Ist es im Leonberger Bürgeramt zu voll, sind die Außenstellen in den Teilorten eine beliebte Alternative. Das schafft Personalprobleme.

Wenn die Wartezeiten im Leonberger Bürgeramt im Alten Rathaus mal wieder besonders lang sind, gibt es eine interessante Ausweichmöglichkeit: Einfach ein paar Kilometer weiter in die Außenbereiche fahren. Denn in den drei Teilorten Gebersheim, Höfingen und Warmbronn hat die Stadt jeweils eine Dependance, die sogenannten Ortschaftsverwaltungen. In denen können auch Personalausweise oder Pässe beantragt werden.

 

Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. In den „kleinen“ Rathäusern herrscht reger Betrieb – so viel, dass das dortige Personal kaum mehr nachkommt. Deshalb sollen alle drei Ortschaftsverwaltungen insgesamt eine halbe Stelle mehr bekommen. Der oder die Stelleninhaberin würde zwischen den drei Außenbüros pendeln – je nachdem, wo die Not am größten ist.

Personalkosten von knapp 45 Millionen Euro

Dass die Leute im Bürgeramt und in den Ortschaftsverwaltungen alle Hände voll zu tun haben, ist weitgehend unbestritten. Doch ob deswegen der Stellenplan der finanziell gebeutelten Stadt weiterhin belastet werden soll, darüber gehen die Meinungen im Gemeinderat, der am kommenden Dienstag den Haushalt beschließen soll, auseinander. „Personalkosten sind immer wiederkehrende Ausgaben, die kontinuierlich steigen“, meint etwa Axel Röckle, der Fraktionschef der Freien Wähler, angesichts der geplanten Steigerung von 42,5 Millionen Euro (2022) auf rund 45 Millionen Euro in diesem Jahr.

Kritisch sieht auch Ottmar Pfitzenmaier eine Stellenmehrung gerade in diesem Bereich: „Der Bürgerservice gehört zentralisiert“, meint der Vorsitzende der SPD-Fraktion. „Unter Gesichtspunkten der Effizienz und der Digitalisierung ist eine Stellenaufstockung ein völlig abstruser Weg.“

Doch die Mehrheit der Stadträte erkennt durchaus die Notwendigkeit, Behördendienstleistungen weiterhin klassisch anzubieten. In den Vorberatungen zum Haushalt wurde der halben Stelle für die Ortschaftsverwaltungen knapp zugestimmt.

Doch dieser Posten ist nur einer von insgesamt 23 auf der Wunschliste der Leonberger Personalverwaltung. Unstrittig dabei sind mehrere Umwandlungen in volle Stellen bei Kindergärten und in anderen pädagogischen Bereichen. Auch die Notwendigkeit für eine Fachkraft für die Bewertung von Grundstücken wird nicht angezweifelt.

Im Tiefbauamt gibt es bisher ausschließlich Ingenieure

Weitaus kritischer wird eine geplante Verwaltungsstelle im Tiefbauamt gesehen. Dort gibt es bisher ausschließlich Ingenieure. Das ist zwar erstaunlich, doch irgendwie habe man die Verwaltungsaufgaben mit vereinten Kräften erledigt, meint der Amtsleiter Roger Roth. Mit zunehmender Komplexität der Vorgänge werde das immer schwieriger.

Eine „ämterübergreifende Zusammenarbeit“, die sich der SPD-Fraktionschef Pfitzenmaier vorstellen kann, sei nicht möglich. Nach einer internen Organisationsuntersuchung, so erklärt Baubürgermeister Klaus Brenner, wurden alle Bereiche „strikt getrennt“. Die Mehrheit im Rat hatte bei den Vorberatungen ein Einsehen und stimmte dem Verwaltungsposten fürs Tiefbauamt zu.

Ob am Ende alles so kommt, das wird sich am Dienstag, 31. Januar, 19 Uhr bei der Haushaltsverabschiedung im Rathaus zeigen.