Die Neueröffnung des 500 Quadratmeter-Shops der Telekom auf der Königstraße wertet der City-Manager für ein „positives Signal für den innerstädtischen Handel und ein Bekenntnis für die Attraktivität des Standortes.“

Stuttgart - In diesen Tagen sind Ladenneueröffnungen nicht gerade die Regel. Im Gegenteil. Die massiven Umsatzeinbrüche im Lockdown und der Rückgang von Frequenz sowie Kauflust dürfte bis zum Jahresende eher zu Schließungen des einen oder anderen Geschäfts in der Innenstadt führen. Insofern ist die Neueröffnung des Telekom-Flagship-Store in der Königstraße bemerkenswert. Nicht zuletzt, weil es auch ein Vertrauensbeweis für die sich im Abschwung befindende Königstraße ist. Denn für Händler hochwertiger Güter ist die 1a-Lage in der City schon lange nicht mehr attraktiv genug. Aber auch für den Vertreib von Konsumgütern ist es ein schwieriger Standort geworden. Die Mieten – zumal in einem mehrgeschossigen Haus – lassen sich nicht mehr erwirtschaften.

 

Der neue Standort des Bonner Telekommunikationsunternehmens verdeutlicht die Entwicklung. Zuvor verkaufte dort die Marke Esprit über mehrere Geschosse hinweg Textilien. Nach dem Auszug von Esprit beherbergt das Karl-Gassmann-Haus in der Königstraße 34 in der Erdgeschossfläche die Telekom, darüber Büros. Angeblich ist das Objekt inzwischen vollvermietet. Und das zu Preisen, die sich offenbar am Mietniveau aus Zeiten vor dem Lockdown orientieren. Zumindest lässt das Björn Weidenmüller, Chief Operating Officer bei der Telekom, durchblicken. Aber der Telekom ist es das offenbar wert. Immerhin hat das Unternehmen in Stuttgart nun die größte Repräsentanz im bundesweiten stationären Handel. Bisher war in München der Vorzeige-Shop – nun ist er auf der Königstraße.

Vertrauensbeweis und Bekenntnis

Für Citymanager Sven Hahn ist das ein positives Zeichen für den Standort Stuttgart, der durch Corona und die Randale-Nacht geschwächt war: „Dass exponierte Standorte in der Innenstadt nach wie vor gefragt sind, ist ein klarer Vertrauensbeweis. Die Telekom hätte auch woanders hingehen können.“ Doch Bijan Esfahnani, Leiter aller Telekom-Shops in Deutschland, bestätigt: „Stuttgart gehört immer noch zu den Top-20-Standorten und ist extrem attraktiv. Und der Standort am Schlossplatz ist eine Top-Lage, der immer noch begehrt bei Premium Brands ist.“ Alle hochwertigeren Marken würden dem gleichen Trend folgen: „Es zieht sie in exponierte Lagen. Damit verdichten sich gerade alle Metropolen.“ Dennoch habe man auch bei diesem Investment lange überlegt, ob es sich lohne einen langfristigen Mietvertrag über die 510 Quadratmeter große Fläche abzuschließen. Aber am Ende überwogen die Argumente für das Konzept, den Standort und die Perspektiven für den stationären Handel. Mehr noch: Der Shop in Stuttgart soll als Muster für weitere Shops dieser Art in ganz Deutschland dienen.

Das Konzept erachtet die Telekom trotz des Strukturwandels im Handel als zukunftsweisend. „Wir glauben, dass auch noch in fünf Jahren ein Großteil der Verkäufe über die menschliche Begegnung geht“, sagt Björn Weidenmüller. Wenn der Handel die drei Punkte „Convenience, Empathie und Service beachtet“, könne er weiter beim Kunden punkten. „Das hat nichts mit Nostalgie zu tun“, ergänzt Björn Weidenmüller, „künstliche Intelligenz kann keinen Witz machen.“ Zum Konzept gehört auch, dass die Kunden am Eingang von einem so genannten „Welcome-Manager“ empfangen und nach deren Wünsche gefragt werden. Zudem bietet der Shop Kundenworkshops, Co-Working-Spaces oder eine Kinderecke. Selbst jüngere Kunden, die sich vorab im Internet breit informieren, wollen im Shop die Dinge berühren und fühlen.“ Als Kennziffer dient dabei auch die so genannte Click-and-Collect-Rate. Jährlich steigen bei der Telekom Verkäufe, bei denen die Kunden zwar im Internet bestellen, aber im Shop das Produkt abholen um 20 Prozent.

Groß und Klein profitieren

Noch gibt es zwar keine Zahlen zur Frequenz über den Shop an der Königstraße, aber ein Vergleichswert aus München (800 Kunden am Tag) lässt Citymanager Hahn aufhorchen: „Wenn wieder mehr Leute in die Stadt kommen, und seien es Zielkunden, profitieren alle. Angefangen vom benachbarten Brezelkörble bis hin zur Gastronomie und anderen Händlern.“ Laut Telekom sei das auch das Ziel: „Wir wollen in diese Handelslandschaft eingebettet sein.“