Die Petrus- und die Lukasgemeinde feiern am kommenden Sonntag ihre Fusion in der großen Stadthalle. Das Rausgehen aus den evangelischen Kirchen soll aber die Ausnahme bleiben.

Gerlingen - Seit dem 1. Dezember sind die beiden Gemeinden in der Stadtmitte und im Gehenbühl verschmolzen. Der geschäftsführende Pfarrer Martin Weeber erklärt die Hintergründe und Folgen.

 

Herr Weeber, die Petrus- und die Lukasgemeinde haben vor zwei Monaten fusioniert. Nun feiert man dies groß in der Stadthalle. Wird die evangelische Kirche weltlich?

Für Christinnen und Christen ist es klar, dass sich der Glaube in der Welt bewähren muss. Darum ist auch die Evangelische Kirche schon immer in gewisser Weise weltlich. Das kommt nun auf schöne Weise in dem Festgottesdienst in der Stadthalle zum Ausdruck: Wir wollen als Kirche auch für die Stadtgesellschaft da sein. Das gilt nicht nur für die Evangelische Kirche.

Gehört diese Offenheit zum Konzept? Sie feiern ja auch Gottesdienste auf dem Gerlinger Rathausplatz.

Auch wenn wir als Kirche der Welt zugewandt sind, so feiern wir die Gottesdienste im Normalfall in unseren Kirchen. Im Kirchengebäude kommt man besser zum Nachdenken und zur Ruhe als auf einem Rathausplatz oder in einer Stadthalle. Und aus dem Nachdenken und der Ruhe erwächst wieder die Kraft für das Leben im Alltag. Gelegentlich ist es schön und sinnvoll, wenn das Evangelium auch außerhalb des Kirchenraums verkündet wird.

Wie sind denn die ersten Erfahrungen mit der Fusion? Was sagen die Gemeindemitglieder dazu?

Der Erfahrungen sind gut. Wir sind ja auch darauf bedacht, nicht alles über den Haufen zu werfen. Einzelne tun sich aber schwer auch mit kleinen Änderungen. Aber das ist normal und kein Anlass zur Beunruhigung. Die Entscheidung zur Fusion war richtig.

Fusion bedeutet in der Wirtschaft immer Einschränkung von Leistungen für die Kundschaft oder Personalabbau. Ist das auch in der Kirche der Hintergedanke?

Wir werden in Zukunft weniger Pfarrerinnen und Pfarrer haben. Daher muss man schauen, dass man nicht alles doppelt macht. Brauchen wir für 5500 Gemeindeglieder ein Kirchengemeinderatsgremium oder zwei? Eines reicht. Die Stadt hat für fast 20 000 Einwohner auch nur einen Gemeinderat.

Haben Sie genug Haupt- und Ehrenamtliche, um alle Angebote aufrecht zu erhalten?

Es wäre eine Illusion und eine Überforderung zu meinen, dass wir mit zukünftig weniger Hauptamtlichen alle Angebote aufrecht erhalten können. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter leisten unglaublich viel – aber auch sie dürfen sich nicht überfordern. Vielleicht muss man auch von dem Angebotsdenken weg. Wer sich mit anderen engagieren will, soll das tun und wird merken: Das macht Freude!

Glauben Sie, dass die Gemeinden mit der Fusion den ständigen Mitgliederschwund stoppen können?

Nein. Aber es kann gut sein, dass wieder mehr Menschen die Schönheit des Glaubens entdecken. Die Kirche ist in der Geschichte immer wieder neu aufgeblüht.

Die katholische Kirche verkauft eines ihrer beiden Gemeindezentren an die Stadt. Beide bisher selbstständigen evangelischen Gemeinden haben ja eine Kirche und ein Gemeindezentrum. Muss sich auch die evangelische Kirche von Immobilien trennen?

Glücklicherweise nicht. Wir haben zwei sehr gut genutzte Gemeindezentren und Kirchen.