Die Stadt stellt den Gewinner des Architektenwettbewerbs für das Boehringer Areal vor. Das Siegermodell zeichnet sich durch viel Feingefühl für die denkmalgeschützten Gebäude aus. Doch wann es umgesetzt wird, ist noch offen.

Göppingen - Jetzt ist also klar, wie es auf dem Boehringer Areal weitergehen könnte: Am Donnerstag hat die Stadt den Siegerentwurf eines Architektenwettbewerbs vorgestellt, der aufzeigen sollte, wie sich in dem Gebiet Gewerbe, Denkmalschutz und vielleicht auch etwas Kultur verbinden lassen. Die Stadträte müssen das Papier des Berliner Büros Rustler und Schriever noch absegnen. Ob und wann der Entwurf danach umgesetzt wird, weiß heute aber noch niemand. Denn die Stadt will dortige Betriebe auf keinen Fall mit Bauarbeiten vergrätzen.

 

Der Plan selbst hat das Zeug dazu, die verschiedenen Parteien im Gemeinderat auszusöhnen. Denn vor allem SPD und Grüne wünschen sich, dass das Gebiet auch für eine kulturelle und gastronomische Nutzung geöffnet wird. Das bürgerliche Lager hingegen hat in erster Linie die Gewerbeflächen im Blick, denn die sind in Göppingen inzwischen knapp. Nicht ohne Grund sind auf dem Areal laut Oberbürgermeister Guido Till schon heute 80 Prozent der Flächen verpachtet.

Auf den ersten Blick fallen zwei Bürotürme auf, die rund 50 Meter hoch wären.

Der Entwurf sei deshalb so etwas wie ein Blick in die Zukunft. Er zeige, wie man eine Entwicklung aus einem Guss anpacken könne, sagte Till. In den kommenden Jahren werde man das Gebiet „in einem munteren Miteinander“ zwischen Stadt, Business-Park-Gesellschaft, Firmen, Denkmalschutz und Architekten weiterentwickeln.

Auf den ersten Blick fallen bei dem Modell vor allem zwei Bürohochhäuser auf, die den östlichen und den westlichen Rand des Areals säumen sollen und zusätzliche Büroflächen bringen. Sie wären mit rund 50 Metern fast so hoch wie der Schuler Tower wenige hundert Meter weiter stadteinwärts, aber wesentlich schmaler. Experten wie dem Baubürgermeister Helmut Renftle und dem Vorsitzenden des Gestaltungsbeirats Thomas Zimmermann gefällt an dem Entwurf besonders gut, dass er die Formensprache der denkmalgeschützten Industriegebäude aufgreift, das heißt, es ist auch bei den neuen Gebäuden viel Klinker, Glas und Stahl vorgesehen. Die Kanten und Ecken der außen platzierten Gebäude sind wie die bei den historischen Gebäuden abgerundet.

Viele Stadträte wollen wissen, was aus der Alten Gießerei wird

Doch während sich das Boehringer Areal gerade an der Stuttgarter Straße durch seine lange Backsteinfassade deutlich von der Umgebung und der gegenüberliegenden Firma Märklin abgrenzte, sehen die Planer für die Zukunft Wege vor, die das Gelände nach allen Seiten hin öffnen sollen. Trotzdem hebt es sich wegen seiner einheitlichen Formensprache weiterhin als industriell geprägtes Quartier deutlich ab.

Was viele Bürger und Stadträte besonders beschäftigt, ist die Zukunft der Alten Gießerei. Sie war in der Vergangenheit bekanntlich unter anderem als Veranstaltungshalle im Gespräch, als Industriemuseum und anderes. Im Moment hat die Salacher Firma Emag das Gebäude gepachtet und nutzt es als Lager- und Montagehalle. Ein Umbau und eine anderweitige Nutzung fällt damit vorläufig aus.

Die Stadt will die vorhandenen Gewerbebetriebe nicht vergraulen

Der Plan der Architekten sieht für die Halle vor, Anbauten aus späteren Zeiten zu entfernen und das historische Gebäude wieder in seiner ursprünglichen Pracht herzustellen. Bei den denkmalgeschützten Industriehallen, die immer weiter ausgebaut und schließlich zu einem großen Komplex wurden, gehen sie ähnlich vor. Der Plan sieht vor, einen Teil zurückzubauen und das Gelände auf diese Weise zu öffnen und übersichtlicher zu machen. Durch die Erhaltung historischer Bauteile, wie etwa der Stahlträger, wird auf die Geschichte des Areals zu verwiesen. Im nächsten Schritt soll der Gemeinderat zustimmen, dass der Plan zur Grundlage der weiteren Entwicklung gemacht wird.

Danach entwickelt das technische Rathaus vermutlich bis Mitte des kommenden Jahres einen Plan, wie die verschiedenen Bauabschnitte beschaffen sein könnten. Die Umsetzung, daran ließ Till keine Zweifel, werde aber nicht zulasten vorhandener Mieter vorangetrieben. Stattdessen warte man damit stets, bis Flächen frei würden.