Auf der Filstalbahn gibt es nach wie vor massive Probleme. Im Dezember 2019 übernimmt Go-Ahead den Nahverkehr auf der Trasse – und sagt Verbesserungen zu.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Über viele Monate hinweg haben die massiven Verspätungen und die vielen Zugausfälle auf der Filstalbahn die Berufspendler und Bahnkunden im vergangenen Jahr in Wallung versetzt. Inzwischen ist es ruhiger geworden, obwohl sich an der Situation nicht allzu viel geändert hat. Dafür kann es mehrere Gründe geben: Womöglich haben sich die Fahrgäste mit den anhaltenden Mängeln abgefunden und resigniert, weil ihre Appelle nicht gefruchtet haben. Womöglich haben aber auch viele ihre Jahresabos gekündigt und stellen sich nun doch lieber mit ihren Autos in den Stau.

 

Dass die Angelegenheit dennoch nicht vom Tisch ist, dass viele weiterhin auf einen funktionierenden Zugverkehr von und nach Stuttgart beziehungsweise Ulm setzen, hat indes eine Veranstaltung der von der SPD organisierten Reihe „Talk im Roth“ am Montagabend gezeigt. Das Bürgerbüro der Sozialdemokraten am Göppinger Schillerplatz war deutlich zu klein, um rund 50 Interessierte unterzubringen. Mit etwas Improvisation und einigen Stehplätzen ging es dann doch – und so herrschte zumindest gleich eine Atmosphäre wie in den überfüllten Pendlerzügen.

Keine rosa Wolken an den Pendlerhimmel gemalt

Bereits der Titel des Abends ließ nicht darauf schließen, dass sich an den herrschenden Problemen, wie dem wenig praktikablen Fahrplan oder dem maroden Zug- und Wagenmaterial, auf die Schnelle etwas ändern würde. Vielmehr ging der Blick nach vorn: „In einem Jahr übernimmt Go-Ahead den Nahverkehr, und der Metropolexpress kommt – wird 2019 alles besser?“, lautete das Thema, zu dem sich neben Jörg-Michael Wienecke, dem Verkehrsplaner des Landkreises, auch der technische Geschäftsleiter von Go-Ahead Baden-Württemberg, Peter Raue, äußerte.

Sagen wir es mal so: Rosa Wolken für die Bahnpendler malte keiner der beiden an den Himmel. Gleichwohl verliehen die Referenten ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sich einiges zum Guten wenden könnte. Wienecke blickte zunächst auf die gegenwärtige Lage und räumte ein, „dass ich mich selbst als Kunde von der Bahn vertrieben fühle“. Er sprach von beschämenden Antworten der Konzernverantwortlichen, wenn Kritik geäußert und Mängel aufgezeigt würden. „Das Galama hat zu zahlreichen Kündigungen von Abonnements geführt, was natürlich nicht im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung des Schienenverkehrs ist“, beklagte er.

Wienecke warnte jedoch zugleich vor einer zu großen Euphorie, wenn Go-Ahead den Nahverkehr zum 15. Dezember nächsten Jahres übernehme. „An der engen Verzahnung von Fern-, Regional-, Nah- und Güterverkehr auf den zwei Gleisen im Filstal ändert sich dadurch erst mal nichts“, stellte er klar. Zugleich beklagte der Kreisverkehrsplaner, dass es mit dem Land noch keine übergreifenden Abstimmungsgespräche gegeben habe. „Ein vernünftiges und ausgeweitetes Gesamtpaket ist uns als Landkreis pro Jahr 1,1 Millionen Euro wert.“ Er könne sich aber nicht vorstellen, so viel zu investieren, solange der Bahnverkehr in diesem Zustand sei.

Raue: Wir haben keine Lust, schlechte Leistungen anzubieten

Peter Raue geht davon aus, dass sein Unternehmen, Tochter einer erfahrenen und finanzstarken Aktiengesellschaft aus Großbritannien, daran etwas zu ändern vermag. Richtig konkret werden konnte er zwar noch nicht, weil die Signale für Go-Ahead sowohl bei den Zügen als auch bei der Personalsuche noch nicht auf Grün stehen. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das hinbekommen, weil wir in guten Gesprächen sind und keine Lust haben, schlechte Leistungen anzubieten“, sagte er. In allen Bereichen sei man dabei, tragfähige Lösungen zu finden, unter anderem in Kooperation mit der DB Netze.

Die Nachfragen der Besucher beim „Talk im Roth“ machten zwar deutlich, dass eine gewisse Skepsis überwiegt, was den Fahrplan, die Zuverlässigkeit und die Kapazitäten angeht. Ein junger Pendler, der etwas früher ging und zum Bahnhof musste, befand aber, als er das Bürgerbüro verließ, lapidar, „dass es noch schlechter als jetzt ja gar nicht mehr werden kann“.