Golden Globes ohne Glamour: Der Film- und TV-Preis schrumpft in der Pandemie zur reinen Verlautbarung. Zu den Gewinnern zählen Andrew Garfield, Kate Winslet und Hans Zimmer.

Stuttgart - Es ist eine Kapitulation, das Virus hat das glamouröse amerikanische Filmbusiness in die Knie gezwungen. 2021 gelang es den Moderatorinnen Tina Fey und Amy Poehler bei den Golden Globes noch, die Illusion einer großen Preisverleihung zumindest ansatzweise aufrechtzuerhalten – auch wenn sie in getrennten Studios in Los Angeles und New York standen und auf geteiltem Bildschirm nur so taten, als moderierten sie gemeinsam.

 

Die besten Filme

2022 nun: eine lapidare Nachricht, mehr ist nicht übrig von den Globes, einem der wichtigsten Film- und Fernsehpreise der Welt. Der Filmjahrgang 2021 war coronabedingt dünner als vergangene, und doch hat er zwei strahlende Sieger hervorgebracht: den hartleibigen Spätwestern „Power of the Dog“ (Drama) von Jane Campion und die neue inszenierte „West Side Story“ (Komödie/Musical) von Steven Spielberg.

Campion, die auch den Regie-Globe bekommt, erzählt die Geschichte zweier Brüder und Cowboys im Jahr 1925, von denen einer (Benedict Cumberbatch) sich als wüster Despot geriert. Da spüren bald auch die neue Liebe (Kirsten Dunst) des anderen (Jesse Plemmons) und deren Sohn Peter (Kodi Smit-McPhee). Spielberg wiederum ist es gelungen, das Musical mit den zeitlosen Kompositionen von Leonard Bernstein und David Newman spektakulär und anrührend in die Gegenwart zu holen.

Die besten Filmschauspieler

Rachel Zegler und Ariana DeBose spielen weibliche Schlüsselfiguren in dieser „West Side Story“ – und bekommend dafür beide Golden Globes. Cumberbatchs beängstigende Darbietung in „Power of the Dog“ geht leer aus, dafür wird der junge Australier Kodi Smit-McPhee belohnt, der der dessen Opfer spielt.

Nicole Kidman triumphiert für ihren Auftritt als Lucille Ball in „Being the Ricardos“, Aaron Sorkins Drama über die Kommunistenhatz der 50er Jahre, Will Smith in „King Richard“ als Vater, der seine Töchter Serena and Venus Williams zu Tennis Stars heranzieht. Andrew Garfield holte erwartungsgemäß einen Preis als neurotischer Komponist in dem Musical „Tick, tick...boom!“.

Drehbuch, Musik und anderes

Der Globe fürs beste Drehbuch geht an Kenneth Branagh und sein Nordirland-Drama „Belfast“, er erzählt von einer Kindheit in den 60er Jahren, als der Konflikt zwischen Pro-Iren und Pro-Briten eskaliert. Für die beste Filmmusik wird Hans Zimmer ausgezeichnet für den oft unterschwellig bedrohlich wirkenden Soundtrack zu Denis Villeneuves Sternensaga „Dune“, für den besten Song Billie Eilish und ihr Bruder Finneas mit ihrem Bond-Titelsong „No Time to die“.

Disney holt sich wenig überraschend die Animationsflm-Krone mit „Encanto“, einer magischen Familiengeschichte in den kolumbianischen Bergen. Als bester fremdsprachigen Film wird die japanische Produktion „Drive my Car“ gekürt, die Geschichte einer problematischen Beziehung zwischen einem erfolgreichen Theaterregisseur und seiner Chauffeurin.

Die besten Serien

Bei den Serie macht macht in der Kategorie Drama „Succession“ das Rennen, die Geschichte der fiktiven Familie eines amerikanischen Medienmoguls – und sticht unter anderem den koreanischen Welterfolg „Squid Game“ aus. Als beste Komödie/Musical kommt „Hacks“ zum Zug, darin raufen sich eine Standup-Comedienne in Las Vegas und eine Gagschreiberin mühevoll zusammen.

Die beste Miniserie: „The Underground Railroad“, Barry Jenkins’ Verfilmung von Colson Whiteheads gleichnamigem Roman über eine geheimes Widerstandsnetz von Afroamerikanern gegen die Sklaverei.

Die besten Seriendarsteller

Jeremy Strong und Sarah Snook triumphieren als Kinder des Moguls in „Succession“, Jean Smart ihre Rolle als Komödiantin in „Hacks“. Jason Sudeikis wird für die Titelrolle in „Ted Lasso“ ausgezeichnet, in der er sich als erfolgreicher amerikanischer College-Footballtrainer von einem sehr mittelmäßigen englischen Fußballclub anwerben lässt.

Die Britin Kate Winslet steht mal wieder auf dem Treppchen, sehr verdient für ihre Leistung als sarkastische, ungeschminkte Kleinstadt-Polizistin in dem Krimi-Drama „Mare of Easttown“. Michael Keaton bekommt einen Globe als Arzt in „Dopesick“, der munter ein neues Wunderschmerzmittel verschreibt, das, wie sich bald herausstellt, schnell sehr abhängig macht.

MJ Rodriguez wird für ihre Rolle als Transfrau in der Drama-Serie „Pose“ geehrt, die von der New Yorker LGBT-Community der späten 80er Jahre und deren Ballroom-Szene erzählt. Ein Globe geht dann doch noch an „Squid Game“: Der Schauspieler Oh Young-soo bekommt ihn für seinen grandiosen Auftritt als mysteriöser alter Mann im Spiel auf Leben und Tod.

Auch ohne Gala sind diese Preise wichtige Würdigungen herausragender Künstler – ein bisschen mehr als gar nichts dürfte es im Showbiz aber schon sein. Nun wartet alle Welt gespannt, wie sich am 27. März die Oscars aus der Affäre ziehen nach ihrem etwas verunglückten Corona-Klassentreffen 2021.