McLaren-Pilot Jenson Button hat Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel den Sieg beim Großen Preis von Kanada weggeschnappt.

Montreal - Im irren Kanada-Krimi hat Sebastian Vettel durch einen Fehler in der Schlussrunde den sechsten Sieg im siebten Saisonrennen knapp verpasst. McLaren-Pilot Jenson Button schnappte dem Formel-1-Weltmeister im Regenchaos von Montreal nach sechs Safety-Car-Phasen und einer 125-minütigen-Rennunterbrechung am Sonntag den fast schon sicher geglaubten Sieg auf den letzten Metern weg. „Absolut brillant, ein fantastischer Job“, gratulierte McLaren-Teamchef Mark Whitmarsh dem Sieger, der erst nach mehr als vier Stunden feststand. Dritter wurde Vettels Red-Bull-Teamgefährte Mark Webber. Michael Schumacher fuhr im Mercedes lange auf Podiumskurs, musste sich aber nach großem Kampf am Ende mit Rang vier begnügen. Der nach der über zweistündigen Unterbrechung im kanadischen Regen wie entfesselt fahrende Rekord-Champion verpasste im bislang besten Rennen seit seinem Comeback nur knapp seinen ersten Podiumsplatz seit dem 1. Oktober 2006.

 

„Ein Krimi - was für ein Rennen! Eine klasse Leistung von Michael und als Vierter hat er heute zumindest am Podium geschnuppert - eine wirklich gute Fahrt und starke Teamleistung“, jubelte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Vettel war dagegen nach seinem nur um Haaresbreite verpassten ersten Nordamerika-Coup geknickt. „Wenn man auf Sieg fährt, trifft einen das schon“, offenbarte der bisherige Seriensieger. Button legte auf den letzten Runden trotz mehreren Kollisionen unter anderem mit seinem Teamkollege Lewis Hamilton und einer Durchfahrtstrafe einen wahren „Husarenritt“ hin. „Ich werde jetzt ganz sicher feiern und freue mich auf die Party“, jubelte der Engländer. Weltmeister Vettel zieht an der Spitze der WM-Wertung aber weiter einsam seine Runden. Weil die WM-Rivalen Hamilton und Fernando Alonso (Ferrari) in der Regen-Lotterie unweit der olympischen Ruder-Strecke von 1976 patzten, vergrößerte der Heppenheimer seinen Vorsprung mit jetzt 161 Punkten auf den zweiten Platz sogar minimal.

Alonso ging leer aus

Button ist nun mit 101 Zählern Zweiter. McLaren-Teamkollege Hamilton war nach erneut rüpelhaftem Auftreten der große Verlierer. Nach einer von ihm verschuldeten frühen Kollision ausgerechnet mit Button schied der Ex-Weltmeister aus und verlor weiter an Boden. Auch Ferrari-Pilot Alonso musste nach einem Zusammenstoß mit Button aussteigen und ging leer aus. Im zweiten Silberpfeil landete Nico Rosberg auf Rang elf, Timo Glock (Marussia Virgin) wurde 16. Pech hatten Nick Heidfeld (Lotus Renault), der auf Platz sechs fahrend nach einem Zusammenstoß mit Kamui Kobayashi (Sauber) ausschied und Force-India-Pilot Adrian Sutil, der nach mehreren Kollisionen raus musste. Zum Rennstart hatte das nasskalte Wetter Vettel noch in die Karten gespielt.

Die 21. Pole Position seiner Karriere musste der Champion wegen der nassen Rennstrecke zunächst nicht verteidigen. Zum ersten Mal in dieser Saison wurde ein Grand Prix aus Sicherheitsgründen hinter dem Safety Car gestartet. Erst in der fünften Runde wurde das Rennen freigegeben. „Bei dem Wetter kann alles passieren. Da kann viel los sein“, hatte Haug angesichts der Wetter-Kapriolen vor dem Start noch prophezeit und sollte recht behalten. Eine erste Kollision zwischen Vettel-Teamkollege Webber und Hamilton in der fünfte Runde verlief zunächst noch glimpflich. Drei Runden später musste das Safety Car erneut raus, nachdem Hamilton bei einem riskanten Überholmanöver gegen Button für einen McLaren-Zusammenstoß gesorgt hatte. „Was machst du denn da“, giftete Button via Teamfunk nach der provozierten teaminternen Kollision, die für Hamilton das frühe Rennaus bedeutete.

Dramatisches Finale eines chaotischen Rennens

„Ich kam aus der Situation nicht mehr heraus, er hat mir keinen Platz gelassen“, verteidigte sich der Kanada-Sieger von 2010, der immerhin von Pop-Mega-Star Rihanna getröstet wurde, die passend zum Wetter einst mit „Umbrella“ (Regenschirm) einen Nummer-1-Hit landete. Mehr rutschend als fahrend rasten die Boliden danach über den Asphalt. In den Gischtfontänen konnten die Fahrer kaum etwas erkennen. Zwischenzeitlich drohte die künstlich angelegte Île Notre-Dame im St. Lorenz-Strom zu versinken. Die Konsequenz: Das Rennen musste unterbrochen werden und wurde nach quälend langer Wartezeit neu gestartet, verlief aber weiterhin chaotisch und gipfelten im dramatischen Finale.