Ein Wettbewerb gibt die Richtung vor: Beim Trollinger Summit sind heutzutage nur noch trockene Tropfen zugelassen, unter den besten Weinen landen die mit Charakter.

Der Wandel in Württemberg ist nicht aufzuhalten. Junge Weinmacher nennen sich heute Winzer und nicht mehr Wengerter. Und der Trollinger schmeckt immer öfter überhaupt nicht mehr so wie früher. Bei einem Trollinger-Preis vor vielen Jahren legte der Jury-Chef noch Wert darauf, dass der Trollinger sortentypisch schmecke, leicht marmeladig, was man erreicht, wenn man die Maische erhitzt. Heute heißt der Wettbewerb Trollinger Summit, wird von jungen Winzerinnen und Winzern organisiert – und mit einem erhitzten Trollinger käme man nicht einmal über die Vorprobe hinaus.

 

In der Jury sitzen junge Frauen wie etwa Anna-Lisa Wenzler von der hippen Stuttgarter Innenstadt-Weinhandlung Wein-Moment. Oder der junge Sommelier Oliver Adler vom Restaurant Friedrichsruhe. Weil es nicht nur um den besten Trollinger geht, sondern auch um die Zukunft der Rebsorte, sind nur noch trockene Weine zugelassen.

Der Sieger ist sogar ein bisschen trüb

Beim Sieger zeigt sich schon mal gut, wie die Zukunft ausschauen könnte: Der Wein vom Sonnenhof in Vahingen/Enz ist sogar ein bisschen trüb, schmeckt aber vorzüglich. Mein Favorit war übrigens der Neckarheld der Marbacher Weingärtner, der aber hier schon einmal in der Kolumne vorgestellt worden ist. Ebenfalls in den Top Ten war der Trollinger vom Steillagenweingut Muck aus Bietigheim, das 90 Prozent seiner Reben auf terrassierten Steillagen bewirtschaftet. Der Trollinger dieses Betriebs steht komplett typisch für die gewünschte Richtung.

Leicht gekühlt immer noch am besten

Denn in der Steillage lässt sich Trollinger kaum wirtschaftlich anbauen, sofern man nicht auf Qualität geht. Stephan Muck reduziert den Ertrag, „um zu zeigen, was ein Trollinger kann“. Sein dunkelroter Vertreter ist auf der Maische vergoren, im Holzfass ausgebaut – und entwickelt die gleichen Aromen wie früher, nur etwas würziger. Immer noch schmeckt er leicht gekühlt am besten, immer noch verträgt der Besucher der Muck’schen Besenwirtschaft mitten in Bietigheim ein Viertele mehr als von einem Merlot, aber in der Summe ist der wesentlich vielschichtiger als früher geworden. Übrigens: Von Mitte September an kann man das im Besen selbst probieren.

Der Urteil der Weinrunde

Holger Gayer So hat Trollinger Zukunft: Der Wein vereint Aromen von Kirsche und Lorbeer mit einer rauchigen Note. Passt zum Sonnenuntergang auf der Terrasse.

Kathrin Haasis Ein toller Vertreter einer verkannten Sorte: Aromen von dunkler Kirsche und Kräuter, ein langer Abgang und dennoch ein leichter Rotwein.

Harald Beck Die Kollegen haben – soweit ich mich erinnere – gesagt, das sei ein moderner Trollinger. Womöglich haben sie recht, der will wohl gern Rotwein sein.

Service

Bietigheimer Trollinger 2018, 12 Euro, Steillagenweingut Muck, Turmstraße 14. Telefon 01 78 / 775 16 27. www.steillagenweingut.de