Helene und Josef Massek sind seit 70 Jahren verheiratet, halten immer noch Händchen – liebevoll, und um dem Anderen eine Stütze zu sein. Das Ehepaar aus Rohracker hat am Sonntag Gnadenhochzeit gefeiert.

Rohracker - Helene und Josef Massek sind seit 70 Jahren verheiratet, nehmen sich aber – sei es beim Fototermin oder bei der Begrüßung durch Bezirksvorsteher Kai Freier – immer noch an der Hand. Liebevoll, und um sich gegenseitig Halt zu geben. „So haben wir manches Auf und Ab gemeistert“, sagt der 96-Jährige mit Blick zu seiner Frau. Denn der im Sudetenland aufgewachsene Jubilar musste einiges ertragen: Krieg auf Kreta, in Russland und Nordafrika, Gefangenenlager ohne Wasser und mit sechs Keksen als Tagesration in Afrika, Gefangenschaft in den USA, der Verlust der Heimat und die Ungewissheit, wie es weitergeht. „Meine Mitgefangenen, die eine Heimatadresse aufweisen konnten, durften nach Deutschland, mich behielten die Amerikaner im Lager“, erinnert sich Massek. Sein Mitgefangener Willy Kaiser versprach, zu helfen. Sechs quälende Monate später erhielt Massek einen Brief. Sein Kamerad garantierte ihm und den Amerikanern, dass er in Rohracker wohnen konnte. Massek kam 1947 in Willy Kaisers Elternhaus unter und verliebte sich in die Schwester seines Kriegskameraden. „An Ostern 1948 verlobten wir uns und am 21. Oktober sollte die Hochzeit stattfinden“, sagt Helene Massek. Es war die Zeit der Währungsreform, die Waren waren aber noch knapp. „Den Stoff für das Brautkleid bekam ich von Verwandten aus Amerika geschickt und das Fleisch organisierte meine Mutter von einer Schwarzschlachtung in Ditzingen“, erzählt die damalige Braut. Das Ja-Wort gab sich das Paar in der Bernhardskirche, die Vermählung wurde im Waldhorn gefeiert – mit einem Festbraten. „Das erste Stück Fleisch seit Monaten“, sagt die 91-Jährige.

 

Schwieriger Neuanfang in Rohracker

Der Neuanfang in Rohracker gestaltet sich für den „Reingeschmeckten“ zuerst schwierig. Das junge Paar wohnte zunächst im elterlichen Haus in der Dürrbachstraße, dann in einer Dachgeschosswohnung im Ortskern. Sie arbeitete bei der Speditionsfirma Haug, der gelernte Kaufmann zunächst in Bad Cannstatt. Schon bald machte er sich aber selbstständig. Als Vertreter des Gardinenherstellers Hermsdorf bereiste Massek ein großes Gebiet in Baden-Württemberg „und verdiente gutes Geld“, sagt sein Sohn Ernst. 1964 baute das Ehepaar ein Haus in der Dürrbachstraße, in dem sie heute noch eigenständig leben. Oftmals fällt der Blick vom Wohnzimmerfenster auf die Gärten im Bußbachtal.

Bis vor wenigen Jahren hat die Familie im Kornacker ein großes Obstbaum-Grundstück und zwei weitere Gärten in Rohracker besessen und vor allem bearbeitet. „Äpfel, Zwetschgen, Kirschen, Beeren und Gemüse – wir haben alles geerntet und gepflegt“, sagt Helene Massek. Manchmal schaut sie noch sehnsüchtig zu den Obstbäumen, freut sich heute aber lieber über die drei Enkel, sechs Ur- und den ersten Ururenkel „sowie über jeden gemeinsamen Tag mit meinem Mann.“