Das Wirtemberg-Gymnasium hat im Beisein von Verkehrsminister Winfried Hermann 14 „Bausteine des Landes“ erhalten. Der Grünen-Politiker war in den 1980er Jahren an der Schule Lehrer.

Untertürkheim - Für ein paar Minuten rutschte Winfried Hermann zurück in eine alte Rolle. Als der Landesverkehrsminister den Schülern des Wirtemberg-Gymnasiums die Vorzüge des heimischen Rohstoffs Stein erläuterte, war es für ihn wie ein Zeitsprung über mehr als drei Jahrzehnte. Zwischen 1981 und 1984 unterrichtete Hermann an dem Gymnasium in Untertürkheim die Fächer Sport, Deutsch, Gemeinschaftskunde und Politik. „Eine schöne Zeit“, sagt Hermann heute über sein vergleichsweise kurzes Dasein als Lehrer, ehe er 1984 erstmals in den baden-württembergischen Landtag gewählt wurde und als Grünen-Politiker Karriere machte.

 

Thomas Beißwenger hat den Lehrer Hermann selbst erlebt, war zu jener Zeit Schüler des Wirtemberg-Gymnasiums, wo er 1985 sein Abitur ablegte. Heute ist Beißwenger Diplom-Biologe und Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE). Beißwenger entwickelte mit seinem Verband in Kooperation mit der Umweltakademie, dem Landesverband der Schulgeografen, dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau sowie den Pädagogischen Hochschulen im Land über drei Jahre hinweg ein „multimediales Bildungspaket“, den Geokoffer. Dieser Koffer „soll das Interesse der Schüler an geologischen Themen und den interdisziplinären Unterricht fördern“, so das Ziel der Initiative.

Rund 500 Geokoffer sind bislang im Land verteilt worden

In den Geokoffer hineingepackt worden sind die 14 wichtigsten Bausteine des Landes, jeweils als faustgroßes, handgeschliffenes Exemplar. Das fängt an beim Gneis, dessen Ursprung 500 Millionen Jahre zurückliegt. Vom ältesten Gestein des Landes geht die Palette beispielsweise über Granit, Buntsandstein und den Muschelkalk bis hin zum Jüngsten im Bund, dem Cannstatter Travertin, der nur 100 000 Jahre auf dem Buckel hat. „Wir haben da eine halbe Milliarde Jahre Erdgeschichte versammelt“, sagt Thomas Beißwenger über den Geokoffer, der neben den Steinen auch mit genügend Informationsmaterial und Lehrmittel ausgestattet ist, um spannende Schulstunden damit gestalten zu können.

500 solcher Koffer hat der ISTE-Verband inzwischen im ganzen Land an Bildungseinrichtungen verteilt. Nun hat auch das Wirtemberg-Gymnasium einen solchen Geokoffer. „Der wird bei uns gute Dienste leisten“, bedankte sich Schulleiter Martin Bizer bei der offiziellen Übergabe, zu der mit Minister Hermann ein prominenter Ehrengast verpflichtet werden konnte. Für Bizer hat lebendiger Unterricht „auch immer was mit Anschaulichkeit zu tun“. In diesem Fall nach dem Motto: Vom Greifen zum Begreifen.

Zum Geokoffer gab es auch eine kleine Bootsfahrt dazu

Interessant war für die 15 beim Termin anwesenden Schüler nicht nur der Geokoffer selbst, sondern auch der Ort der Übergabe. Im Stuttgarter Hafen konnten sie nach einer kleinen Bootsfahrt hautnah miterleben, wie Tonnen von Steinen, Kies oder Sand über die Transportwege Fluss, Schiene und Straße beispielsweise von einem Steinbruch über die Hafenlogistik hin zu einem Bauunternehmen befördert werden. Die Firma Heinrich Mertz Kies- und Sandwerke GmbH hatte als ISTE-Mitglied den Geokoffer für das Wirtemberg-Gymnasium gespendet und nutzt seinen Standort am Hafen als Umschlagplatz. Geschäftsführer Benedikt Fahrland zeigte den Gästen, wie die Rohstoffe von den Lastkraftwagen auf Container und von dort auf Schiffe gelangen – und umgekehrt. „700 000 Tonnen Material schlagen wir hier im Jahr um“, so Fahrland.

Die gute Nachricht dazu lieferte Thomas Beißwenger: „75 Prozent des im Land verarbeiteten Rohstoffs Stein kommt aus Baden-Württemberg.“ Was nicht nur Hermann ein Lächeln ins Gesicht zauberte.