Mit klarer Ansage hat Ben Benasr sein Ritzi eröffnet: Über Stuttgart soll ein neuer Stern strahlen. Sein Gourmet-Bereich mit 16 Plätzen ist nicht alles. Im früheren Richter’s betreibt der Spitzenkoch zudem eine Bar und ein „normales“ Restaurant.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart. - Er weiß ja, wie es geht. Ben Benasr, ein gebürtiger Tunesier mit Cannstatter Schwiegereltern (dem Wirtepaar von Krehl’s Linde), war von 2016 bis 2018 schon mal Sternträger – dank seiner Kochkünste in der Gutsschenke im Ludwigsburger Schlosshotel Monrepos. Jetzt will er zurück in den Gourmetolymp.

 

Ein neuer Stern soll über Stuttgart aufgehen. Beim Grand Opening des Ritzi im früheren Richter’s unweit des Hauptbahnhofs stimmte der 39-Jährige über 200 geladene Gäste auf seine Pläne ein. Dies tat er auf seine typische Weise: locker, mit jugendlicher Frische, ohne Pathos, als bester Beweis dafür, dass Spitzenküche nicht immer steif sein muss. Wer in den Tempeln der kulinarischen Hochgenüsse Spaß und Lockerheit vermisst, sollte mal im Citygate vorbeischauen. Dort vermischen sich nun orientalische Geschmacksrichtungen mit mediterraner und schwäbischer Küche. Etwas ganz Neues für Gaumen und Seele soll entstehen. Schon der erste Eindruck bei der Eröffnung in drangvoller Enge war hervorragend.

Drei Lokalitäten in einem Haus

Im Grunde haben Ben Benasr und der zweite Geschäftsführer Werner Braun, der als Vertreter der Investoren das Finanzielle verantwortet, am Samstagabend gleich drei Lokalitäten in einem Haus eröffnet. Zu den 16 Gourmet-Plätzen auf der Empore, die hinter Vorhängen verschwinden kann, gehören 60 Plätze im „normalen“ Restaurant sowie 35 Bar-Plätze, wo es Tapas zu günstigen Preisen gibt.

Bei der Eröffnungsfeier zu lauter DJ-Musik wurden die meisten Tische rausgeräumt, damit über 200 Gäste Platz fanden, darunter viele junge Leute. Es sind nicht nur die älteren Gourmets, die Benasr mit innovativer Kochkunst begeistern will – er hat’s ebenso abgesehen auf das, was man Szene-Publikum nennt, das am Anfang vielleicht „nur“ für einen Drink in der Bar vorbeischaut.

Neuer Parkservice, den man aus Hollywood-Filmen kennt

Nach dem Umbau präsentiert sich das Ritzi farblich klarer und nach außen offen. Bisher waren die Fenster zugedeckt, sodass man von draußen gar nicht sehen konnte, dass hier Gastronomie stattfindet. Nun sind die Glasfronten freigelegt und zeigen den vielen Autofahrern, was drinnen passiert.

Im Hof standen vier junge Männer, um Autos der Gäste in Empfang zu nehmen. „Valet-Parking“ nennt sich, was man aus Hollywood-Filmen kennt. Die Restaurantbesucher fahren mit ihren Auto direkt zum hinteren Eingang und übergeben es mit dem Schlüssel für zehn Euro an die freundlichen Helfer. Die Fahrzeuge werden in einer privaten Tiefgarage geparkt.

Vergnügen ohne steife Etikette

Werner Braun hatte die Idee, dem bisherigen Richter’s den Namen Ritzi zu geben. Ein Ritzi gibt’s etwa auf Mallorca und stehe für Innovation. Der Name sei nicht geschützt, sagt Braun. Mit dem aus Sylt geholten Wirt René Richter war’s nicht gut gegangen. Er musste gehen und den Chef-Stab an seinen Küchenchef Ben Benasr übergeben, der nun mit Ehrgeiz und Spaß das gastronomische Trio im Citygate rockt. Wird er schaffen, was seinen Vorgängern an diesem etwas ungünstigen Standort nicht gelungen ist? Seine Stammgäste und Fans – und davon gibt es viele – trauen es ihm zu. Die junge Gourmet-Küche kann überraschen und ein Vergnügen ohne steife Etikette sein.