Bei einem Großbrand in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka sind mindestens 69 Menschen ums Leben gekommen und Dutzende weitere verletzt worden. Das kommt leider nicht von ungefähr.

Dhaka - Am Anfang stand ein Missgeschick, wie es mehrmals täglich in Bangladesch passiert: Ein Gaszylinder explodiert in einer Wohnung inmitten des verwinkelten und überbevölkerten Chawkbazar in der Altstadt von Dhaka. Binnen weniger Minuten stehen die Wohnungen mehrstöckiger Gebäude an einer Straßenecke in Flammen. Von Autos bleiben nur noch Blechskelette übrig. Die Gäste einer Hochzeitsgesellschaft gehen im Flammenmeer unter. Auch ein junges Liebespaar, das auf einer Fahrradrikscha ist, wird ein Opfer der Feuersbrunst.

 

In vielen Wohnungen hatten Händler Chemikalien sowie Haar- und Körpersprays gelagert. Das Material wirkte wie Brandbeschleuniger. Der Feuerwehr, die sich erst mit großen Mühen einen Weg durch die verstopften Straßen bahnen musste, hatten dem Flammenmeer nichts entgegenzusetzenund wartete ab, bis nur noch rauchende Trümmer übrig blieben.

Schon 2010 starben bei einem Großfeuer mehr als 120 Menschen

69 Tote zählten die Behörden am Donnerstagmittag. Doch wahrscheinlich werden von den Dutzenden von Verletzten, die mit schweren Brandwunden und verätzten Lungen in Krankenhäuser gebracht wurden, einige nicht überleben.

Im Jahr 2010 waren in Dhaka den Angaben zufolge bei einem Brand in einem Gebäude, in dem ebenfalls Chemikalien lagerten, mehr als 120 Menschen ums Leben gekommen. Damals wurde öffentlich als Konsequenz gefordert, Depots für Chemieprodukte aus solchen Gebieten zu verlegen - was offenbar jedoch nicht geschah.

Die Feuerwehr rügt regelmäßig Brandschutzmängel – ohne Erfolg

Bangladesch, nach China der Welt zweitgrößter Textilexporteur, ist für seine zahlreichen Brandkatastrophen berüchtigt. Zwar sind in den meisten Textilfabriken die Sicherheitsvorkehrungen unter ausländischem Druck massiv verschärft worden. Doch im Rest des Landes scheint die Botschaft nicht angekommen zu sein. Im vergangenen Jahr zählte die Feuerwehr insgesamt knapp 18 100 Brände in der Hauptstadt – bei knapp 3000 der Brände sollen Zigarettenstummel die Ursache gewesen sein.

Erst wenige Tage vor dem verheerenden Feuer in Chawkbazar hatte die Kinderabteilung des insgesamt 1200 Patienten zählenden Shaheed Suhrawardy Hospital vier Stunden lang gebrannt. Ein Kind kam dabei zu Tode. Medien berichteten anschließend, das Krankenhaus sei drei Mal auf Feuerschutzmängel hingewiesen worden. Laut Dhakas Feuerwehr mangelt es in 97,5 Prozent aller Krankenhäuser der Millionenmetropole an ausreichendem Feuerschutz. Lehrer in Dhaka verwundert das nicht. Von 989 Schulen in der Hauptstadt stuft die Feuerwehr ganze 18 als sicher ein.