Der Farbanschlag auf die Bilai-i-Habesi Moschee in Welzheim ist noch nicht aufgeklärt. Neue Erkenntnisse könnte möglicherweise die aufwendige Aufbereitung eines Überwachungsfilms bringen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Welzheim - Vier Wochen nach den Hakenkreuzschmierereien an der Welzheimer Bilai-i Habesi Moschee sind die Täter noch nicht ermittelt. Auch ein Überwachungsvideo, auf dem zwei mit Kapuzenpullis bekleidete Sprayer zu sehen sind, hat deren Identität bisher nicht klären können. Die Aufnahmequalität gebe das nicht her, sagt Bernhard Kohn vom Polizeipräsidium Aalen. Doch man habe die Bemühungen nicht aufgegeben und werde sich jetzt möglicherweise speziell für diese Angelegenheit in Unkosten stürzen und teures technisches Equipment anschaffen, sagt Kohn. Die Polizei wolle den Fall unbedingt aufklären und nicht ad acta legen.

 

Wie berichtet, haben mindestens zwei Personen in der Nacht vom 10. auf 11. Juli mehrere Hakenkreuze und die „Heil Hitler“ symbolisierende Zahl 88 in roter und schwarzer Farbe auf die Fassade und an Fenster der Welzheimer Moschee gesprüht. Besonders heftig war die Provokation, weil zu der Zeit im Inneren 50 bis 60 Gläubige in das Gebet nach dem Fastenbrechen vertieft waren. Die Polizei wurde gegen 23.20 Uhr von einem Augenzeugen alarmiert. Als die Beamten eintrafen, waren die Sprayer jedoch bereits verschwunden.

An technische Grenzen gestoßen

Zwar habe man nach der Tat mehrere Vernehmungen durchgeführt, sagt der Polizeisprecher Kohn, eine heiße Spur habe sich daraus und aus ein paar wenigen Hinweisen aus der Bevölkerung aber nicht ergeben. Auch in Sachen Überwachungsvideo sei man an technische Grenzen gestoßen, die sich aber möglicherweise mit großem Aufwand überwinden ließen. „Wir haben noch keinesfalls aufgegeben“, betont Kohn.

Einen Zusammenhang zu zwei weiteren dubiosen Vorfällen in der jüngeren Vergangenheit sieht er hingegen nicht. Ende Juli waren innerhalb von nur drei Tagen in Schorndorf und Spiegelberg jeweils Hakenkreuze in den Lack von Fahrzeugen geritzt worden. Auch zwischen den beiden Vorfällen selbst kann die Polizei keine Verbindung erkennen. „Wir gehen von Einzeltaten aus“, sagt Kohn.

Überhaupt – den Vorfall in der Moschee mal ausgeklammert – hätten derlei Schmierereien mit Nazisymbolen oft gar keinen rechtsradikalen Hintergrund, sagt Kohn. „Die meisten Täter, die wir ermitteln, haben einfach nur schmieren, kaputt machen, anonym auffallen wollen – und dabei das Repertoire genommen, das sie drauf haben.“ Als Beispiel führt der Polizeisprecher eine Serie von Taten im Raum Schwäbisch Hall an, welche die Polizei vor etwa sechs Wochen habe aufklären können. Zahlreiche Hakenkreuzschmierereien unterschiedlicher Ausprägung und Größe seien auf einen Einzeltäter, einen Mann mittleren Alters, zurückzuführen gewesen, der überhaupt keine rechtsextreme Gesinnung gehabt habe: „Er hatte einfach nur provozieren und auffallen wollen.“ Dennoch seien alle seine Taten statistisch in der entsprechenden Kategorie als politisch motiviert geführt worden.

Polizei: Keine Zunahme fremdenfeindlicher Tendenzen

Diese Statistik für den Rems-Murr-Kreis werde trotz der jüngsten Vorfälle in diesem Jahr nicht großartig anders ausfallen als im Vorjahr, wenn es bei der bisherigen Entwicklung bleibe, sagt Kohn. Lediglich im Bereich der „Internettaten“ werde es im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Aalen wohl eine leichte Zunahme geben. Die meisten Fälle hätten einen Bezug auf die Landeserstaufnahmestelle für Asylbewerber in Ellwangen. Ansonsten gebe es trotz des stark gestiegenen Flüchtlingsaufkommens „insgesamt keine signifikante Zunahme fremdenfeindlicher Tendenzen“, behauptet Kohn.

In Welzheim haben die Hakenkreuzsprayer, so sie tatsächlich einen fremdenfeindlichen Hintergrund hatten, den türkisch-islamischen Kulturverein noch viel enger in die Mitte der Gemeinde geschweißt. Unmittelbar nach der Tat gab es Solidaritätsbekundungen von allen Seiten. Wenige Tage später ließen auf Initiative des katholischen Pfarrers zahlreiche Bürger Taten folgen, indem sie die Schmierereien in einer konzertierten Aktion mit weißer Farbe eliminierten.