Am Sonntag, 22. April, wird ein Teil der Stadt gesperrt und rund 2600 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen. Denn auf einer Baustelle auf dem EVF-Gelände wurde ein mutmaßlicher Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt.

Göppingen - Ob der metallische Gegenstand tatsächlich eine Bombe ist, weiß noch niemand. Eine Spezialfirma hat ihn in sechs Meter Tiefe im Boden der Baustelle für das neue Kundenzentrum der Energieversorgung Filstal (EVF) bei Sondierungen ausgemacht. Diese sind bei Bauarbeiten, in Gebieten vorgeschrieben, in denen die Alliierten während des Zweiten Weltkriegs Bomben abwarfen. „Vielleicht ist es nur eine Ansammlung von altem Kochgeschirr, vielleicht ist es aber auch eine Bombe“, sagt der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till. Doch, so ergänzt der EVF-Geschäftsführer Martin Bernhart, vieles spreche dafür, dass es sich bei dem Fund tatsächlich um einen Blindgänger handle.

 

„Es steckt waagerecht im Boden. Leitungen oder anderes, das darauf hindeutet, dass dort einmal gegraben wurde, haben wir nicht gefunden“, erläutert Bernhart. Was wirklich im Boden steckt, muss nun der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes herausfinden.

Gaskessel wird vorher geleert

Am Sonntag, 22. April, rücken die vom Land finanzierten Experten an und tragen den Boden über dem Gegenstand Zentimeter für Zentimeter ab. Falls eine Bombe zum Vorschein kommt, versuchen sie, diese zu entschärfen. Falls das nicht klappt, weil der Zünder sich nicht entfernen lässt, wird die Bombe kontrolliert gesprengt. Dazu würde der Blindgänger mit 48 000 Litern Wasser in Big Packs abgeschirmt. „Es gäbe dann zwar trotzdem eine Druckwelle, aber es würden keine Granatsplitter durch die Luft fliegen und womöglich die Stahlhülle des nahen Gaskessels durchbohren“, erklärt Bernhart.

Um kein Risiko einzugehen, wird die EVF außerdem bis zum 22. April das Erdgas aus dem Gaskessel auslassen. Rund 10 000 Kubikmeter Gas, genug um fünf Häuser ein Jahr lang zu versorgen, werden ungenutzt entweichen. Die Gasversorgung der Bürger werde dadurch aber nicht beeinträchtigt, versichert Bernhart. Überhaupt sei es fast ein Glücksfall, dass die mutmaßliche Bombe gerade jetzt gefunden worden sei. Denn der Kessel müsse ohnehin alle zehn Jahre für eine Inspektion geleert werden. Diese habe just in diesem Jahr angestanden und werde nun lediglich etwas vorgezogen.

Großaufgebot der Polizei im Einsatz

Die Stadt hat unterdessen in Absprache mit der Polizei und dem Kampfmittelbeseitigungsdienst ein Gebiet von 300 bis 500 Metern um die Baustelle festgelegt, das während der Arbeit des Räumdienstes evakuiert wird. Rund 2600 Menschen müssen ihre Wohnungen spätestens um 7 Uhr verlassen. Wer keine Verwandten oder Freunde hat, die er besuchen möchte, kann die Zeit auch im Mörike-Gymnasium verbringen. Dort richtet die Stadt eine provisorische Unterkunft ein. Wer nicht mobil ist, kann sich im Rathaus melden, außerdem gibt es Shuttle-Busse. „Glücklicherweise liegen die Altersheime der Wilhelmshilfe und des ASB außerhalb der Zone“, berichtet Till. Doch auch so werde ein Großaufgebot der Polizei im Einsatz sein, um zu prüfen, dass das Gebiet geräumt ist.