährige, von dem die Idee stammt und der bisher mit dem Gesetz nicht in Konflikt gekommen ist, geht wenig später unmaskiert in das Treppenhaus – so wie der 18-Jährige, der sich beim Händler als vermeintlicher Kunde telefonisch angekündigt hat.

Hiebe mit einem Baseballschläger und einem Bowling-Kegel

Der 23-jährige Dealer verhält sich dann aber ganz anders, als das Quartett geplant hat. Er denkt gar nicht daran, zur Haustür zu gehen, sondern fordert seinen „Kunden“ auf, nach oben in den zweiten Stock zu kommen. Außerdem ist er nicht allein, sein Bruder und ein Freund sind bei ihm in der Wohnung. Der „Fisch“ ist zudem kein Hänfling, sondern wie sein Bruder ein kräftiger junger Mann. Als er die drei im Treppenhaus entdeckt, denkt er jedenfalls nicht daran zu kapitulieren.

Es kommt zu einer kurzen, aber heftigen Schlägerei. Dabei kommt auch ein Baseballschläger zum Einsatz, den der 21-jährigen „Planer“ über den Kopf gezogen bekommt. Der Dealer hingegen wird von dem Bowlingkegel im Gesicht getroffen. Die vier verhinderten Räuber fliehen schließlich Hals über Kopf. Dabei lässt einer seine Schlüssel zurück, der 18-jährige „Kunde“ seine Schuhe, die er beim Betreten der Wohnung ausgezogen hat.

Das Quartett zu finden, ist ein Kinderspiel für die Polizei. Der 21-Jährige wird zu einer Strafe von 600 Euro verurteilt. Der Komplize mit dem Kegel stand zur Tatzeit unter Bewährung. Diese bekommt er ein letztes Mal: Ein Jahr Jugendstrafe blüht ihm, sollte er sie erneut brechen. Die anderen müssen für zwei Wochen in den Jugendarrest und Arbeitsstunden ableisten.