Felix Graf Adelmann baut um seine Burg Schaubeck Grünen Veltliner an. Weine mit österreichischen Sortenbezeichnungen lassen sich gut verkaufen. Unter dem nach wie vor schlechten Ruf Württembergs leiden die hiesigen Wengerter sehr.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Burg Schaubeck - Momentan hadert mal wieder ein Württemberger Wengerter mit seiner Herkunft. Aktuell würde Rainer Schnaitmann das Remstal am liebsten von der restlichen Region abspalten. Es hat keine Altlasten wie literweise halbtrockenen Wein im Keller. Dabei gilt Württemberg unter Kennern als die innovativste Weinregion Deutschlands, nur keiner weiß es. Das Remstal klingt klein und fein und ließe sich entsprechend gut vermarkten – auch international.

 

Lieber Remstal statt Württemberg

Aber Rainer Schnaitmann wird mit dem Versuch ebenso scheitern wie Moritz Haidle, der vor sechs Jahren den Lemberger zum Blaufränkisch umtaufen wollte. Sein Ziel war, „raus aus alten Sicherheiten und rein in einen mondänen Kontext“ zu kommen. Denn eigentlich haben es die Wengerter gut, weil sie ihren Wein hauptsächlich daheim verkaufen. Die Frage ist nur, ob es ewig so bleiben wird. Die österreichischen Kollegen sind dagegen weltweit anerkannt. Studien zufolge soll sich mit dem Lemberger unter dem Namen Blaufränkisch 20 Prozent mehr Umsatz machen lassen. Die Vereinigung der Prädikatsweingüter (VDP) bremste den jungen Haidle dennoch aus. Und beide Bezeichnungen auf das Etikett zu schreiben, das ist laut Weinrecht verboten.

Grüner Veltliner statt Blaufränkisch

Immerhin lassen sich Sorten anbauen, für die es keinen eigenen württembergischen Namen gibt. Rainer Schnaitmann setzte bereits vor Jahren auf einen Gemischten Satz, wie es in Wien beliebt ist. Was einst ein Notbehelf von Weingärtnern war, die verschiedene Sorten nebeneinander pflanzten, damit sie bei schlechter Witterung nicht die gesamte Ernte verloren, wurde durch Österreich wieder schick. Felix Graf Adelmann hat im Kleinbottwartal zwar noch keine Sektionsbewegung gestartet, dafür aber fast einen ganzen Hektar Grünen Veltliner um die Burg Schaubeck angelegt. Laut historischen Dokumenten soll Österreichs wichtigste Weißweinsorte dort schon 1740 gewachsen sein. Der Adelige hat damit immerhin einen mondänen Wein im Programm, der nach Mirabelle und Birne duftet, angenehm ausgewogen wirkt, nur eine leichte Säure hat und gar nicht nach Württemberg schmeckt.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Ein zierlicher Wein ist das: filigrane Frucht, leichter Schmelz, sanfte Kräuteraromen, wenig Alkohol, kaum Säure. Der passt zum Frühling.

Harald Beck Im Vergleich zu dem, was da etwa in der Wachau zu probieren ist, fehlt doch etwas die belebende Säure. Ansonsten: feine Frucht, leicht, angenehm.

Michael Weier Ich war erst kürzlich in Österreich und finde, der Württemberger muss noch lernen. Aromen sind fein, aber dem Wein fehlt ein bisschen Spritzigkeit.

Grüner Veltliner 2020, 12 Euro, Weingut Graf Adelmann, Auf Burg Schaubeck, Steinheim-Kleinbottwar, Telefon 07 14 8/92 12 20, www.graf-adelmann.com