Grün-Schwarz? Aber selbstverständlich. Arglos und leblos setzen die beide Parteien ihren Haken hinter den Koalitionsvertrag. Ein Kommentar von StZ-Autor Reiner Ruf.

Leinfelden-Echterdingen - Als SPD-Landeschef Nils Schmid neulich in Grün-Schwarz eine „Koalition der Spießbürger“ entdeckte, erheiterte dies die Grünen nicht wenig. Insgeheim ärgerten sie sich aber. Und das nicht ohne Grund. Denn womöglich behält Schmid ja Recht. Jedenfalls ist Alexander Bonde bald ein Ex-Minister mit einer Ex-Liebschaft an der Backe, deren Rachefeldzug den ehrgeizigen Grünen dazu veranlasste, die politische Bühne fürs Erste zu verlassen. Nun sind derlei delikate Episoden kein Zeichen fortgeschrittener Coolness. Aber bei der Trennung von Privatsphäre und politischem Schaffen sind andere bürgerliche Parteien wie etwa die CSU mit Horst Seehofer an der Spitze deutlich weiter.

 

Bondes Abschiedsauftritt war das Aufregendste beim Landesparteitag der Grünen. Sieht man einmal davon ab, mit welcher Selbstverständlichkeit die Grünen in das Bündnis mit der CDU marschieren, jener Formation, bei deren bloßen Nennung die Katholischen unter den Grünen in der Vergangenheit drei Kreuze schlugen. Dennoch wurde am Wochenende deutlich, dass beide Parteien noch nicht völlig eins sind. Anders als die CDU benötigen die Grünen einen intellektuellen Überbau, um sich ihres Tuns zu vergewissern. Einige Überschriften für Grün-Schwarz textete Ministerpräsident Winfried Kretschmann an. Zum Beispiel: „Koalition für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Ob sich dahinter mehr verbirgt als nur Worthülsen?