Fünf Stockwerke hoch und fast 100 Meter lang: Ein größeres Gebäude als das neue Rathaus gab es in Remseck noch nie. Auch mit den übrigen Teilen der Neuen Mitte geht es zügig voran – und die Anwohner haben sich mit den Bauarbeiten arrangiert.

Remseck - Vom Büro des Oberbürgermeisters hat man einen traumhaften Blick über die Mündung von Rems und Neckar. Und wenn man den Kopf nach links dreht, sieht man ein weiteres Remsecker Markenzeichen: Die hunderte Meter lange Autoschlage vor der Neckarbrücke. Nur einen Nachteil hat das künftige Dienstzimmer von Dirk Schönberger: Der Herbstwind pfeift einem hier, im vierten Stock, ganz gehörig um die Ohren. Denn noch fehlen Wände und die Decke.

 

Wer in diesen Tagen eine der größten Baustellen im Kreis besucht, der stellt fest, dass die Neue Mitte in Remseck sehr zügig wächst. Viele Hindernisse, darunter ein umstrittener Architektenwechsel und diverse Rechtsstreits, musste das 35-Millionen-Vorhaben im Vorfeld überwinden. Doch seit tatsächlich gebaut wird, scheint alles reibungslos zu funktionieren.

Im Februar soll das Richtfest stattfinden

„Es macht richtig Spaß“, sagt der Architekt Uwe Hein. 45 Mann von der Stuttgarter Firma Wolfer und Goebel haben in den vergangenen Monaten das Skelett von neuem Rathaus, Stadthalle und Bibliothek betoniert. Derzeit werden die obersten Geschosse des neuen Verwaltungssitzes gegossen – inklusive Zimmer des OB. Selbst der heiße Sommer konnte die Arbeiter nicht aufhalten, die Schichten wurden einfach in die frühen Morgenstunden verlegt. Läuft weiter alles nach Plan, soll der Rohbau am Ende des Jahres fertig sein, im Februar findet wohl das Richtfest statt.

Bemerkenswert ist nicht nur das Tempo auf der Baustelle, auch die Dimensionen der Neuen Mitte gibt es in der Stadt kein zweites Mal: 96 Meter lang, 20 Meter hoch und 22 Meter breit wird allein das neue Rathaus, neben dem der aktuelle Verwaltungssitz auf dem Gelände in Neckarrems fast verloren wirkt. Die Stadthalle, die später mehr als 500 Besuchern Platz bieten wird, hat in den vergangenen Monaten eine zwölf Meter breite Bühne bekommen. In der Tiefgarage unter dem Areal können einmal gut 100 Autos parken.

Das befürchtete Verkehrschaos ist ausgeblieben

Damit man die Neue Mitte auch nachts nicht übersehen kann, will Uwe Hein in allen Räumen des Rathauses eine bläulich leuchtende LED einbauen. Ähnlich wie die Stuttgarter Stadtbibliothek soll das Gebäude in der Dunkelheit illuminiert werden – wobei die Stromkosten für die Beleuchtung sehr gering seien, betont der Architekt.

Gestützt werden die neuen Gebäude von 170 Pfählen, die riesige Bohrmaschinen mehr als zehn Meter tief in die Erde gerammt haben. Nötig sind sie, weil der Boden am Zusammenlauf der beiden Flüsse nicht stabil genug ist. Energie aus der Tiefe wollen die Planer nutzen, um die neuen Gebäude im Winter zu heizen und im Sommer abzukühlen.

Dass eine derart große Baustelle kaum Ärger bei Anwohnern provoviert, scheint schwer vorstellbar, doch laut Uwe Hein blieb ein Verkehrschaos auf den ohnehin überlasteten Remsecker Straßen aus – obwohl täglich viele Lastwagen auf das Gelände fahren. Gerd Kuhnle, der in Sichtweite der Baukräne lebt und in der Regel kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um die Lärm- und Verkehrsbelastung vor seiner Haustüre geht, bestätigt das: „Es war verkraftbar“, sagt der 60-Jährige.

Per Kamera live dabei

Versammlung
Die Stadt Remseck will ihre Bürger über den aktuellen Stand beim Großprojekt Neue Mitte am 21. November informieren. An diesem Abend findet um 19 Uhr eine Einwohnerversammlung in der Gemeindehalle im Stadtteil Aldingen statt. Weitere Themen sind die Remstalgartenschau im kommenden Jahr und die Bürgerbeteiligung in der Stadt.

Webcam
Wer den Fortschritt beim Bau der Neuen Mitte noch intensiver verfolgen will, kann das über eine Kamera tun, die auf dem Dach des alten Rathauses in Neckarrems installiert ist. Sie schießt alle zehn Minuten ein Bild von der Baustelle. Abrufbar ist die Webcam unter der Adresse https://www.stadt-remseck.de/de/Bauen-Wirtschaft/Neue-Mitte/Webcam-Rathausbaustelle.