Nach langen Verhandlungen zwischen den Stuttgarter Straßenbahnen, Stadtpolitikern, Betreibern und Pächtern ist klar: Der Club Goldmarks bleibt. Doch was passiert mit den Universum-Flächen?

Es war ein hartes Stück Arbeit. Lange, sehr lange hat es gedauert, bis nun Michael Brunner die frohe Nachricht verkünden durfte: Das Goldmarks unterm Charlottenplatz bleibt erhalten. Zumindest bis Ende 2024 ist der Betrieb des Clubs gesichert.

 

Pachtvertrag mit den SSB lief aus

Gut ein Jahr hatte man getagt, gebrütet, verhandelt, geplant, beratschlagt und hin und wieder auch gezweifelt. Die Ausgangslage war verzwickt. Vor 15 Jahren war Martin Blankenhorn mit seinem Club Universum von Vaihingen unter den Charlottenplatz gezogen und betrieb mit Erich Pientka die Bewirtschaftungs-GmbH Gastronomiebetriebe. Michael Brunner ist der Betriebsleiter des Universum und des Goldmarks, dem kleineren Bruder, der vor einigen Jahren in einem Nebenraum eingerichtet worden war. Der Pachtvertrag mit den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) lief stets für ein Jahr.

Nun hatten die SSB selbst Bedarf angemeldet. Das vierstöckige Bauwerk war 1966 bei seiner Einweihung topmodern, ganz Deutschland beneidete Stuttgart darum, seine Straßenbahnen tiefergelegt und Platz für Autos geschaffen zu haben. Der Verkehrsknoten ist aber erkennbar in die Jahre gekommen. Der Brandschutz muss auf Vordermann gebracht werden – und in dem Zuge wollen die SSB auch Ruheräume für ihre Fahrer und die Infrastruktur schaffen.

Der Betreiber wollte weitermachen

Die Bewirtschaftungs-GmbH wollte nicht mehr weitermachen, der Vertrag lief aus. Doch Brunner hatte Interesse, die Clubs zu übernehmen. Dazu musste er allerdings die GmbH kaufen, denn die Clubkonzession war an die GmbH geknüpft. Ansonsten hätte er eine neue Konzession beantragen müssen, mit allen Unwägbarkeiten und Zeitverzögerungen. Allerdings meldeten sich andere Interessenten, die aber vornehmlich die leere Fläche für ein Jahr bespielen wollten. Sozusagen eine Abrissparty an der anderen feiern – mit entsprechendem Bierverkauf.

Stadträte sitzen mit am Verhandlungstisch

Es galt also, viele Interessen unter einen Hut zu bringen. Die beiden Nachtmanager Nils Runge und Andreas Topp schalteten sich ein, Stadträte verhandelten mit. Der Charlottenplatz ist nicht nur ein Verkehrsknoten, er ist auch ein zentraler Ort des Nachtlebens. Das Universum und das Goldmarks ziehen Nachtschwärmer und Konzertgänger an, es ist einer der mittlerweile wenigen Plätze der Stadt, an denen sich Menschen aller Couleur begegnen und wohlfühlen. Und der vor allem als Konzertfläche unentbehrlich sei, sagt Runge. Man sieht es der Haltestelle mit all ihren Ecken und Winkeln nicht an, aber hier war immer schon die Kultur zu Hause. Das Theater der Altstadt etwa spielte in den Katakomben, der Club Comix hatte lange hier sein Zuhause.

Der Kompromiss ist gefunden

„Die SSB haben den Auftrag zu wachsen, dafür brauchen sie die passende Infrastruktur“, sagt Nils Runge, „gleichzeitig wollen wir den Charlottenplatz als kulturellen Ort erhalten.“ Zudem wollten die Besitzer der GmbH einen angemessenen Preis erzielen und Brunner eine Lösung, die ein Auskommen ermöglicht. „Von Komplettschließung bis Kompletterhalt war alles möglich“, sagt Runge. Nun hat man einen Kompromiss gefunden. Brunner und Matthias Mettmann, Geschäftsführer des Wizemann, haben die GmbH gekauft, der Pachtvertrag fürs Goldmarks läuft bis Ende 2024. Was mit den Flächen des Universum geschieht, ist noch nicht klar, die SSB planen derzeit die Sanierung der Haltestelle. Die Architekten von SSB und Robi Wache, der etwa den Umbau des Wizemann-Areals geplant hat, sollen eine Machbarkeitsstudie erstellen, wie Nachtleben und die Anforderungen eines ausgebauten Straßenbahnverkehrs gedeihlich miteinander auskommen könnten.

Michael Brunner will im März wieder eröffnen. Gerade bastelt er am Programm. Auch ein hartes Stück Arbeit. Aber eines, auf das er sich nun freuen kann.