Ist es besser, sich die Hände mit warmem oder kaltem Wasser zu waschen? Spart kaltes Wasser wirklich so viel Energie? Und was ist, wenn keine Seife vorhanden ist? Die Antworten finden Sie hier.

Digital Desk: Lukas Böhl (lbö)

Je wärmer das Wasser, desto größer die keimtötende Wirkung, die wir ihm zuschreiben. Schließlich entfernen wir Keime im Essen durch Hitze und nutzen heißes Wasser nicht selten auch zur Desinfektion im Haushalt. Die Vermutung liegt also nahe, dass wir uns die Hände so warm wie möglich waschen sollten.

 

Doch stimmt das wirklich?

Nein, sagt die Wissenschaft. In einer Studie aus dem Jahr 2001 haben amerikanische Forscher die antimikrobielle Wirksamkeit von milder Seife in Kombination mit verschiedenen Wassertemperaturen von 4,4 °C / 12.8 °C / 21.1 °C / 35°C und 48.9°C getestet.

Was haben sie herausgefunden?

Die Wassertemperatur hatte keinen Effekt auf die Reduzierung der Bakterien. Zu diesem Ergebnis kam auch eine aktuellere Studie der Rutgers University in New Brunswick aus dem Jahr 2017. Die Forscher konnten keinen signifikanten Unterschied bei der Reduzierung von Bakterien zwischen Temperaturen von 15 °C und 38 °C feststellen.

Zwar konnte in beiden Studien eine geringfügig höhere Wirksamkeit von antibakterieller Seife im Allgemeinen festgestellt werden; die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weist jedoch darauf hin, dass es keine Erkenntnisse gebe, die eine Benutzung von antibakteriellen Seifen in der Allgemeinbevölkerung (außerhalb des Gesundheitswesens) für notwendig erachten.

Zur Wassertemperatur schreibt die BZgA: „Die Wassertemperatur hat keinen Einfluss auf die Reduktion der Mikroorganismen. Daher sollte die individuell angenehme Wassertemperatur gewählt werden. Viel wichtiger sind die Dauer des Händewaschens und das Maß der Reibung beim Einseifen der Hände.“ (Quelle)

Hinweis: Alle wichtigen Infos zum richtigen Händewaschen finden Sie in diesem Artikel. Wie oft Sie sich die Hände waschen sollten und wie Sie sich vor Austrocknung schützen, lesen Sie hier.

Spart kaltes Wasser Energiekosten?

Tatsächlich kann kaltes Wasser beim Händewaschen und Duschen die Energiekosten senken. Immerhin muss das Wasser so nicht erst auf die als angenehme empfundene Temperatur gebracht werden. Wie viel Ersparnis hier letztlich möglich ist, kann nicht pauschal ermittelt werden. Schließlich gibt es verschiedene Methoden, um das Wasser zu erhitzen.

Laut Angaben des Umweltbundesamtes machen die Kosten für Warmwasser durchschnittlich 12 % Prozent der gesamten Energiekosten deutscher Haushalte aus. Hier ist also durchaus Einsparpotenzial vorhanden. Die Verbraucherzentrale empfiehlt daher, den Wasserhahn grundsätzlich auf die kälteste Stufe zu stellen und nur bei Bedarf warmes Wasser zu verwenden.

Passend dazu: Wasser sparen mit dem richtigen Duschkopf

Hände waschen ohne Seife: Macht das Sinn?

Nicht immer ist auf öffentlichen Toiletten Seife vorhanden. Im Zweifelsfall entscheidet der ein oder andere sich dafür, gar nicht die Hände zu waschen. Schließlich könnte man beim Berühren des Waschbeckens wiederum mit Keimen in Kontakt kommen, die sich allein durch Wasser nicht entfernen lassen.

Genau dieses Szenario wurde in einer Studie der London School of Hygiene and Tropical Medicine getestet. Die Probanden sollten diverse Türgriffe und Geländer an öffentlichen Orten berühren und wurden anschließend in drei Gruppen aufgeteilt, um die Kontamination mit Bakterien potenziell fäkalen Ursprungs auf ihren Händen zu überprüfen. Bei Nichtwaschen der Hände wurden die Forscher bei 44 % der Proben fündig. Händewaschen nur mit Wasser verringerte die Anzahl knapp um die Hälfte auf 23 %. Am effektivsten war das Händewaschen mit Seife. Hier waren nur 8 % der Proben positiv.

Daran wird deutlich, dass auch Händewaschen ohne Seife zumindest einen Teil der Erreger durch Wasser und Reibung entfernt. Auch die BZgA empfiehlt daher, sich die Hände selbst dann mit Wasser zu waschen, wenn keine Seife vorhanden ist.