Ein ohrenbetäubender Knall, mächtige Staubwolken: Am Samstagmorgen wurde die Gumpenbachbrücke in Kornwestheim gesprengt. Der B-27-Verkehr musste für eine knappe halbe Stunde umgeleitet werden.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Kornwestheim - Um Punkt 9 Uhr drückt Martina Stahn von der Sprengfirma Rapp in Vaihingen/Enz das Knöpfchen. Ein ohrenbetäubender Knall, dann sackt die alte Kornwestheimer Gumpenbachbrücke in sich zusammen. „Wie gestreichelt“, wird Senior-Chef Lothar Rapp kurz darauf begeistert ausrufen, „koi Krätzerle!“

 

Die beiden neuen Brückenteile, die parallel zum gesprengten alten Brückenteil bereits gebaut sind, bleiben unbeschadet. „Gesprengt wurden nur die Stützen“, erklärt Tim Weirich, Projektleiter des Regierungspräsidiums Stuttgart. „Wir haben der Brücke quasi die Beine weggezogen.“

Sprengmeister Jens Rapp zufrieden

Auch sonst geht alles gut: „Die Brücke liegt unten wie geplant. Wir können sehr zufrieden sein“, sagt Sprengmeister Jens Rapp. Die Stadtwerke kontrollieren die Gasleitungen und geben Entwarnung, worauf Helmut Hörig, ebenfalls bei der Firma Rapp beschäftigt, dreimal das markerschütternde Signalhorn tönen lässt. Anwohner, die teils ihre Häuser hatten verlassen müssen, und Mitarbeiter der beteiligten Baufirmen nehmen die Baustelle jetzt erleichtert und neugierig in Augenschein.

Das Regierungspräsidium Stuttgart spricht nach der Sprengung von einem Meilenstein bei dem 27-Millionen-Euro-Projekt des Bundes. Seit 2020 ist es mit den Bauarbeiten für den Ersatzneubau der Gumpenbachbrücke zugange: Die alte Brücke, die eigentlich aus zwei nebeneinander gelegenen Brücken bestand, war marode und musste ersetzt werden.

Die Sprengmeister rücken schon zum zweiten Mal an

In der ersten Bauphase entstand das neue östliche Brückenbauwerk parallel zu seinem alten Vorgänger – auf temporären Widerlagern. Ende November 2020 wurde der Verkehr in Fahrtrichtung Ludwigsburg darauf umgelegt. Den Verkehr in Richtung Stuttgart verlegte die Behörde derweil von der alten Westbrücke auf die alte Ostbrücke, um mit den Vorarbeiten für die zweite Bauphase anfangen zu können.

Im Dezember 2020 wurde dann der alte Westteil der Brücke gesprengt – was damals für Interessierte sogar live gestreamt wurde, da Zuschauer in der Nähe der Brücke nicht zugelassen waren. Aktuell wird das westliche Brückenbauwerk an derselben Stelle neu gebaut, ebenso die westlichen Stütz- und Lärmschutzwände.

In der dritten Bauphase entstehen die endgültigen Widerlager und die Gründung für das neue Ost-Brückenbauwerk. Um das komplette Werk zu vollenden, wird dann die neue, rund 4600 Tonnen schwere östliche Brücke samt der Mittelpfeiler und Fundamente auf einer Verschubbahn um rund 10,5 Meter in seine endgültige Lage geschoben. Voraussichtlich ab Mai 2022 soll die B 27 wieder ohne Beeinträchtigungen befahren werden können, informiert das Regierungspräsidium. Mit allen Restarbeiten wird der Brückenneubau wohl bis Herbst 2022 fertig sein.