Nun kommt nicht nur Chromecast auf den deutschen Markt: Google hat auch das Betriebssystem Android Gear für Smartwatches vorgestellt. Eine Flut von Computer-Uhren steht nun bevor.

Stuttgart - Google weitet die dominierende Smartphone-Plattform Android auf das junge Geschäft mit tragbaren Geräten wie Computer-Uhren aus. Der Internet-Konzern stellte dafür das Projekt Android Wear vor. Als erste Hersteller kündigten Motorola und LG Smartwatches mit der Software an. Zudem kommt der TV-Stick Chromecast nun auch auf den deutschen Markt.

 

Android Wear soll unter anderem dafür sorgen, dass in den Displays der Datenuhren relevante Informationen angezeigt werden und man die Geräte sowie angeschlossene Smartphones mit Sprachbefehlen steuern kann. Schnittstellen für diverse Sensoren sollen Gesundheitsfunktionen möglich machen. Google heizt damit den Wettbewerb bei Smartwatches weiter an. Computer-Uhren gelten als „das nächste große Ding“ im Technikgeschäft. Apple arbeitet laut Medienberichten an einer iWatch, die mit iPhones verbunden werden kann. Der weltgrößte Smartphone-Anbieter Samsung preschte bereits mit seiner Smartwatch Galaxy Gear vor. Außerdem gibt es bereits zahlreiche Modelle verschiedener Hersteller auf dem Markt. Viele dieser Uhren sind aber noch klobig und leiden an Problemen wie einer kurzen Batterie-Laufzeit oder Lücken im Zusammenspiel mit Smartphone-Apps.

Bei Computer-Uhren will man bei einer Google-Suche nicht wie vom PC gewohnt eine Liste von Links angezeigt bekommen, sondern gleich die richtige Antwort sehen. Bei Android Wear werden die Geräte gesprochene Fragen verstehen, dafür muss man sie mit den Worten „Ok, Google“ aktivieren. Der Handy-Pionier Motorola, der zuletzt zu Google gehörte und jetzt von dem Computer-Hersteller Lenovo übernommen wird, veröffentlichte bereits Bilder von seiner Smartwatch Moto 360. Sie sieht wie eine klassische Uhr mit Display statt Zifferblatt aus. LG entschied sich für ein rechteckiges Design. Der Uhren-Hersteller Fossil kündigte ebenfalls eine Zusammenarbeit mit Google bei Android Wear an.

Google will Kinderkrankheiten von Chromecast beheben

Mit dem Streaming-Stick Chromecast verknüpft Google in Deutschland den Fernseher mit Internet-Video. Smartphone, Laptop oder Tablet steuern die Inhalte, der Fernseher ist Projektionsfläche. In den USA war der Stick ein Renner – am heutigen Mittwoch kommt er in Deutschland auf den Markt. In den USA verdankte sich der Erfolg zu einem großen Teil der Integration der beliebten Film- und Fernsehserienportale Netflix und HBO. In Europa sollen mit Watchever – und bald auch Maxdome – zwei ähnlich funktionierende Videodienste den TV-Stick unterstützen.

Die Strategie, Fernseher und Internet mit Hilfe eines fingergroßen Sticks zu verschmelzen, könnte nach Sicht von Computerexperten aufgehen. „Mit den beiden Video-Streaminganbietern wurden bei uns zwei große Partner gefunden, mit denen Google den Sprung auf das Wohnzimmer-TV schaffen könnte – ganz anders als bei den verpatzten Starts des früheren Dienstes Google TV“, sagt Sven Hansen, Redakteur der Fachzeitschrift „c’t“. „Insgesamt hat Chromecast das Zeug, in Deutschland einen Erfolg zu landen – auch, weil viele in den 35 Euro einen Mitnahmepreis sehen dürften.“ Deutlich verbesserungswürdig sei noch die Spiegelung des Inhalts vom Internet-Browser des Handys oder Tablets auf den Fernseher, sagt Hansen. Google gesteht diese Kinderkrankheit ein – ein Update soll bald folgen. „Die Übertragung vom Browser ist holprig. Foto-Apps gibt es nur von Drittanbietern. Eine animierte Diashow ruckelt unschön übers TV. Ich weiß nicht, warum sich Google eine so offene Flanke leistet“, sagt Hansen. Ein weiteres Manko: Bisher könnten eigene Bilder, die nicht in der Cloud eines Foto-Programms gespeichert sind, nur über Umwege auf den Fernseher gebracht werden.