Selten hat Süddeutschland so viel Mitgefühl gezeigt wie für die kürzlich abgebrannte Attraktion im Europa-Park Rust. Warum es sich bei „Piraten in Batavia“ um mehr als nur eine alt gewordene Floßfahrt handelt, zeigen die Bilder.

Rust - Knapp eine Woche ist es her, dass der Europa-Park in Rust nicht nur einen großen Teil seines Themenparks, sondern auch die Floßfahrt durch Batavia durch einen Großbrand verloren hat.

 

Was für die Einen ein unglücklicher Brand ist, löst bei den Anderen fast schon Tränen aus. Doch was war so besonders an den „Piraten in Batavia“? Schließlich war die Attraktion in die Jahre gekommen und ihre Spannung wurde längst von Hochgeschwindigkeitsachterbahnen übertrumpft.

Mutige Kinder fuhren „Piraten in Batavia“

Es sind vor allem die Kindheitserinnerungen, die mit der 1987 erbauten Bahn verbunden werden. Damals war das Fahrgeschäft eine glänzende Neuheit und die Attraktion schlechthin. Denn die Floßfahrt war alles andere als langweilig. Schon der Weg hin zu den Booten führte mutige Familien vorbei an Piraten und ihren ausgeraubten Opfern.

Bei den Floßen angelangt, führte eine fünf Meter hohe Abfahrt direkt ins Piratenland. Erzählt wird die Geschichte der niederländischen Kolonialisierung des heutigen Indonesiens, dessen Hauptstadt Jakarta bis 1942 Batavia hieß. Doch der geschichtliche Hintergrund des Spektakels ist nebensächlich. Im Vordergrund standen spannende Kämpfe unter Piraten und furchteinflößende Tiger, die Kinderherzen höher schlagen lassen.

Während die Augen sich nicht entscheiden können, welches Szenario der liebevoll arrangierten Plastikfiguren als nächstes verfolgt werden soll, rast der Puls nach oben, wenn direkt neben dem eigenen Floß die Kanonen des Piratenschiffs einschlagen und Wasserfontänen in die Höhe schnellen. Obwohl die 400 Meter lange Bahn durchschnittlich nur 2,9 Stundenkilometer fährt, wirkte die Fahrt als Kind wie die Verwirklichung eines Märchenbuches.

Mehr als nur eine Lagerhalle

Wer Jahre später mit den eigenen Kindern im Boot saß, stellte fest, dass einige Figuren verstaubt und das Wasser unter dem Floß nicht halb so tief war, wie man es sich vorgestellt hatte. Auch die Wasserfontänen, die so gefährlich wirkten, erreichten tatsächlich nie eines der Boote. Doch der Zauber blieb.

Obwohl die „Piraten in Batavia“ nur eine gewöhnliche Lagerhalle bewohnten, ist es die Liebe zum Detail, die die Piratenlandschaft so echt wirken ließen. Es waren künstlich angelegte Wasserfälle, bunte Wandmalereien, bissige Schlachtrufe und hunderte Requisiten aus einem Land vor unserer Zeit, die eine Fahrtzeit von siebeneinhalb Minuten so spannend gestaltet haben.

Lebt wohl ihr Piraten! Wir schauen uns eure Bilder nur zu gerne noch einmal an.