Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Die Hotellobby beklagt, dass solche Vermittlungsportale Umsatz kosten, außerdem dass die Privatvermieter längst nicht so hohe Auflagen zu beachten hätten wie gewerbliche und ergo einen Wettbewerbsvorteil hätten. Ein weiterer Kritikpunkt: so werde Wohnraum zweckentfremdet.

 

Das mag für schwarze Schafe gelten, die tatsächlich lieber ganze Wohnungen nächteweise vermieten anstatt sie auf den Wohnungsmarkt zu werfen. Bei der Heusteigwohnung von Korbinian und der Mehrzahl der 473 aktuell in Stuttgart und Umgebung angebotenen Unterkünfte verfängt der Vorwurf nicht; da heben Privatleute ein Zimmer oder eine Schlafcouch frei und wollen ihre Haushaltskasse aufbessern.

Studentenpritsche oder „amazing Loft“?

Zwischen neun und 350 Euro zahlt man aktuell für ein via AirBnB vermitteltes Privatzimmer in der Region Stuttgart, von der Pritsche im Studentenwohnheim bis zum „amazing Loft“ ist alles dabei. Die große Mehrzahl der Zimmer kostet zwischen 40 und 100 Euro die Nacht.

Das mit Luftbett, Panton Chair und Stereoanlage eingerichtete Gästezimmer bei Korbinian und der Blick vom Balkon sind die 67 Euro allemal wert. Beim zweiten Glas Aperol-Spritz stecken wir mitten im Gespräch über die Erfahrungen der Gelegenheitsvermieter. Seit Februar bieten sie das Gästezimmer auf AirBnB an, sagt unser Gastgeber, er und sein Partner Christian sähen das noch als „Experiment“. Schwerpunktmäßig kämen Geschäftsreisende, vor allem unter der Woche, gern auch während Messezeiten. „Stuttgart ist Business“, sagt der 38-Jährige, nur ab und zu verirrten sich mal Touristen in seine Bleibe.

Weil Korbinian wie die meisten anderen AirBnB-Gastgeber erstens gerne wissen möchte, wen er sich da in seine Traumwohnung holt und wir zweitens gerade kein AirBnB-Nutzerkonto unter falschem Namen zur Hand haben, bleibt nach drei ausgetauschten Nachrichten mit dem Profi-Googler und Gelegenheits-Vermieter nur schonungslose Offenheit: Ja, das soll anschließend in die Zeitung. Was für Korbinian in Ordnung ist. Er bestätigt die Buchung, wenig später schickt AirBnB eine automatisch erstellte Bestätigung per Mail: „Du fährst nach Stuttgart“.

Was AirBnB in Stuttgart zu bieten hat

Die Hotellobby beklagt, dass solche Vermittlungsportale Umsatz kosten, außerdem dass die Privatvermieter längst nicht so hohe Auflagen zu beachten hätten wie gewerbliche und ergo einen Wettbewerbsvorteil hätten. Ein weiterer Kritikpunkt: so werde Wohnraum zweckentfremdet.

Das mag für schwarze Schafe gelten, die tatsächlich lieber ganze Wohnungen nächteweise vermieten anstatt sie auf den Wohnungsmarkt zu werfen. Bei der Heusteigwohnung von Korbinian und der Mehrzahl der 473 aktuell in Stuttgart und Umgebung angebotenen Unterkünfte verfängt der Vorwurf nicht; da heben Privatleute ein Zimmer oder eine Schlafcouch frei und wollen ihre Haushaltskasse aufbessern.

Studentenpritsche oder „amazing Loft“?

Zwischen neun und 350 Euro zahlt man aktuell für ein via AirBnB vermitteltes Privatzimmer in der Region Stuttgart, von der Pritsche im Studentenwohnheim bis zum „amazing Loft“ ist alles dabei. Die große Mehrzahl der Zimmer kostet zwischen 40 und 100 Euro die Nacht.

Das mit Luftbett, Panton Chair und Stereoanlage eingerichtete Gästezimmer bei Korbinian und der Blick vom Balkon sind die 67 Euro allemal wert. Beim zweiten Glas Aperol-Spritz stecken wir mitten im Gespräch über die Erfahrungen der Gelegenheitsvermieter. Seit Februar bieten sie das Gästezimmer auf AirBnB an, sagt unser Gastgeber, er und sein Partner Christian sähen das noch als „Experiment“. Schwerpunktmäßig kämen Geschäftsreisende, vor allem unter der Woche, gern auch während Messezeiten. „Stuttgart ist Business“, sagt der 38-Jährige, nur ab und zu verirrten sich mal Touristen in seine Bleibe.

Der Wahlschwabe liest Steinfest

Was der Niederbayer und „leidenschaftliche Wahlschwabe“ (so die Selbstbeschreibung) ziemlich schade findet. Mit den Worten des Schriftstellers Heinrich Steinfest spricht er von Stuttgart als der „widerspenstigen Schönen“. Und fragt: „Wer braucht schon eine Skyline, wenn er einen Kessel haben kann?“ Zumal wenn es sich von dessen Rändern so schön auf die Stadt schauen lässt wie hier im Heusteigviertel.

Das Heusteigviertel ist für uns als überzeugte Anhänger und Bewohner des Stuttgarter Westens zwar kein exotisches Reiseziel. Doch mit all den superhippen Ecken des Südens sind wir (noch) nicht vertraut und fragen ganz ungeschwindelt, welche Kneipen und Restaurants unser Gastgeber Ortsfremden empfiehlt. Die Antwort: zum Trinken das Bermuda-Dreieck beim Hans-im-Glück-Brunnen oder die Schwarz-Weiß-Bar am Wilhelmsplatz, zum Feiern die Theo Heuss, zum Essen die Weinstube Vetter oder, ganz in der Nähe, das Little Italy sowie die Imme 14. Kann man so lassen, denken wir. Auch deshalb nutzen Reisende heutzutage gerne AirBnB: weil sie Tipps bekommen, die im Info-Point in der Königstraße 1A so vielleicht nicht zu kriegen sind.

Schon ist es vorbei

Imme 14 klingt zu dieser fortgeschrittenen Stunde nach einer guten Idee, erfreulicherweise kommt der Gastgeber noch auf ein, zwei Bier mit. Man kennt ihn in der Imme, wo man selbst um 23 Uhr noch Linsen mit Spätzle kriegt, was nicht ganz typisch ist für Stuttgart. Nein, AirBnB sei keine Konkurrenz zu den etablierten Hotels und ohnehin etwas ganz anderes, befindet Korbinian über dem zweiten wohlschmeckenden Schönbuch-Pils. Er müsse es schließlich wissen, er arbeite in der Branche. Darauf Prost und Gute Nacht!

Am nächsten Morgen ist der Ausblick auf Stuttgart immer noch fantastisch – auch von dem zur Straße gelegenen Gästezimmer, in das die Spätsommersonne in warmen Farben hineinstrahlt. Von hier aus sieht man vom Fernsehturm nur den Korb, erhascht aber auch einen Blick auf die Villa Reitzenstein. So besehen, findet sich an dieser Schönen namens Stuttgart rein gar nichts Widerspenstiges. Dafür endet dieser Kurztip in der eigenen Stadt jäher als alle Urlaube zuvor: Als die Tür der Kurzzeitbleibe ins Schloss fällt, führt der Weg direkt Richtung Stadtbahn: zur Arbeit.