Als 2012 die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft worden ist, befürchteten viele, dass die Gymnasien geflutet werden von Kindern, die auf einer anderen Schule besser aufgehoben wären. Wir haben bei Schulleiterin in den Filderbezirken nachgefragt.

Filder - Alarmismus sei in Bezug auf ihre Schule völlig unangebracht, sagt Irmgard Brendgen, Leiterin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) in Riedenberg. Es geht um den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung 2012 und damit einhergehende Konsequenzen für die Gymnasien.

 

Erhebungen für Stuttgart legten jüngst nahe, dass viele Gymnasiasten gerade in den unteren Klassen den Anforderungen für diese Schulart nicht gewachsen sind. 309 Gymnasiasten haben in diesem Schuljahr in der Landeshauptstadt bereits auf die Realschule gewechselt, 19 auf eine Gemeinschaftsschule. Die geschäftsführende Schulleiterin der Stuttgarter Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen, Barbara Koterbicki, gab an, dass die Wechsler keine Grundschulempfehlung gehabt hätte. Unter den früheren Bedingungen einer verbindlichen Grundschulempfehlung hätten die Kinder also ein Gymnasium gar nicht besuchen können. Brendgen sieht das GSG indes kaum berührt von diesem Phänomen. In den fünf fünften Klassen an ihrer Schule gebe es drei oder vier Fälle, sagt sie. „Das ist nicht auffällig“, sagt sie. Zwar gebe es seit dem Ende der verbindlichen Grundschulempfehlung mehr Fälle als früher. „Aber eine deutliche Steigerung gibt es nicht.“ Ihrem Empfinden nach würden sich auch heute die allermeisten Eltern auf das Urteil der Grundschullehrer verlassen. Würden diese also eine andere Schulart als das Gymnasium empfehlen, würden die Eltern in der Regel diesem Urteil folgen, meint Brendgen.

Eltern zeigen Grundschulempfehlung vor

Ähnlich sieht das die Leiterin des Paracelsus-Gymnasiums (PGH) in Hohenheim, Sabine Witzke. „Bei uns zeigen die Eltern die Grundschulempfehlung vor, obwohl sie nicht müssen“, sagt Witzke. In Infoveranstaltungen, die sie mit Vertretern der Körschtalschule und beruflicher Schulen bestreitet, weise sie stets daraufhin, dass sie eine Wertung verschiedener Schulformen ablehnt. Sicher gebe es den Eindruck, dass das Gymnasium eine Art Premium-Schule sei. „Ich erkläre den Eltern aber immer, dass es heute auch abseits der Gymnasien Wege zum Abitur gibt“, sagt sie. Ohnehin gebe es heute auch viele gute Berufe, für die kein Studium nötig sei. „Es muss nicht jeder studieren“, sagt die Schulleiterin. Eine Herausforderung sei es für eine Schule durchaus, wenn sich ein Schüler überfordert fühle. Wenn weitere Förderung keinen Sinn mehr ergebe, müssten Gespräche mit den Eltern geführt werden. „Die Eltern dürfen den Kindern nicht das Gefühl geben, dass sie enttäuscht sind. Dazu müssen wir ihnen zunächst die eigenen Ängste nehmen“, sagt Witzke.

Lenuzza sieht keine Probleme

Auch die Leiterin der Körschtalschule, Stefanie Lenuzza, gibt an, dass sie den Umgang von Eltern mit der Grundschulempfehlung in der Regel als unproblematisch ansieht. Zumindest seien Eltern, die ihre eigenen Vorstellungen durchsetzen würden, nicht die Regel. „Ich höre von meinen Lehrern keine Klagen über beratungsresistente Eltern“, sagt Lenuzza.

Für den Leiter des Degerlocher Wilhelms-Gymnasiums, Peter Hoffmann, ist der Zusammenhang zwischen der Zunahme von Schulwechslern und dem Ende der verbindlichen Grundschulempfehlung naheliegend. Dennoch handele es sich um Einzelfälle. Für die Schulen sei das weniger ein Problem. „Schwierig ist das immer für die betroffenen Kinder“, sagt er.