Die Stadtverwaltung beteuert, sie habe das bemerkenswerte Gutachten zur Gäubahn nicht geheim gehalten. Man wolle es ja jetzt diskutieren. Sie räumt aber ein, dass das Gutachten schon vor rund zwei Jahren in Auftrag gegeben wurde.

Die Stadtverwaltung hat am Samstag per Pressemitteilung bestritten, dass sie das Ergebnis eines von ihr selbst eingeholten Gutachtens zur Zukunft des Gäubahnbetriebs dem Gemeinderat rund 19 Monate lang verheimlicht habe. Entsprechende Berichte habe man „mit Verwunderung zur Kenntnis genommen“, erklärte sie nach der Berichterstattung unserer Zeitung.

 

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In der Mitteilung erläutert die Stadtverwaltung, das Gutachten habe speziell der verwaltungsinternen Überprüfung der Rechtsauffassung zur weiteren Betriebspflicht für die Panoramastrecke zwischen Stuttgart-Vaihingen und einem möglichen Nordhalt im Bereich des Stuttgarter Nordbahnhofs gedient. Davon abgesehen, wolle man es in der nächsten Sitzung des Ausschusses Stuttgart 21/Rosenstein auch mit den Ratsfraktionen besprechen. Die Tagesordnung für die Sitzung sei schon am 12. Mai geklärt worden. Die Verwaltung räumt aber ein, das Gutachten sei schon nach einem Gerichtsurteil 2020 in Auftrag gegeben worden. Die Stadt wolle den Nordhalt, erklärt Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne), sie sei aber laut Gutachten nicht zum Betrieb der Panoramastrecke verpflichtet: „Das Gutachten zeigt, dass eine weitere Betriebspflicht für die Panoramastrecke durch die Deutsche Bahn zumindest im Interimszeitraum besteht.“ Sprich: bis Gäubahnzüge in den Tiefbahnhof fahren.

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Ob es bis dahin eine durchgehende Betriebspflicht nicht nur bis zum Nordhalt, sondern auch bis zum Hauptbahnhof geben könnte, spielt in der Mitteilung der Stadt keine Rolle. Sie will hinter dem Bonatz-Bau auch alle bisherigen Gleisflächen bebauen. Umweltverbände dagegen sahen schon durch ein anderes Gutachten nachgewiesen, dass es eine Betriebspflicht der DB auch bis zum heutigen Kopfbahnhof gibt.

Die DB jedoch will im Sommer 2025 die Gäubahnschienen zwischen Haupt- und Nordbahnhof kappen – und die Gäubahn erst wieder mit dem Hauptbahnhof (tief) verbinden, wenn Gäubahnzüge zu einem Zeitpunkt deutlich nach 2025 über den Flughafen fahren. Auch den Betrieb bis zum Nordhalt will sie nicht übernehmen. Sie setzt auf Umstiege der Fahrgäste in Vaihingen.