Ein Guantánamo-Häftling könnte in Baden-Württemberg aufgenommen werden. Die Bundesregierung prüft eine entsprechende Anfrage der US-Regierung, insbesondere in Hinblick auf Sicherheitsfragen.

Berlin/Stuttgart - Ein Häftling aus dem umstrittenen US-Gefangenenlager Guantánamo Bay könnte in Baden-Württemberg aufgenommen werden. Eine Anfrage der US-Regierung vom 13. Mai auf Aufnahme in Deutschland werde insbesondere im Hinblick auf Sicherheitsfragen sorgfältig geprüft, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwoch in Berlin.

 

Laut „Spiegel“ leben Angehörige des Marokkaners in Baden-Württemberg, die deutsche Staatsbürger seien. Das US-Militär stuft den Mann seit Jahren als ungefährlich ein. Das Innenministerium in Stuttgart sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa: „Wir werden ergebnisoffen prüfen, sobald das Innenministerium eine Anfrage bekommt“, sagte ein Sprecher.

US-Präsident Barack Obama will das Gefangenlager Guantánamo mittelfristig schließen. Anfang des Jahres wurden dort noch rund 150 Häftlinge festgehalten. Deutschland hatte zuletzt im Jahr 2010 zwei Guantánamo-Häftlinge aufgenommen, einen Palästinenser und einen Syrer. Im Jahr 2006 kehrte der gebürtige Bremer Murat Kurnaz nach mehr als viereinhalb Jahren in dem Gefangenenlager als freier Mann nach Deutschland zurück.

Ob es bei der US-Anfrage um den Gefangenen Younous Chekkouri geht, wollte das Innenministerium nicht mitteilen. „Der Spiegel“ hatte im April gemeldet, der US-Sonderbeauftragte für die Schließung Guantánamos, Clifford Sloan, habe bereits mit Regierungsvertretern in Berlin über dessen Übersiedlung verhandelt.