Für romantische Stunden zu zweit ist der Grillplatz im Unteren Schlossgarten sicher nicht die erste Anlaufstelle. Wer aber gerne in großen Gruppen grillt, ist dort genau richtig.

S-Ost - Public urban grilling - wenn es denn Begriff noch nicht gäbe, für das Massengrillerlebnis im Unteren Schlossgarten müsste man ihn erfinden. An warmen Sommertagen, bevorzugt an Wochenenden, bleibt keiner der rund zwölf Betongrills kalt, werden daneben noch mitgebrachte Grills aufgestellt. Die vielen vorhandenen hölzernen Sitzgelegenheiten reichen dann längst nicht mehr aus und die Liegewiese direkt daneben macht ihrem Namen alle Ehre. Das ist multikulturelles urbanes Grillen mitten in der Stadt mit Event-Charakter, nicht ganz leise, nicht immer ganz ohne (alkoholbedingte) Ausfallerscheinungen. Aber das soll auch bei kleineren Grillfesten vorkommen.

 

In dem Bereich des Schlossgartens ist immer etwas los. Von der einen Seite kommt - trotz Lärmschutzwand - das Dauerrauschen der Cannstatter Straße mit ihren bis zu 80 000 Fahrzeugen täglich. Von der anderen Seite hört man regelmäßig die (noch) die in den Hauptbahnhof ein- und ausfahrenden S-Bahnen und Züge. Der Park dazwischen wird von Radfahrern, Joggern, Inline-Skatern, Nordic-Walkern und Spaziergängern rege genutzt. Der Kinderspielplatz ist nicht weit entfernt und der Kiosk samt Außenbewirtschaftung bietet den Grillern fast schon eine Komfortausstattung, die an anderen, abgelegeneren Grillstellen schmerzlich vermisst wird. Hier gibt es Toiletten, zwar nicht unbedingt nach jedermanns und vor allem -fraus Geschmack, aber immerhin. Man kann Getränke kaufen, wenn man einmal nicht genug dabei hat. Und wenn die Würste mal ausgehen, verkauft der Mann im Kiosk gerne seine eigenen Bratwürste.

Die Kehrmaschine ist regelmäßig im Einsatz

Dass der Platz so gut angenommen wird, findet Micha Sonnenfroh zwar erstaunlich, andererseits tut der Fachbereichsleiter Parkpflege bei der Wilhelma mit seinem Team einiges dafür, dass die Grillgäste sich wohl fühlen. „Die Toiletten werden sehr oft gereinigt, wir haben den Zyklus an den Wochenenden sogar auf zwei Mal täglich erhöht.“ Auch die Kehrmaschine und das Reinigungspersonal sind regelmäßig im Einsatz, die Mülleimer dort werden laut Sonnenfroh täglich geleert. Gegen so manche Scherbe rund um die Mülleimer ist die Kehrmaschine aber machtlos. Die benachbarte Liegewiese wird von den Wilhelma-Gärtnern regelmäßig gemäht, damit sie auch gut als solche genutzt werden kann.

„Im Sommer ist an den Wochenenden und abends immer viel los“, sagt Sonnenfroh. Für seinen Geschmack ist das Ambiente dort etwas in die Jahre gekommen. Der Grillplatz samt Kiosk wurde zur Gartenschau in den 1970er Jahren eingerichtet. Sonnenfroh: „Man müsste sich überlegen, ob das hier noch dem heutigen Standard entspricht.“ Am Grundkonzept müsste man sicher nichts ändern, aber die Einrichtungen auf den heutigen Stand der Technik bringen. Dafür ist dann aber eine andere Abteilung der Landesverwaltung zuständig. Insgesamt ist der Grillplatz für den Wilhelma-Mann unproblematisch, obwohl es dort auch trinkfreudige Stammkundschaft gibt. „Im Schlossgarten gibt es auch Probleme mit Wildgrillern, aber nicht in dem Bereich.“

Mit der Stadtbahn klappt die Anreise am besten

Ein Grund für die Beliebtheit des Grillplatzes ist möglicherweise, dass er so gut erreichbar und doch mitten im innerstädtischen Grünen ist. Wer meint, mit dem Auto anfahren zu müssen, geht das Risiko ein, im benachbarten Ost-Stadtteil Stöckach lange vergeblich einen Parkplatz zu suchen. Einfacher ist es mit der Stadtbahn. Von der Haltestelle Stöckach, an der zahlreiche Linien halten, sind es nur wenige hundert Meter bis zum Heinrich-Baumann-Steg über die Cannstatter Straße. Der Grillplatz liegt dann rechter Hand in Sichtweite. Auch für eine Radtour bietet sich der Ort an. Wer den Schlossgarten zwischen Schlossplatz und Mineralbädern auf zwei Rädern durchquert, kommt zwangsläufig daran vorbei. Der Grillplatz bietet sich auch für Familienausflüge mit Kindern an. Der Nachwuchs findet zahlreiche Betätigungsmöglichkeiten, sei es bei Spielen auf der Wiese, beim Tischtennisspielen an den neben der Kioskterrasse fest montierten Platten oder eben bei einem Abstecher zum nahen Spielplatz.

Fazit: Wer eine romantische Grillidylle sucht, ist am Grillplatz im Unteren Schlossgarten eindeutig falsch. Man sollte also mit Gruppen am Nachbargrill auskommen und je nach Andrang auch mit einem gewissen Lärmpegel rechnen. Ansonsten hat der Platz einen hohen Freizeitwert mit vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten – und einem Verkaufskiosk mit kleiner Gastronomie samt Toiletten.