Die Macht von Google geht inzwischen so weit, dass das Unternehmen aus Kalifornien über das Wohl und Wehe anderer Firmen entscheidet. Das darf nicht so weitergehen, kommentiert Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - In Seoul dürften die Champagnerkorken geknallt haben. Dort, in der Firmenzentrale von Samsung, sitzen die aktuellen Gewinner des Handelsstreites zwischen den USA und China. In den vergangenen Jahren hatten Smartphones von Huawei zunehmend mehr Interessenten gefunden und sind in der Verkaufsstatistik den bisherigen Spitzenreitern aus Südkorea immer näher gerückt. Damit dürfte es vorerst vorbei sein. Ohne das Gehirn von Google ist der Körper von Huawei nicht mehr als eine leere Hülle.

 

Fast so wie beim Diesel

Zwar ist das letzte Wort im Handelskrieg noch nicht gesprochen. Aber dass der US-Präsident die Causa Huawei in die Verhandlungsmasse hineinmischt, ist hochwahrscheinlich, und wie das Ende dann aussehen wird, ist überhaupt nicht absehbar. Die Situation ist also vergleichbar mit der, wie man sie hierzulande als Autofahrer in Sachen Diesel kennt. Besitzer eines entsprechenden Modelles müssen genau beobachten, welche Wendungen das Leben so nimmt, und wer eine Neuanschaffung plant, der greift lieber mal zu einer Alternative. Unsicherheit über das, was kommt, beeinflusst den Kaufentscheid. Bei Handys wohl noch mehr als bei Autos, die Taschencomputer sind vergleichsweise günstig und kurzlebig. Doch auch wenn der erste Blick zu Huawei geht, die größere Aufmerksamkeit verdienst der Megakonzern in Kalifornien. Dem ist es gelungen einen Kosmos zu erschaffen, in dem ohne die unschuldig daherkommenden Online-Helferlein – wie Maps, News, Earth – nicht mehr viel geht. Wer weder in der Apple-Welt noch in der kommunikativen Steinzeit lebt, der kommt um Google und dessen Dienste kaum herum. Diese Macht geht so weit, dass Google über das Wohl und Wehe anderer Firmen entscheidet. Milliardenstrafen der EU-Kommission haben das Monopol bisher nicht verhindert. Es wäre dringend notwendig, dass die Politik dem Giganten nicht nur wegen seiner Datensammelwut stärker als bisher auf die Finger sieht. Und es ist nicht auszuschließen, dass die Macht aus Mountain View den Bogen überspannt und es sich für Konkurrenten lohnt, ein Gegenmodell zu entwickeln. Das wäre dann sogar ein positiver Aspekt aus den aktuellen Streitereien.

Milliardenstrafen reichen nicht