Nach 70 packenden Runden feiert Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo seinen zweiten Saisonsieg. Lewis Hamilton zeigte eine beeindruckende Auholjagd: Aus der Boxengasse gestartet kämpfte er sich auf Platz drei vor, vierter wurde Nico Rosberg. Dicke Luft herrscht trotzdem bei Mercedes.

Nach 70 packenden Runden feiert Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo seinen zweiten Saisonsieg. Lewis Hamilton zeigte eine beeindruckende Auholjagd: Aus der Boxengasse gestartet kämpfte er sich auf Platz drei vor, vierter wurde Nico Rosberg. Dicke Luft herrscht trotzdem bei Mercedes.

 

Budapest - Ein handfester Hauskrach beim Mercedes-Duo und eine erneute herbe Pleite von Sebastian Vettel gegen seinen siegreichen Teamkollegen Daniel Ricciardo bestimmten den turbulenten Großen Preis von Ungarn.

Nico Rosberg konnte als Vierter zwar die WM-Führung vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton in die Formel-1-Sommerpause retten, kochte aber auch innerlich vor Wut. "Meine Sicht will ich jetzt nicht darlegen", sagte er am Sonntag nur mühsam beherrscht. Der Brite, der aus der Boxengasse noch sensationell aufs Podest raste, schimpfte: "Ich war sehr geschockt, dass mich das Team darum gebeten hat, ihn vorbeizulassen. Das war ziemlich seltsam."

Hamilton bot beim hart erkämpften Triumph des australischen Red-Bull-Piloten Ricciardo als Drittplatzierter dennoch die überragende Leistung: Aus der Boxengasse gestartet, raste er auf dem Hungaroring bei Budapest noch sensationell aufs Podium hinter Ferrari-Rivale Fernando Alonso. "Ich kann zuversichtlich in die Zukunft schauen", sagte Hamilton.

Vettel wirkte nach seinem enttäuschenden siebten Rang dagegen fast schon resigniert. Der Titel rückt in immer weitere Ferne. "Ein Platz mehr wäre vielleicht drin gewesen", meinte der vierfache Weltmeister aus Heppenheim. Ricciardo strahlte dagegen und ballte die Faust. "Schon zwei Siege ist phänomenal", sagte der Australier mit dem für ihn typischen Grinsen nach den heiß umkämpften 306,630 Kilometern. "Jetzt gibt es ein paar Tage lang Party."

Ein Regenguss 45 Minuten vor dem Start, zwei Safety-Car-Phasen, viele Crashs und Ausfälle, zahlreiche knallharte Überholmanöver und etliche Führungswechsel sorgten beim elften Saisonlauf auf dem 4,381 Kilometer langen Berg-und-Tal-Kurs für viel Abwechslung und Spannung. Nach 70 packenden Runden feierte Vettels Stallrivale Ricciardo seinen zweiten Saisontriumph nach Kanada. Vor dem Großen Preis von Belgien in vier Wochen in Spa führt Rosberg (202 Punkte) die WM noch mit elf Zählern Vorsprung auf Hamilton an. Ricciardo (131) ist Gesamtdritter.

Alonso, Hamilton und Ricciardo bekämpften sich in der Schlussphase mit allen Mitteln. Der Red-Bull-Pilot schnappte sich im vierletzten Umlauf erst mit einem bravourösen Überholmanöver Hamilton und dann eine Runde später auch Alonso. Und Rosberg, der scheinbar aussichtslos schon über 21 Sekunden zurückgelegen hatte, mischte plötzlich auch noch mit im Kampf um einen Podestplatz, schaffte es aber um wenige Zehntel nicht. Hamilton verteidigte seine Position knallhart. Abgesehen von seinem technisch bedingten Ausfall beim britischen Grand Prix verpasste Rosberg, der immer den ersten oder zweiten Platz belegt hatte, erstmals einen Podestrang.

"Ich bin halt enttäuscht"

Als ihn Hamilton vor seinem letzten Boxenstopp im letzten Rennviertel nicht überholen lassen wollte, beschwerte sich der 29 Jahre alte gebürtige Wiesbadener lautstark per Funk beim Team. Hinterher legte Rosberg nach: "Das muss man jetzt mal anschauen, mit dem Team diskutieren. Ich bin halt enttäuscht, dass ich es nicht hingekriegt habe, das nervt mich am meisten im Moment."

Hamilton hatte zuvor per Funk gelästert, wenn Rosberg vorbei wolle, müsse er ihn eben überholen. Später grollte er: "Ich war im gleichen Rennen wie er." Damit setzten sich die Psychospielchen zwischen den beiden aussichtsreichsten Titelkandidaten auch in Budapest fort.

Motorsportchef Toto Wolff versuchte, den Krach kleinzureden: "Das war eine ganz schwierige Situation. Zu dem Zeitpunkt war Nico unheimlich schnell unterwegs." Zur Frage, warum Hamilton den Funkspruch ignoriert habe, meinte Wolff: "Das sind ganz komplexe Themen. Da werden wir uns mit Lewis zusammensetzen."

Nico Hülkenbergs stolze Serie endete jäh: Der Force-India-Pilot aus Emmerich schied in der 16. von 70 Runden nach einer Kollision mit seinem Teamkollegen Sergio Perez aus und blieb damit erstmals in dieser Saison ohne Punkte. Adrian Sutil (Gräfelfing) verpasste im Sauber als Elfter erneut, wenn auch knapp die ersten Saisonpunkte.

Für Hamilton begann auch das Rennen mit einem Schreck: Der Mercedes-Mann rutschte schon in der zweiten Kurve in die Leitplanken und beschädigte sich dabei den Frontflügel. Der Pechvogel musste aus der Boxengasse losfahren, nachdem die Qualifikation am Samstag für ihn wegen seines brennenden Silberpfeils schon nach wenigen Minuten vorbei gewesen war.

Ein starker Regenschauer 45 Minuten vor dem Start hatte die Bedingungen komplett durcheinandergewirbelt. Alle fuhren wegen der noch nassen Strecke mit Intermediate-Reifen los. Aber auch so rutschten die Piloten teilweise wild umher. Während Rosberg seine Pole-Position souverän verteidigte, verlor der als Zweiter gestartete Vettel gleich zu Beginn zwei Plätze gegen Valtteri Bottas und Fernando Alonso. Der Titelverteidiger konnte Alonso aber wenig später wieder überholen.

Nach einem schweren Einschlag des Schweden Marcus Ericsson neutralisierte das Safety-Car das Rennen in der neunten Runde. Rosberg büßte dadurch nicht nur seinen schon komfortablen Vorsprung von knapp neun Sekunden wieder ein. Er fiel sogar auf Rang vier zurück, weil er erst später als das neue Führungstrio mit Daniel Ricciardo an der Spitze an die Box zum Reifenwechsel einbiegen konnte. Ein schwerer Crash des Mexikaners Perez in der 23. Runde führte zur zweiten Safety-Car-Phase. Danach lag Alonso zunächst vor Jean-Eric Vergne, Rosberg, Vettel und Hamilton.