Einhörner, Comicfiguren oder prächtige Muster: Im Rems-Murr-Kreis tauchen immer wieder bunt bemalte Steine auf. Wer dahinter steckt und was es beim Mitmachen zu beachten gilt:

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Rems-Murr-Kreis - Die Steine sehen aus wie exotische Fische, sie sind verziert mit regenbogenbunten Einhörnern, Ninja-Turtles, farbenfrohen Schnecken oder niedlichen Kätzchen. Und sie tauchen an immer mehr Orten im Rems-Murr-Kreis auf – an Spielplätzen, in Blumentöpfen oder an Wegesrändern. Wer das Geheimnis lüften will, findet auf der Rückseite einen Hinweis: „RemsMurrSteine – posten, freuen, neu auslegen“, steht dort geschrieben, neben einem Facebook-Logo.

 

Den Stein ins Rollen gebracht hat Kai-Uwe Müller aus Waiblingen. Dessen siebenjährige Tochter Mia hatte im Sommerurlaub auf Eckernförde einen ganz besonderen Stein gefunden. „Da war so comicmäßig ein Mädchen drauf gezeichnet, Mia hat sich richtig gefreut“, erinnert sich Müller. Auf der Rückseite des Steins war eine Facebook-Seite angegeben.

Wer nach den bunten Steinen sucht, geht mit offenen Augen spazieren

Dadurch inspiriert, fingen die Müllers noch im Urlaub an, selbst Steine zu bemalen und zu verstecken. Kai-Uwe Müller rief die Facebookgruppe „RemsMurrSteine“ ins Leben – diese hat inzwischen gut 200 Mitglieder, die sich richtig viel einfallen lassen. Eines der aktivsten davon ist die 56-jährige Pia Meyer aus Berglen. Die Heilpraktikerin für Psychotherapie hatte das Steine-Bemalen schon entdeckt, bevor sie aus der Lokalzeitung von der Facebook-Gruppe erfuhr.

Zuerst malte sie, ohne die Resultate für andere zu verstecken – das änderte sich dieses Jahr. „Ich fand es total schön, dass es in der Gruppe nicht um Leistung und Perfektion geht“, meint sie. Denn egal ob begnadeter Künstler oder Nachwuchstalent im Kleinkindalter – jeder kann mitmachen.

Für Meyer bedeutet das Hobby nicht nur, ihre kindliche Seite auszuleben. „Wenn ich einen Stein verstecke, denke ich mir oft eine kleine Geschichte dazu aus – zum Beispiel, wie jemand ihn findet, dem es gerade nicht so gut geht.“ Deswegen hat sie neulich einen Kiesel mit Snoopy-Motiv in der Vorhalle eines Krankenhauses liegenlassen. Das Hobby habe auch einen anderen Effekt: „Wenn man beim Spazierengehen schaut, ob da ein hübscher Stein liegt, ist es doch etwas ganz anderes, als wenn man darüber nachdenkt, was man noch zu erledigen hat.“

Beim Steinebemalen und -verstecken gibt es kaum Regeln

Jeder hat seinen eigenen Stil und seine bevorzugten Techniken. Meyer und die Familie Müller schwören auf Stifte mit Acrylfarben auf Wasserbasis – „weil ich mit Pinseln noch schlechter male“, meint Kai-Uwe Müller augenzwinkernd. Andere verzieren ihre Steine lieber mit Fineliner- und Pinselstrichen. Manche empfehlen eine zusätzliche Schicht Acryllack, um die kleinen Kunstwerke vor Witterungseinflüssen zu schützen. Pia Meyer malt zudem gerne nachts – da könne sie sich am besten konzentrieren.

Der Fantasie und der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Wobei, drei winzige Regeln gibt es: posten, freuen, neu auslegen. Denn die eigentliche Idee ist es, dass ein glücklicher Finder andere an seiner Freude teilhaben lässt und den Stein wieder in seine natürliche Umgebung zurücklegt. Es gibt natürlich auch einen anderen Weg: „Mein Sohn hat diesen schönen Stein im Kinder-Einkaufswagen bei Lidl gefunden. Er gibt ihn nicht mehr her, also werden wir wohl auch einen Stein bemalen“, schreibt eine Frau in der Gruppe. Womit das Ziel ja auch erreicht wäre: die Welt ein bisschen bunter zu machen.