Novak Djokovic schrie vor Frust und schüttelte den Kopf. Am Ende steht der Mitfavorit doch im Endspiel von Wimbledon. Nach einem Sieg in vier Sätzen sicherte sich der Vorjahressieger für Sonntag die nächste Titelchance - gegen einen hochklassigen Gegner.

London - Novak Djokovic tätschelte den grünen Rasen, blickte erlöst in den Himmel und bedankte sich in allen vier Richtungen beim Publikum. Als der Titelverteidiger am Ende eines hochklassigen Halbfinals seinen fünften Matchball verwandelt hatte, fiel die Anspannung von ihm ab. Zum sechsten Mal steht der serbische Weltranglisten-Erste im Endspiel von Wimbledon. In 2:49 Stunden setzte sich der frühere Schützling von Boris Becker am Freitag gegen den Überraschungs-Halbfinalisten Roberto Bautista Agut aus Spanien mit 6:2, 4:6, 6:3, 6:2 durch.

 

„Dies ist ein Traumturnier, seit ich ein Kind war. Im Finale zu sein, ist ein Traum, der wahr wird. Das Finale in Wimbledon zu spielen, ist etwas Besonderes“, sagte Djokovic und kündigte an, zumindest Teile des mit Spannung erwarteten zweiten Halbfinals zwischen dem spanischen Weltranglisten-Zweiten Rafael Nadal und dem achtmaligen Wimbledon-Champion Roger Federer aus der Schweiz zu schauen: „Auch ich bin ein Fan von diesem Match. Es ist eine der epischsten Rivalitäten aller Zeiten. Es ist fantastisch, das zu sehen.“

Titel Nummer fünf?

In seinem 25. Grand-Slam-Finale kann Djokovic nun am Sonntag beim traditionsreichsten aller Tennis-Turniere seinen fünften Titel nach 2011, 2014, 2015 und 2018 gewinnen. Schon am Samstag will die US-Amerikanerin Serena Williams im Damen-Endspiel gegen die Rumänin Simona Halep den 24. Grand-Slam-Titel schaffen und den Allzeit-Rekord der Australierin Margaret Court einstellen.

Mit sechs Final-Teilnahmen in Wimbledon steht Djokovic nun genauso gut da wie Björn Borg, Jimmy Connors und Rod Laver und an fünfter Position in dieser Statistik. „Roberto hat sein erstes Halbfinale gespielt, aber er hat sich nicht beeindrucken lassen, er hat sehr gut gespielt“, lobte der Titel-Mitfavorit seinen Gegner. „Es war ein sehr enges Spiel, gerade zu Beginn des dritten Satzes, da hätte es in eine andere Richtung gehen können.“

Spanier kommt stärker auf

Gegen den Grand-Slam-Halbfinaldebütanten Bautista Agut ließ Djokovic an diesem bewölkten Sommer-Tag im Londoner Südwesten zunächst vieles spielerisch leicht aussehen. Vor rund 15.000 Zuschauern, darunter auch der frühere Wimbledonsieger Michael Stich in der Royal Box, hatte der Titel-Mitfavorit in der Regel die bessere Antwort - egal wie sehr der Weltranglisten-22. Bautista Agut auch ackerte.

Danach präsentierte sich der Spanier als Gegner auf Augenhöhe und nervte den Serben zunehmend mit seiner Konstanz und Hartnäckigkeit. Der Titelfavorit haderte mit sich, schüttelte gar zwischen dem ersten und zweiten Aufschlag den Kopf und wich teilweise von seiner druckvollen Spielweise ab. Der Außenseiter nutzte die Schwächephase, ein Netzroller half ihm zum Satzausgleich.

Halbfinalist selbst überrascht

Zweimal hatte der 31-jährige Spanier in diesem Jahr schon gegen die Nummer eins der Welt gewonnen. Dass er in Wimbledon aber am vorletzten Spieltag der Herren noch mitmischt, damit hatte er nicht gerechnet. Bautista Agut hatte Urlaubspläne geschmiedet, bevor er im November heiraten will. Sechs seiner Freunde reisten ohne ihn nach Ibiza, der Tennisprofi machte dem 15-fachen Grand-Slam-Champion den Finaleinzug schwer. Im dritten Satz gelang Djokovic das Break zum 4:2. Ihm sicherte dann auch die Netzkante beim entscheidenden Volley die erneute Satzführung. Ein Halbfinale über fünf Sätze wie vor einem Jahr gegen Nadal blieb ihm erspart, weil er sich den frühen Vorteil im vierten Durchgang nicht mehr nehmen ließ.