Weil sich beim Postareal nichts tut, gehen die Grüne mit dem Rathauschef und der Verwaltung ins Gericht.

Leonberg - Die Grünen-Fraktion im Leonberger Gemeinderat ist sauer: „Oberbürgermeister Georg Martin Cohn darf die Planungen nicht weiter schleifen lassen.“ Sie übt harsche Kritik am Rathauschef und der Verwaltung, weil beim Thema Postareal ihrer Meinung nach im Rathaus Funkstille herrsche. „Wir wollen endlich Klarheit“, fordert der Chef der Fraktion, Bernd Murschel.

 

Die Zukunft des Postareals, die vorgesehene Bebauung und Nutzung, einschließlich des Schutzes von Grünzonen und Bäumen, hänge seit Monaten in der Schwebe, mokieren sich die Mitglieder der mit acht Mitglieder größten Fraktion im Stadtrat. „Die Fraktion hat bereits im Dezember Oberbürgermeister Martin Georg Cohn aufgefordert, die Planungen voranzubringen“, erklärt Murschel.

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Baumbestand wird vernichtet

Auf Kritik bei den Grünen stößt insbesondere die vorgesehene massive Bebauung. Der Fraktionsvorsitzende konkretisiert dies in einer Stellungnahme so: „Die Neubebauung vernichtet den älteren Baumbestand im nordwestlichen Bereich.“ Ungehalten seien die Grünen, weil die von dem Investor Strabag vorgelegten Pläne lediglich den Erhalt von einem oder zwei Bäumen vorsehen. „Das kann kaum als quantitative Verbesserung angesehen werden“, sagt Murschel.

Die ursprünglich angedachte Funktion des „Brückenschlags“ gehe durch die Art der von dem Investor vorgesehenen Bebauung verloren. Der vom Postareal zum Marktplatz geplante Brückenschlag dürfe nicht nur Fußgängern vorbehalten bleiben, meinen die Grünen.

Wichtig sei, dass er auch für Fahrräder nutzbar ist, ohne in Konflikte mit Fußgängern zu kommen. Bisher plant der Investor Strabag lediglich eine Fußgängerverbindung von der alten Hauptpost über die Senke zum Hirschbrunnen. Gerade für Radfahrer ist die Wegebeziehung unattraktiv.

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Grüne sehen Abstimmungsbedarf

Im Mai 2018 hatte ein Preisgericht, dem neben Planern und Wirtschaftsvertretern auch sechs Stadträte angehörten, den von Strabag Real Estate vorgelegten Entwurf zum Sieger gekürt. Der habe die Vorgaben für das Postareal in idealer Weise umgesetzt, befand das Preisgericht. Eine lebensfähige Vielfalt an möglichen Nutzungen müsse Frequenz in die Altstadt bringen, aber architektonisch eigenständig sein, meinten die Preisrichter.

Im Mittelpunkt des Strabag-Entwurfs steht ein Quartiers-Platz, der Sichtbeziehungen zur Altstadt und dem zukünftigen Stadtgarten nördlich der Layher-Bebauung hat. Die Erdgeschosse im Bereich des Platzes sollen als Einzelhandelsflächen mit ergänzender Gastronomie entwickelt werden. In den Obergeschossen sind rund 150 Wohnungen vorgesehen.

„Die Größe des Einzelhandels muss mit dem tatsächlichen Bedarf und der Handelsstruktur in der Kernstadt abgestimmt werden“, fordern nun die Grünen. „Die Andienung des Einzelhandels soll über die Eltinger Straße erfolgen und dafür müssen große Lastwagen rückwärts in die Tiefgarage einfahren. Hier sind andere Lösungen notwendig“, erklärt Murschel.

Überfällige Entscheidung

Eine politische Entscheidung im Gemeinderat sei überfällig, sagt der Chef der Grünen-Fraktion. Zumal zum Jahresende 2019 eine Option für den Investor Strabag abgelaufen sei.

„Wir wollen mit Strabag eine einvernehmliche Lösung, die das Postareal in seiner Funktion als Brückenschlag garantiert und den Erhalt von Bäumen im östlichen Bereich sichert,“ sagt Murschel. „Auf unsere Mail dazu vom 12. Dezember an Oberbürgermeister Cohn haben wir übrigens bis heute keine Antwort erhalten“, fügt der Fraktionsvorsitzende an. „Aber mit jedem Tag, der verstreicht, werden die Handlungsspielräume der Stadt eingeschränkt“, gibt er zu bedenken.