Die Stadt will die A 81 unter einem Deckel verstecken und darauf Wohnungen bauen. Das könnte zum Vorbild für die Region werden, glauben die Planer. Das Verkehrsministerium macht wenig Hoffnung.

Freiberg/Neckar - Freiberg am Neckar ist eine geteilte Stadt. So sieht es jedenfalls Freibergs Bürgermeister Dirk Schaible. Es ist die Autobahn 81, die vor allem den Ortsteil Geisingen vom Freiberger Zentrum abschneidet. Nach Ansicht von ‚Schaible ist es ein lang gehegter Wunsch der Freiberger, die Trennung zu überwinden. Diesem Ziel will er näherkommen, indem er die Idee für einen Deckel über die A 81 vorantreibt. Demnächst sollen die Pläne im Verkehrsministerium vorgestellt werden.

 

450 Meter soll der Deckel lang sein

Im Herbst 2017 hatte der Gemeinderat in einer nichtöffentlichen Sitzung beschlossen, einen ersten Entwurf in Auftrag zu geben. Den hat Bürgermeister Schaible nun gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Fabian Gramling (CDU) der Presse vorgestellt. Der Entwurf des Stuttgarter Ingenieurbüros str.ucture sieht vor, die Autobahn auf einer Länge von 450 Metern zu überdeckeln.

Anschließend sollen darauf Mehrfamilienhäuser sowie zwei Bürogebäude und gegebenenfalls ein Platz entstehen. So könnten Freibergs Ortsteile stärker zusammenwachsen. Gleichzeitig hofft Schaible, in den angrenzenden Wohngebieten den Straßenlärm zu reduzieren und die Luftqualität zu verbessern.

Einen Zeitplan gibt es noch nicht

Einen Zeitplan oder einen Kostenrahmen gibt es noch nicht. Dafür sei es zu früh, sagt Schaible. „Der Entwurf ist ein erster Aufschlag, es wird ein sehr langer Weg.“ Wie lang dieser sein kann, zeigt ein ähnliches Vorhaben im Kreis Böblingen. Dort soll die A 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen einen 850 Meter langen Deckel bekommen. Zwischen dem ersten Beschluss und dem geplanten Baubeginn 2020 werden dann 36 Jahre vergangen sein. Der Deckel soll Stand heute 69 Millionen Euro kosten.

Bevor sich in Freiberg etwas bewegt, muss die Stadt mit ihren Plänen beim Verkehrsministerium vorstellig werden – dort wird anschließend entschieden, ob Freiberg weiterplanen darf. Mit einer kurzfristigen Entscheidung rechnet Bürgermeister Schaible nicht. Aus dem Verkehrsministerium heißt es, dass der Bund nur Deckel baue, wenn es keine günstigere Alternative gebe oder wenn Stadt und Landkreis die „erheblichen“ Baukosten übernähmen.

Keine Versiegelung neuer Flächen

Die Hoffnungen von Dirk Schaible und Fabian Gramling liegen vor allem in dem Vorbildcharakter, den das Projekt entfalten könnte. Einerseits, erklärt Schaible, müssten für den entstehenden Wohnraum keine Flächen versiegelt werden – zwischen 2,9 und 3,6 Hektar sollen laut dem Entwurf auf dem Deckel frei werden.

Andererseits könne die Freiberger Idee nach Ansicht von Fabian Gramling ein Leuchtturmprojekt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung werden, die 2027 in Stuttgart und der Region stattfindet und bei der eine neue Baukultur und neue Technologien im Fokus stehen.

Der Deckel ist in Leichtbauweise geplant

Denn der Freiberger Deckel ist in sogenannter Leichtbauweise geplant – so soll stellenweise bis zu 90 Prozent an Baumaterial eingespart werden können. Das unterscheidet den Vorstoß nach Ansicht der Stadt von früheren Ideen einer Überdeckelung.

Parallel zu der Vorstellung der Pläne beim Verkehrsministerium bewirbt sich Freiberg beim Wirtschaftsministerium um 100 000 Euro Fördergeld – dort läuft derzeit eine Ausschreibung für Gemeinden, die innerhalb des Ortsgebietes neue Flächen auf effiziente Art gewinnen. Mit dem Geld sollen offene Fragen zum Autobahndeckel beantwortet werden: Wie steht es um die Statik, wie um Lärmschutz und Abgase?

Die A 81 könnte achtspurig werden

Die können dann wiederum dem Verkehrsminister als Entscheidungsgrundlage dienen. Hinzu kommt, dass die A 81 in einigen Jahren auf acht Spuren ausgebaut werden könnte – und sowieso zusätzlicher Lärmschutz notwendig wird. Warum dann keinen Deckel bauen, fragt Dirk Schaible.