US-Präsident Donald Trump hat sein Interesse an Grönland bekundet. Der ehemalige Immobilienmogul soll mit seinen Beratern mehrmals über einen Kauf der größten Insel der Welt gesprochen haben. Wie ernst es ihm damit ist, bleibt unklar. Diese fünf Optionen hätte Trump.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Washington - Donald Trump will laut US-Medienberichten der dänischen Regierung die Insel Grönland abkaufen. Das berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf enge Vertraute des US-Präsidenten.

 

Trump habe demnach bei mehreren Treffen mit seinen Beratern über das Thema gesprochen. Dabei soll der Präsident immer wieder gefragt haben, ob ein Kauf der riesigen Eisinsel zwischen Atlantik und Nordpolarmeer möglich sei.

„Spinnerei“, „komplette und totale Katastrophe“

Einige Berater Trumps hätten den Vorschlag unterstützt, während andere ihn als unrealistisch und „Spinnerei“ abgetan hätten, berichten die Nachrichtenagenturen Bloomberg News und Reuters.

Andere wiederum hätten hinter seinen Worten eine ernsthafte Absicht erkannt, das eisige autonome Gebiet dem Königreich Dänemark – auf welche Weise auch immer – streitig machen zu wollen. Der demokratische Politiker Rufus Gifford, bis 2017 US-Botschafter in Dänemark, kommentierte die Pläne auf Facebook als „komplette und totale Katastrophe“.

Trump hat wirtschaftliche und strategische Ziele im Blick

Ein Vertrauter Trumps spekuliert gegenüber dem „Wall Street Journal“, dass der Präsident aufgrund der natürlichen Ressourcen ein Auge auf die Insel geworfen haben könnte. Grönland verfügt über große Vorkommen an Kohle und Uran, welche durch die Eisschmelze immer leichter zugänglich werden. Unklar ist aber, wie ernsthaft Trumps Kaufabsichten sind.

Käme der Deal zustande, würden die Vereinigten Staaten ihre Landmasse von 9,83 Millionen Quadratkilometern auf einen Schlag um 2,18 Millionen Quadratkilometer vergrößern und damit Kanada (9,98 Millionen Kilometer) vom zweiten Platz der größten Länder Welt verdrängen.

Russland liegt mit 17 Millionen Quadratkilometern unangefochten an der Spitze. Demografisch hingegen würden die 56 000 Grönländer innerhalb der US-Bevölkerung (circa 328 Millionen) kaum zu Buche schlagen.

Dänische Reaktionen: „Es muss ein Aprilscherz sein“

Eine offizielle Reaktion der dänischen Regierung gibt es bisher noch nicht. Führende Politiker des Landes haben allerdings bereits klargestellt: Dänemark ist nicht an einem Verkauf Grönlands interessiert.

Der bis Ende Juni 2019 amtierende frühere dänische Premierminister Lars Løkke Rasmussen kommentiert: „It must be an April Fool’s Day joke ... but totally out of sesson!“ – „Es muss ein Aprilscherz sein . . . aber völlig außerhalb der Saison.“

„Trump ist verrückt geworden“

Soren Espersen, stellvertretender Vorsitzender der rechtspopulistischen Dansk Folkeparti, meint: „If he is truly contemplating this, then this is final proof, that he has gone mad“ – „Wenn er (Trump) das wirklich ernst meint, dann ist dies der letzte Beweis, dass er verrückt geworden ist.“

„Besser zu Dänemark als zu den USA gehören“

Die grönländische Politikerin Aaja Chemnitz Larsen von der Partei Inuit Ataqatigiit (IA) erklärt: „I am sure a majority in Greenland believes it is better to have a relation to Denmark than the United States, in the long term.” – „Ich bin mir sicher, eine Mehrheit in Grönland glaubt, dass es auf lange Sicht besser ist, eine Beziehung zu Dänemark zu haben als zu den Vereinigten Staaten.“

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Amerikas Grönland-Obsession

Grönland ist ein autonomes Außengebiet Dänemarks. Ein Mitarbeiter der Republikaner im US-Kongress sagte, Trump habe die Idee, Grönland zu kaufen, gegenüber Abgeordneten mehrfach angesprochen, was sie stutzig gemacht habe, doch sie nähmen die Äußerungen nicht ernst.

Es wäre nicht das erste Mal, dass die politische Führung der USA den Kauf der größten Insel der Erde erwägt. 1946 versuchte die Regierung unter Präsident Harry S. Truman die Insel für 100 Millionen Dollar zu erwerben, was Dänemark jedoch ablehnte. Zuvor hatten sie erwogen, Land in Alaska gegen strategisch wichtige Teile der arktischen Insel zu tauschen. Bereits 1867 scheiterten die USA mit einem Kaufangebot.

Aus geostrategischen Gesichtspunkten ist die Insel für die USA von besonderer Bedeutung. Während des Zweiten Weltkriegs nutzte das amerikanische Militär Grönland als vorgeschobene Basis, um eine mögliche Invasion der Vereinigten Staaten durch Nazideutschland abzuwehren. Während des Kalten Krieges errichtete das Pentagon 1951 eine Militäranlage auf Grönland, die auch heute noch aktiv ist.

Was Trump tun könnte . . .

Wäre ein solcher Deal politisch, völkerrechtlich und nicht zuletzt finanziell überhaupt möglich? Theoretisch hätte Donald Trump fünf Optionen:

1. Freiwilliger Anschluss

Dass Grönland auf ewig Teil Dänemarks und seiner parlamentarischen Monarchie sein wird, ist keineswegs ausgemacht. 1814 fiel die riesige Landmasse im Kieler Frieden dem kleinen Staat als Kolonie zu. 1921 erklärte Dänemark offiziell seine völkerrechtliche Oberhoheit.

1933 gab Norwegen seine Ansprüche auf Grönland endgültig auf. Seit 1953 schließlich ist Grönland keine Kolonie mehr, sondern eine autonome „Nation innerhalb des Königreichs Dänemark“.

Hans Enoksen, der ehemalige Premierminister der grönländischen Autonomieregierung, ist sich sicher, dass Grönland bis 2021 ein eigener souveräner Staat sein wird. Theoretisch könnten die Grönländer dann selbst entscheiden, ob sie eigene Wege gehen oder sich als 51. Bundesstaat den USA anschließen wollen.

2. Kauf durch die USA

Dass die USA bereit sind für neue Territorien mit barer Münze zu zahlen, haben sie schon mehrmals in ihrer Geschichte bewiesen. 1867 kauften sie dem Russischen Reich Alaska ab. Für das 1,6 Millionen Quadratkilometer große Gebiet zahlten sie Zar Alexander II. insgesamt 7,2 Millionen Dollar. Zunächst hatte Alexander II. Alaska dem Fürsten von Liechtenstein angeboten, doch der lehnte die Offerte dankend ab.

64 Jahre zuvor – im Jahre 1803 – kauften die USA im sogenannten Louisiana Purchase Frankreich ein 2,14 Quadratkilometer großes Gebiet westlich des Mississipi River ab. Kaiser Napoleon Bonaparte war damals wegen seiner zahlreichen Kriege in Europa knapp bei Kasse und freute sich über die Verkaufssumme von 15 Millionen Dollar (was einem heutigen Wert von 251 Millionen Dollar entspricht).

Das sind sieben Dollar pro Quadratkilometer. In Stuttgart kosten durchschnittliche Baugrundstücke derzeit bis zu 13 000 Euro pro Quadratmeter.

3. Militärische Annexion

Donald Trump könnte auf der Grundlage des Recht des Stärkeren Fakten schaffen und es wie sein russischer Amtskollege machen. Wladimir Putin verleibte sich im März 2014 die 27 000 Quadratkilometer große Halbinsel Krim im Handstreich ein. Ganz in der Tradition des Zarenreiches, das nach dem Sieg im Russisch-Türkischen Krieg (1768–1774) die Krim als Beute vom Osmanischen Reich einbehielt, machte der moderne Zar Putin kurzen Prozess und ließ seine Panzer gegen die Ukraine rollen.

Dänemark ist zwar wie die USA in der Nato, aber mit 17 000 aktiven Soldaten sind die dänischen Streitkräfte den United States Armed Forces (1,4 Millionen aktive Soldaten, eine Million Reservisten) hoffnungslos unterlegen.

Und: Für die Besetzung Grönlands würden allein die 2500 Navy SEAls, die Elitetruppe der US Navy, völlig ausreichen.

4. Privater Kauf durch Trump

Als Inhaber des Mischkonzerns Trump Organization könnte der 73-Jährige selbst als Käufer auftreten. In der aktuellen Forbes-Liste „The World’s Billionaires“ steht der Milliardär aus New York mit einem Vermögen von 3,1 Milliarden Dollar auf Platz 715 der Superreichen dieser Welt.

Sollte Trump tatsächlich so gerissen sein wie er immer wieder von sich behauptet, könnte er Dänemark Grönland eventuell sogar zu einem noch geringeren Quadratkilometer-Preis abschwatzen als seine Vorgänger Andrew Johnson (Alaska) und Thomas Jefferson (Louisana).

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5. Pachtvertrag

In den letzten Jahren ist das Land Grabbing (zu Deutsch: Landnahme) in Mode gekommen. Staaten wie China und Saudi-Arabien sowie private Investoren kaufen oder pachten riesige Agrarflächen in Entwicklungsländern, wo sie Nahrungsmittel und Energiepflanzen für den Export und die Versorgung der eigenen Bevölkerung anbauen.

So haben die Vereinigten Arabischen Emirate im Sudan fast 380 000 Hektar gepachtet. Laos hat zwei bis drei Millionen Hektar für 70 Jahre an Firmen aus Thailand, Vietnam und Malaysia verpachtet. In der Demokratischen Republik Kongo hat China 2,8 Millionen Hektar für die Biosprit-Produktion gepachtet.

Dänemark ist zwar kein Entwicklungsland, aber ein Pachtvertrag mit den USA wäre völkerrechtlich möglich. Vorausgesetzt, die Grönländer sind damit einverstanden, dass Donald Trump auch auf ihrem ruhigen Eiland das Sagen hat.

Bisher keine Reaktion aus Dänemark

Eine offizielle Stellungnahme seitens des Weißen Hauses gibt es bislang nicht. Auch über die Höhe eines möglichen Kaufangebots ist nichts bekannt.

Gelegenheit über das Thema zu sprechen, gäbe es jedoch schon bald: Trump, der derzeit noch im Urlaub in seinem Golfklub in Bedminster im US-Staat New Jersey weilt, reist am 2. und 3. September zu einem Staatsbesuch nach Kopenhagen. Bislang steht das Thema allerdings noch nicht auf dem offiziellen Programm.