Nächstes Jahr wird es wieder die Göppinger Theatertage geben. Die Kreisräte befürworten das neue Konzept, das auf mehr ehrenamtliche Mitarbeit setzt.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Im kommenden Jahr wird es doch wieder die bekannten Göppinger Theatertage geben. Die Kreisräte haben grünes Licht für eine Neukonzeption gegeben, bei der der Freundeskreis Göppinger Theatertage eine tragende Rolle übernehmen soll. Vor einem Jahr stand das renommierte Festival auf der Kippe, weil sich das Kreisjugendamt, das als Hauptveranstalter auftritt, wegen der hohen personellen Belastung nicht mehr in der Lage sah, die Theatertage in der bisherigen Form weiterhin auszurichten.

 

Theatergruppen aus dem In- und Ausland treffen sich in Göppingen

„Die Theatertage haben eine überragende Ausstrahlung und genießen einen guten Ruf in der Fachwelt“, deshalb sei es das erklärte Ziel gewesen, die Theatertage nicht sterben zu lassen. Mit diesen Worten strich Lothar Hilger, der das Kreisjugendamt leitet, die Bedeutung der Theatertage vor dem Jugendhilfeausschuss des Kreistags heraus. Alle zwei Jahre treffen sich zehn bis 13 Theatergruppen aus dem In- und Ausland in Göppingen zu diesem Festival.

Das letzte Festival bescherte dem Kreisjugendamt 750 Überstunden

Rund 130 Teilnehmer werden bei diesen Festivals betreut, verköstigt und untergebracht. Da stecke eine Menge Arbeit drin, erklärte Hilger den Kreisräten bereits vor einem Jahr. Damals wollte er die Ausrichtung der Theatertage am liebsten abgeben, weil sie seinem Amt pro Festival rund 750 Überstunden bescherten. Und weil auch noch die Zahl der verkauften Karten 2017 erstmals gesunken war, blieb der Landkreis damals auf einem Defizit von 20 000 Euro sitzen. Das alles stünde im Widerspruch zu den Pflichtaufgaben seines Amtes, denn dieses Geld käme nicht bei seinen eigentlichen Kunden an: Kinder, Jugendliche und Familien, gegenüber denen das Kreisjugendamt die Fürsorgepflicht für die Sicherung des Unterhalts und des Kindeswohls trage, warnte Hilger.

Der ehrenamtlich agierende Freundeskreis will den Kreis entlasten

Das neue Konzept, das im Jahr 2020 evaluiert werden soll, sieht künftig eine Entlastung durch den ehrenamtlich agierenden Freundeskreis Göppinger Theatertage im Umfang von 500 Stunden vor. Außerdem erhofft sich Hilger eine finanzielle Entlastung durch mehr Werbung, was zu 30 Prozent höheren Kartenverkäufen führen soll. Unter dem Strich möchte der Kreis seinen Zuschuss von bisher rund 41 000 Euro auf künftig rund 34 000 Euro senken und hofft gleichzeitig auf höhere Fördermittel. Im Jahr 2017 unterstützten Unternehmen die Theatertage mit 26 000 Euro, weitere 15 000 Euro kamen von der Stadt Göppingen.

Ebersbach richtet 2020 die Theaterwerkstatt für Kinder und Jugendliche aus

Künftig soll die Theaterwerkstatt für Kinder und Jugendliche, die für ihren theaterpädagogischen Ansatz bei den Schulen ein hohes Ansehen genießt, und bereits fünf Mal Teil des Festivals war, in wechselnden Kooperationen mit Kreiskommunen auf die Beine gestellt werden. Für die Neuauflage 2020 konnte die Stadt Ebersbach gewonnen werden, die das Theaterprojekt mit ihrer 850-Jahr-Feier verbinden möchte. Zuletzt war die Beteiligung von Schulklassen zurückgegangen. Das könne auch an der Terminierung der Theaterwerkstatt liegen, war aus Pädagogenkreisen zu hören. Demnach stünden die Chancen für eine Teilnahme besser, wären die Theatertage statt im November im zweiten Schulhalbjahr angesetzt.

Die einzige Gegenstimme zum neuen Konzept kam von Ausschussmitglied Rudi Ebert, der davor warnte, die nötige Entlastung für das Kreisjugendamt stehe und falle mit dem ehrenamtlichen Engagement und das könne auch schnell wieder zum Erliegen kommen.

Prävention ist Aufgabe der Jugendhilfe

„Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, damit uns die Jungen nicht abgehen“, erinnerte Kreisrätin Gabriele Ebensperger an die gesellschaftlichen Herausforderungen. Und immerhin sei Prävention eine originäre Aufgabe der Jugendhilfe.

Seit 1963 ist der Kreis Gastgeber des mehrtägigen Theaterfestivals. Künstler lobten 2017 die gemeinsame Stückekritik, die Atmosphäre und das Programm. Es gastierten elf Ensembles mit ebenso vielen Vorstellungen in Göppingen, das anders als das benachbarte Esslingen über keine eigene Bühne verfügt, aber Spielort für Tourneetheater ist.