Es wird wieder ausgeplaudert, was das Zeug hält. Diesmal gibt Markus Marschall aus der Dresden-Bar ein paar Gute-Nacht-Geschichten zum Besten, die es in sich haben.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Er hat den Überblick, von der Bar aus, im Dresden - und nur für's Protokoll, die Bar hat nichts mit der Stadt Dresden zu tun. Weiter im Text, denn Schichtleiter Markus Marschall ist in Plauderlaune. Und Plaudernde soll man ja bekanntlich nicht aufhalten.

 

Der 27-Jährige, der gerade sein Studium "Produktdesign" an der Akademie der Bildenden Künste abgeschlossen hat, gibt sogar zu: "Ich habe nur wegen einer Barkeeperin im Dresden angefangen zu arbeiten." So so, wer das wohl war? Das wird natürlich nicht verraten, denn auch in diesem Fal giltl: Was im Dresden passiert, bleibt im Dresden - oder so ähnlich. 

Tja, was soll's - jetzt ist er Schichtleiter. Das Wichtigste lernt man im Dresden also vor Ort. Wer das auch möchte, darf sich gern bewerben und beweisen, denn gerade sucht die Bar Personal. "Smarte und hübsche Girls sind immer gern gesehen." Aber natürlich gibt es jetzt schon viele gutaussehende Gründe ins Dresden zu gehen - isch klar. 

Getränke gibt's in dem schnuckelig, muggelig anmutenden und, laut Bar-Mann Markus, super sympatischen Dresden übrigens auch.  Er nimmt da nämlich herzlich gerne Bestellungen für Aperol Sour, Vodka Mate und sogar auch einen "Skinny Bitch" a.k.a. Vodka-Soda entgegen. Bloß bitte keinen "Vodka Ännertschiiiee" bestellen, gibt's im Dresden nämlich nicht, auch beziehungsweise erst recht nicht, wenn die Frage: "Hä, was isch Mate?" gestellt wird. Und am liebsten kredenzt der Kreativkopf eh einen "London Mule", auch wenn Mate mit Jägermeister aus der Flasche gerade der Shit ist. 

Da bleibt nur noch zu sagen: "Im Dresden wird noch jeder Gast begrüßt und sich auch immer ein bisschen Zeit zum Talken genommen." Na, das ist doch mal echt sympathisch. 

Die Hostel-Gang

Ich bin mal mit einem Stuttgarter ins Gespräch gekommen, der einen Wasserschaden in seiner Wohnung hatte und vorübergehend in ein Hostel mit Mehrbett-Zimmer gezogen war. An dem Abend hatte er seine Zimmerkollegen dabei, einen Südamerikaner, einen Afrikaner, einen Holländer und einen aus LA. Und da die, die dort zusammen wohnten von ihren Aufenthalten zeitlich überschnitten brachte jeder immer andere Leute mit in unsere Bar. Manchmal fragen wir dann auch - zum Beispiel wenn der Tanz der Gäste eher nach Teufelsaustreibung aussieht: "Hey seid ihr auch aus dem Hostel?" Und meistens sagen sie ja. 

Sein oder nicht sein

Witzig ist es auch immer am Anfang, bevor der Abend so richtig im Gange ist und noch nicht viele Leute da sind. Neulich öffnete ein Gast ganz vorsichtig die Tür, schaute sich um - die Bar ist ja nicht sofort ersichtlich - und stellte die Frage: "Kann man hier sein?" Sehr tiefgründig. Als Antwort gab's von mir nur: "Keine Ahnung, da musst du Shakespeare fragen."

Fragen über Fragen

Generell werden im Dresden viele Fragen gestellt. Hier ein kleiner Auszug: Warum heißt die Bar Dresden-Bar? Was habt ihr hier mit Dresden zu tun? Ich komme aus Dresden, habt ihr was mit der Stadt zu tun? Ich komme aus Dresden, bekomme ich einen Schnaps? Wo ist denn der zweite Floor? Habt ihr eine Toilette?

Getränke-Gebärden

Was sich mittlerweile auch immer öfter beobachten lässt, ist, dass die Kommunikation im Laufe des Abends mehr als flöten geht. Am Anfang sind alle noch nett und plaudern mit dir und irgendwann wird nur noch geschielt und zwei Finger, die dir entgegengestreckt werden, bedeuten dann zwei Bier - die Terminator-Grammatik lässt grüßen.

Vodka AOM vs. Wein

Apropos Getränke-Bestellung. Auf unserer alten Karte stand dass die Longdrinks mit Vodka unter anderem mit Apfe-l, Orangen- oder Maracuja-Saft kombiniert werden können, das Ganze wurde abgekürzt mit A oder O oder M. An einem Abend kam dann ein Girl an die Bar und bestellte: "Einen Vodka AOM, bitte!" Sie hatte wohl das "Oder" überlesen. Auch witzig ist, wenn die Leute, die auf dem Weindorf arbeiten zu uns in die Bar kommen und dann unseren Riesling bestellen. Die brauchen wohl mal ein bisschen Abwechslung.

Wie Zuhause

Was auch interessant ist: Wir sind ja kein Club. Aber am Ende, beim Aufräumen, entdeckt man dann auch gern mal Schuhe, Socken und sogar Unterwäsche auf dem Boden. Da denkt man nur: "Was ist denn hier passiert?!? Auf dieser kleinen drei mal drei Meter-Fläche geht's scheinbar ganz schön ab." Apropos Unterhosen. Ein Truckerfahrer war mal bei uns zu Gast. Er kam an die Bar, hat drei Jägermeister geext, dann nochmal drei bestellt und sich damit auf die Bank gesetzt. Auf einem zieht er seine Hosen runter. Ich denke nur: "Oh je, was passiert jetzt?!" Dann hat er aber einfach nur das Hemd in die Hose gesteckt, das war's. Er hat sich einfach nur gerichtet, absurd. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass die Leute sich im Dresden gleich wie Zuhause und irgendwie unbeobachtet fühlen. 

Was im Dresden passiert, bleibt im Dresden

Tja, nur dass niemand hier unbeobachtet bleibt. Wir Barkeeper sehen alles und sind so ein bisschen die Quelle von allem, die Gossip-Girls und -Boys der Bar. Was wir zum Teil mitbekommen und dann zum Beispiel denken: "Hä, hat die und die nicht einen Freund?!?" Aber über all diese Dinge bewahren wir schön Stillschweigen.

Lautes Örtchen

Eher weniger still war es hingegen mal bei uns an Fasching. Da kam ein Typ zu mir an die Bar und meinte: "Hey, mir ist es ja eigentlich egal, aber auf der Männertoilette geht's ganz schön ab." Dann bin ich halt mal hoch, um zu schauen. Und da haben sich echt alle einen Spaß daraus gemacht und darübergeschaut. Und ich meinnte nur: "Geht doch zum Vögeln bitte nach Hause." Ich hatte die beiden zwar nicht geehen, aber dann doch erkannt. Denn es waren die einzigen, die später mit hoch rotem Kopf im Dresden standen.