Kulturbanausen am Werk: Die Regierung Oettinger wollte Kunstgegenstände verkaufen, um Bernhard Prinz von Baden aus der Klemme zu helfen. Wertvolle Handschriften, Millionen von Euros und komplizierte Eigentumsfragen bestimmten das Spektakel – mit überraschendem Ausgang.

Stuttgart - Am 6. April des Jahres 2009 standen gleich zwei Landesminister aus dem fernen Stuttgart im Rathaus von Salem am westlichen Bodensee. Willi Stächele (Finanzen) und Peter Frankenberg (Wissenschaft, auch Kunst) betrachteten einen Stapel Papier. Zwölf Seiten hatte der Meersburger Amtsnotar Christoph Häfner gerade verlesen, aber das war – in ein kühnes Bild gefasst – nur die Spitze des Eisbergs. Zuvor hatte der wackere Notar 800 Seiten Vertragstext mit den Abgesandten des Landes sowie der Familie von Baden durchgearbeitet. Zwei Tage währte dies. Zuzüglich der Anhänge umfasste der Vertrag stolze 2500 Seiten.