Nonnenhorn liegt zwar in Bayern, aber zählt zum Glück zum Anbaugebiet Württemberg. Dort macht Clemens Hendriks einen ausgezeichneten Müller-Thurgau. Unser Weintester Michael Weier ist jedenfalls ganz begeistert davon.

Die Rebsorte gehört definitiv nicht zu den bestangesehenen der Welt. Müller-Thurgau war zu Zeiten angesagt, als man im Land noch 200 Kilo vom Ar aus den Weinbergen getragen hat. Der Müller war ein fruchtiges Leichtgewicht, brachte dem Weingut eine feine Menge und war ideal, um daraus ein Weißweinschorle zu machen. Wie damals der Trollinger:  Ein Wein,  wie  mein Vater immer sagte, den man auch in großen Schlucken konsumieren könne.

 

Die Zeit der großen Schlucke ist allerdings vorbei. Die Zeit des Müller-Thurgaus war es auch. Die Idee, ihn Rivaner zu nennen, half nur bedingt, der Ruf eines extrem günstigen Massenweins haftete wie Kaugummi auf dem Marktplatz an ihm. Während die Sorte meist in Cuvées untergebracht wurde, hielt sie sich gegen den Trend am Bodensee. Dort machten die Winzer immer schon sehr guten trockenen Müller-Thurgau, der dem Klischee mit Macht entgegentrat. Was vielleicht daran liegen mag, dass man auch vom deutschen Ufer aus den Kanton Thurgau auf der anderen Seite des Sees sehen kann.

Junge Leute über in der Weinbranche das Zepter

Wie auch immer: Ich schaue gern in die Schweiz, was ich seit über einem halben Jahrhundert immer wieder tue. Und ich tue dies noch lieber mit einem Glas Müller in der Hand. Mit derartiger Erfahrung kann ich sagen: Die Weine rund um den Bodensee sind in den letzten Jahren, wie überall im Land, immer besser geworden. Weil auch dort junge Leute das Zepter übernehmen und gut ausgebildet eine Menge neuen Schwung in die Betriebe bringen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Weingut von Clemens Hendriks in Nonnenhorn, das eigentlich in Bayern liegt, aber dem Anbaugebiet Württemberg zugeordnet ist. Vor sieben Jahren hat  er den fünf Hektar kleinen Betrieb von seinem Großvater übernommen, jetzt wurde er von der Zeitschrift „Falstaff“ geadelt: Sein Tropfen gewann die Müller-Thurgau-Trophy! Und zeigte dabei vor allem, was Müller so kann. Das ist kein Luftikus, sondern ein Wein mit deutlicher Säure und schönem Körper und einem nur ganz feinen Rosenduft.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Sehr schlank und mit einem feinen kräutrigen Aroma ist das ein wirklich ungewöhnlicher Müller. Nix für Traditionalisten, eher für Fortgeschrittene.

Kathrin Haasis Kaum Frucht, sehr schlank, fast grasig: Bei der Beschreibung käme niemand auf Müller-Thurgau. Aber der Ausreißer macht Spaß!

Harald Beck Mit solch einem Müller hätte man den Niedergang der Sorte wohl verhindern können. Chapeau – feiner Beitrag der Bayern zum Württemberger Wein.

2021er Müller-Thurgau trocken, 7,90 Euro, Weingut Hendriks, Nonnenhorn, Telefon 0 83 82 / 82 28. www.hendriks-weine.de