Gemütlichkeit und hochwertige Drinks: Wer in der Bar Karlsvorstadt nach "Karl" sucht, findet Ante Barac. Wir haben uns mit ihm an den Tresen gesetzt und seinen Gute-Nacht-Geschichten gelauscht.

Stadtkind: Laura Müller-Sixer (six)

Stuttgart – Nicht gesucht, aber dennoch gefunden. Die Location an der Kolbstraße 11 wurde Ante Barac und seinem Geschäftspartner damals durch Zufall angeboten. Das simple, aber wirksame Konzept der Gastro-Quereinsteiger: "Lass uns eine gemütliche Bar daraus machen." In Vintage-Atmosphäre und mit ausgewählter Getränkekarte, kommen die Gäste hier bei dem ein oder anderen Drink ins Gespräch. Aus Fremden werden Bekannte, auch wenn es nur für ein Nacht ist.

 

Verrückte Geschichten? Dafür sind die Gäste des gebürtigen Kroaten einfach zu entspannt: "Sie haben mir noch nicht einmal die Toiletten vollgemalt." Tja, in der Karlsvorstadt mit Blick auf die hektische Haupststätter Straße lässt man es eben ruhiger angehen. Statt Trichtern steht hier der Genuss im Vordergrund.

Ausgelassen ist die Stimmung trotzdem: Oft sitzen die geselligen Runden noch weit nach den eigentlichen Öffnungszeiten zusammen. Mittendrin, oder hinter dem Tresen, steht dann Ante Barac. Wenn er nicht gerade Gin Tonic und Co. zusammenmixt, wechselt der 41-Jährige die Vinyl-Scheiben am Plattenspieler der Bar – oder plaudert für Stadtkind aus dem Nähkästchen.

"Bist du der Karl?"

Viele, die hier zum ersten Mal reinkommen, fragen mich, ob ich denn der Karl bin. Das passiert echt ständig. Dabei hat die Bar gar nichts mit einem Männernamen zu tun. Heslach hieß zwischen 1890 und 1920 Karlsvorstadt – es gibt also keinen Karl bei uns, sorry.

Kupferbecher-Gate

In Karlsvorstadt wird der Moscow Mule aus dem Kupferbecher serviert. Irgendwie scheint nicht nur der Drink ganz gut anzukommen, denn die Becher verschwinden des Öfteren auf mysteriöse Art und Weise. Leider fällt uns das immer erst später auf. Wenn ich so darüber nachdenke, musste ich bestimmt schon für 700 Euro Kupferbecher nachkaufen.

"Damit hätte man locker den ganzen Marienplatz beschallen können."

Eine Freundin hat ihren Geburtstag bei uns gefeiert und vorher gefragt, ob sie denn auch ein bisschen singen darf. Kein Problem! Ich war an dem Abend selbst nicht da, aber mir wurde erzählt, wie sie plötzlich ein Soundsystem anschleppte, mit dem man locker den ganzen Marienplatz hätte beschallen können. Die Leute im Haus waren wahrscheinlich nicht ganz so begeistert, aber unsere Gäste hatten einen super Abend.

Alt wie ein Baum

Der Look von der Bar hat sich nach und nach ergeben. Für uns war klar, dass es gemütlich sein soll, also arbeiteten wir verstärkt mit Holz. Der Tresen ist zum Beispiel aus 300 Jahre alter Eiche. Außerdem sind unsere Möbel fast alle echte Vintage-Stücke. Zum Beispiel die Kinosessel aus den 20er Jahren.

Auf den Putz hauen

Die Wände sind aus Holz, aber teilweise auch offen gelegt und unverputzt, sodass man das alte Mauerwerk sieht. Als am Ende alles startklar war, wollte sich der Vermieter alles anschauen und meinte dann: "Ui, da müsst ihr aber noch einiges machen."

Eine schwüle Sommernacht

Als 2016 das Marienplatzfest wegen Unwetter abgebrochen werden musste, stand ich gerade an der Bar. Plötzlich kam eine riesen Masse an Menschen vom Marienplatz gelaufen. Das sah aus wie nach einem Spitzenspiel im Stadion. Ich dachte mir nur: "Die werden doch nicht..." und dann stand auch schon die gesamte Bar voll. Wir hatten dann einen richtig guten Abend. Draußen hat es geregnet und die Leute wollten nicht gehen. Wir waren halt alle klatschnass, die einen vom Regen, die anderen, weil es so schwül war.