Im Gedenken an den Holocaust findet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier genau den richtigen Ton. Er erinnert an die ganze Wahrheit: die Gräueltaten „der Deutschen“ – nicht allein „der Nationalsozialisten“.

Berlin - Bislang legten unsere Spitzenpolitiker in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem Kränze nieder und äußerten einige Sätze tiefer Betroffenheit. Erst jetzt, 75 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, konnte dort ein deutscher Staatsmann öffentlich reden, nämlich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Am vorigen Donnerstag sprach er in Jerusalem vor den wenigen Überlebenden und vielen Nachfahren der Ermordeten, vor den Repräsentanten Israels und jener Staaten, die Mörderdeutschland 1945 unter unsäglichen Opfern zur Kapitulation gezwungen hatten.